Teil 2 der OM?-Reihe:
Vieles hatte sich in den letzten Jahren geändert: Beispielsweise lebte nun ich mit meinem Freund Caleb zusammen in Detroit. Caleb? Ja, richtig gelesen.
Ich dachte oft an meine Zeit in Portland, Seattle und auch meinen Aufentha...
Immer wieder sah ich auf die Wanduhr in meinem Büro. Diese tickte und tickte und bekanntlich konnte niemand den Kampf gegen die Zeit gewinnen. Sie lief ohne Erbarmen weiter. Leider. Im Moment wäre eine Zeitreisemaschine oder eine Fernbedienung wie in diesem einen Adam Sandler Film, ich glaube der hieß Klick, sehr hilfreich. Damit könnte ich zu unserem Telefonat zurückspulen und einen anderen Termin ausmachen oder bis zum Zeitpunkt nach unserem heutigen Treffen vorspulen.
13:00 Uhr
Sah ich denn schick genug aus? Ich holte meinen kleinen Schminkspiegel aus der Schreibtischlade neben mir und nahm ihn in die linke Hand, während ich begann mir in schnellen Bewegungen die Haare zurechtzumachen. Im Endeffekt waren sie nur noch strubbeliger und ich war rot vor Frustration geworden.
13:30 Uhr
Warum hatte ich nicht gesagt, dass bereits heute zu frühzeitig für unseren Termin sei? Dann hätte ich noch mehr Zeit gehabt, um mich auf Matt einstellen zu können.
13:40 Uhr
Vielleicht würde ich noch unbemerkt abhauen können. Oder?
13:45 Uhr
Und es klopfte an der Tür. „Herein", antwortete ich und stand auf. Innerlich wappnete ich mich. Matt wird sicherlich überrascht sein, wenn er sehen wird mit wem er sich für die Organisation seiner Eröffnungsfeier abgeben muss.
Doch anders als erwartet, öffnete ich nicht Matt, sondern Ian die Tür. „Ich hoffe, dass ich nicht störe", sagte er und betrat den Raum. Doch das tust du.
„Wie kann ich dir helfen? Ich erwarte um ehrlich zu sein einen Kunden."
„Es dauert gar nicht lange. Nur fünf Minuten. Könntest du mir helfen meine Sachen in mein Büro zu bringen? Sie stehen unten vor dem Lift, reingebracht habe ich sie schon", erklärte Ian und stieg unruhig von dem einen Fuß auf den anderen. Musste er etwa sein Geschäft erledigen?
Ian Calder war mein neuer Kollege. Ich hatte ihn bei der Jubiläumsfeier von Detroit Event Planning letzten Monat kennengelernt. Leider war mir entsprungen, dass er bereits heute zu uns umsiedeln würde.
„Aber Ian, ich habe wirklich nicht viel Zeit", entgegnete ich und lächelte entschuldigend. Kennt ihr diese Momente, wenn ihr etwas verneinen möchtet, es aber nicht über das Herz bekommt und hofft, dass die Person selbst sagt, dass das kein Problem sei? Doch Ian schien die Message nicht zu bekommen.
„Ja, das schaffen wir." Er tippte auf die Box, die er vor sich hielt. „Ich bringe die mal schnell in mein Büro und komme dann nach. Geh also ruhig schon mal vor. Die restlichen Boxen stehen direkt neben dem Lift im Erdgeschoss. Es sind sowieso nur noch zwei."
„Okay", murmelte ich und ging zum Lift. Freiwillig würde ich nie und nimmer auch nur eine Stufe gehen, wenn das nicht notwendig war und verhindert werden konnte.
***
Im Erdgeschoss angekommen, stieg ich aus dem Lift aus. Hatte Ian nicht gesagt, dass sich seine restlichen Sachen gleich dort befinden würden? Dass ich sie praktisch nicht übersehen konnte? Verwunderte drehte ich mich nach links. Dann nach rechts. Und endlich entdeckte ich die beiden Pappkartons.
Ich bückte mich und hob den kleineren der beiden auf. Der zweite war um ein Vielfaches größer und beinhaltete einige dicke Ordner. „Den muss Ian dann selber nach oben schleppen", dachte ich mir, als ich mich wieder aufrichtete.
Da hörte ich hinter mir wie jemand pfiff. „So einen tollen Hintern würde ich überall wiederkennen." Empört drehte ich mich um und sah in das verspielte Grinsen von Caleb.
„Nicht so laut", sagte ich und ging mit der Box in den Händen in großen Schritten auf ihn zu.
„Ach, hab dich nicht so", sagte er schmunzelnd und zog mich an sich.
„Was hast du denn überhaupt hier zu suchen? Ich dachte wir wollten uns um 16:00Uhr Zuhause treffen?"
„Ich wollte dir nur einen kleinen Besuch abstatten." Kritisch musterte er mich und dann die Schachtel in meinen Händen. „Oder störe ich etwa?"
„Nein, ich erwarte aber einen Kunden. Das heißt, ich muss mich auf den Weg nach oben machen, damit ich in meinem Büro bin, wenn er ankommt. Bitte sei mir nicht böse."
Caleb nickte und tätschelte meine Wange. „Kein Problem. Wir sehen uns dann später." Er konnte nichts dafür, aber er war im schlechtmöglichsten Augenblick erschienen und ich war froh, dass ich gleich wieder alleine sein würde. Ich sah ihm nach und als er sich nochmal umdrehte, winkte ich ihm. Was mit einer Hand besonders schwer fiel, wenn man bedachte, dass ich in der anderen noch immer einen Pappkarton hielt.
Ich stieg in den Lift und atmete erleichtert aus, als sich die Tür zu schließen begann. Doch da stahl sich ein schwarzer Lederschuh in den Spalt und der Aufzug öffnete sich erneut. „Entschuldigung", meldete sich eine tiefe Stimme, die ich überall sofort wiedererkennen würde, zu Wort. Ich sah neben mich und da stand er. Matt. Ob er wohl Caleb begegnet war, als er das Gebäude betreten hat?
Er richtete seine Manschettenknöpfe zurecht und hielt seinen Blick gesenkt. Doch als das erledigt war, hob er seinen Blick an und sah mir direkt in meine braunen Augen. „Jess?" Die Überraschung war geglückt.
Ich sah ihn mit großen kugelrunden Augen an und brachte keinen Ton heraus. Ich kann das nicht. Ich kann das nicht. Ich kann das nicht. Ich muss das aber können.
„Ja?", gab ich kleinlaut von mir und versuchte seinem stechenden Blick standzuhalten.
„Du scheinst aber nicht gerade darüber überrascht zu sein, mich hier vorzufinden", sagte er und wusste noch gar nicht, dass er damit ins Schwarze getroffen hatte.
„Nun ja, das ist so eine Sache."
„Soll ich dir das abnehmen?", fragte er mich und deutet mit einem Blick auf die Box. Für einen Moment dachte ich, dass er meine Notlüge bereits aufgedeckt hat.
„Nein, schon gut." Wie ich diese seltsamen Konversationen doch verabscheute, wenn niemand wusste was er sagen sollte. Oder wenn niemand sich traute den Mund aufzumachen, weil er Angst hatte, er könnte etwas Falsches sagen.
Da ertönte das erlösende Signal vom Lift, dass uns mitteilte, dass wir im siebten Stock angekommen waren. Wir stiegen aus und stellten uns gegenüber.
„Arbeitest du hier?", fragte Matt mich, als ich Ian auf uns zukommen sah.
„Danke, du bist ein Schatz", sagte dieser und nahm mir die Schachtel ab. „Jetzt muss ich nur noch meine Ordner nach oben schaffen."
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A/N:
Vom wem Ian verkörpert wird, seht ihr in der Besetzung.
Question:
Bei wem seid ihr am Glücklichsten? Oder was müsst ihr machen, um happy zu sein?
Melli
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