16. Kapitel

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Zitat:

If you see something beautiful in someone, speak it.

~ Ruthie Lindsey

- Matt's POV -

Mit den Worten „Ja, das tu ich" hatte Jess meine Frage, ob sie in Detroit wohne, beantwortet. Ich hatte es ja bereits vermutet, aber das sie nun meine Vermutung bestätigte, verletzte mich ein klein wenig. Vielleicht wirkte ich für sie entspannter, als nur wenige Augenblicke zuvor, doch in Wirklichkeit hatte sich alles mit einem Mal in mir zusammengezogen. Also wusste sie bereits seit dem Moment, in dem ich ihr berichtet hatte, dass ich in diese Stadt ziehen würde, Bescheid, hatte es mir aber nicht erzählt. Sollte ich sauer sein? Vielleicht. Aber war ich es? Enttäuscht würde es wohl eher treffen.

„Wieso hast du mir nicht gesagt, dass du hier wohnst?", fragte ich leise. Ich versuchte gelassen zu klingen, doch in meiner Stimme war so viel Anspannung zu erkennen, dass ich mir sicher sein konnte, dass ich auch Jess nicht täuschen konnte.

„Matt, du weißt... du hast mich doch sagen hören.." Immer wieder setzte sie von Neuem an, doch es wollte einfach kein vollsändiger Satz, ihre ach so schönen Lippen verlassen.

Zögerlich legte ich also eine Hand auf ihre Schulter. Sofort aber machte sie einen Schritt nach hinten und wand den Blick ab.

- Jess' POV -

Es tat so so weh Matt so nah, aber doch auch so fern zu sein. Ich konnte ihn nicht mehr in die Augen blicken, weil ich sonst für nichts mehr etwas garantieren konnte.

„Ist es weil du Angst hast, dass du wieder mehr für mich fühlen könntest?", meinte er leise und kam erneut einen Schritt auf mich zu. „Natürlich!", hätte ich ihm am Liebsten laut ins Gesicht geschrien, hielt mich aber zurück. Wollte er mich mit seinen Worten so verletzen?

„Machst du das absichtlich?", fragte ich.

„Was meinst du?", erwiderte Matt sichtlich verwirrt und ließ mich erneut zu ihm aufsehen.

„Mir so wehzutun? Machst du das wirklich absichtlich?"

Er schien endlich zu verstehen was ich meinte und sagte: „Aber Jess, du tust dir doch selbst weh. Ich sehe doch, dass du dir nur etwas vormachst. Caden mag versuchen, dich glücklich zu machen, doch ich weiß, dass du an meine Seite gehörst."

Ich wusste, dass er absichtlich den falschen Namen sagte. Matt war sich sehr wohl dessen bewusst, dass mein Partner Caleb und nicht Caden hieß. Ich war mir sicher, dass er das nur machte um mich noch mehr zu verärgern.

„Caleb", meinte ich und machte eine extra lange Sprechpause, „er macht mich sehr wohl glücklich." Mein Herz pochte immer schneller und ich wusste nicht, wie lange es das schnelle Tempo seines Pochens noch aushalten konnte, bevor es explodieren würde.

Mit einem Mal stand er direkt vor mir. Brust an Brust. Er antwortete nicht, zu mindest nicht in verbaler Form. Denn mit einem Mal hatte er seine Finger durch die Gürtelschleifen meiner Jeans gehakt, um mich so an Ort und Stelle zu halten. Vor Schreck ließ ich meine Einkaufstüten zu Boden fallen. Als ich versuchte mich von ihm wegzudrücken, zog er mich nur noch näher an sich. Sein Atem auf meiner Haut brannte wie Feuer.

„Bitte Matt...", murmelte ich. Doch, um was bittete ich ihn? Mich loszulassen? Mich zu küssen?

„Fünf Dollar." 

Mit einem Mal war Matt von mir gewichen  und hatte einen großen Schritt nach hinten gemacht. Erschrocken stellte er sich neben mich und blickte genauso verwundert, wie ich selbst, in das zufriedene Gesicht seines Vaters.

„Du schuldest mir 5 Dollar", wiederholte Scott und musterte Mum, die nun hinter ihm vervortrat.

„Habt ihr ehrlich schon wieder gewettet?", gab ich entsetzt von mir. Ich war viel mehr darüber überrascht, dass sie erneut eine Wette am Laufen gehabt haben, als darüber, dass sie auf einmal vor Matt und mir standen. Das letzte Mal, dass sie gewettet haben, war, als es darum ging wann Matt und ich ihnen gestehen würden, dass es zwischen uns mehr als nur Freundschaft war. Aber um ehrlich zu sein... War es jemals nur Freundschaft gewesen?„Was macht ihr hier?", fragte ich dann aber doch, weil mich die Neugierde packte.

„Wir wollten dir einen Überraschungsbesuch abstatten", meinte Scott. „Davor aber noch etwas shoppen."

„Nur habt ihr mich gerade noch mehr überrascht, als es Scott und mir wahrscheinlich gelungen wäre, wenn wir auf einmal vor deiner Tür gestanden wären", meinte Mum und lächelte schief. „Außerdem habt ihr mir gerade ganze fünf Dollar gekostet. Ich finde das solltet ihr gut machen, indem ihr mich auf eine Runde Kaffee einladet."

„Mum, Scott", brummte ich, „ihr habt von dem was gerade vorgefallen ist ein komplett falsches Bild."

Auch ja, Jess? Ich denke es war sehr offensichtlich was da gerade passiert ist.

Matt seufzte leise, so leise, dass es wahrscheinlich nur ich wahrnehmen konnte, weil ich ihm so nah war, dass ich sogar die Wärme, die von ihm ausging, spürte. War er etwa enttäuscht? Hatte er sich eine andere Antwort als die meine erwartet?

Vorsichtig und mit kleinen Schritten ging ich auf Mum und Scott zu, um sie zu umarmen und so richtig zu begrüßen. Ich sah sie noch immer mit großen Augen an und mir wurde beim Gedanken, dass Matt ihnen berichtet hatte, wie er für mich fühlte ganz mumlig im Magen.

„Ich würde ja gerne mitkommen, aber ich habe nachdem ich bei meinem zukünfigen Zuhause vorbeigesehen habe, noch einen langen Heimweg vor mir", räumte Matt ein. Ich war erleichtert, versuchte aber das nicht zu zeigen, damit ich ihn nicht verletzte.

„Aber Matt", räumte Scott ein, doch dieser fiel ihm sofort ins Wort. „Keine Widerrede. Sogern ich auch mitkommen würde, ich muss mich leider auf den Weg machen."

Der Abschied war ganz schön unangenehm. Mum und auch Scott umarmten Matt kurz. Und ich? Ich winkte. Obwohl wir gerade mal einen Meter von einander entfernt standen. Naja, ich bezeichnete mich schon immer nicht umsonst als socially awkward.

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A/N: Ich möchte dieses Kapitel denjenigen widmen, die an mich glauben, wenn selbst ich jegliche Hoffnung verloren habe. Danke.

Meine Schreibblockade wird denke ich von meiner nicht vohandenen Selbstsicherheit hervorgerufen. Hab ständig angst, dass das was ich hier zusammenschreibe, nicht gut genug sein könnte. Naja.. hoffentlich ändert sich das bald.

Melli

Melli

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