Teil 2 der OM?-Reihe:
Vieles hatte sich in den letzten Jahren geändert: Beispielsweise lebte nun ich mit meinem Freund Caleb zusammen in Detroit. Caleb? Ja, richtig gelesen.
Ich dachte oft an meine Zeit in Portland, Seattle und auch meinen Aufentha...
I have learned that there is more power in a good strong hug than in a thousand meaningful words.
~ Anna Hood
- Jess' POV -
Nachdem Ian seinen Weg fortgesetzt hatte, waren Matt und ich wieder alleine. Fast alleine, denn Mel hatte ihren Arbeitsplatz nur wenige Meter vom Lift entfernt.
Der Gebäudekomplex war nämlich so organisiert, dass sich im Erdgeschoss ein Informationsstand befand, an dem aufgelistet war, was sich wo befand. Im siebten Stock waren meine Kollegen und ich untergebracht. In den anderen Stockwerken befanden sich verschiedenste Unternehmen und deren Büros.
„Arbeitest du hier?", wiederholte Matt seine Frage. Geduldig sah er auf seine Uhr. „Ich habe gleich einen Termin und habe nicht mehr lange Zeit", sagte er und schien mir damit klarmachen zu wollen, dass er gerne so schnell wie möglich eine Antwort hätte.
„Ja", erwiderte ich. „Ich arbeite hier."
„Oh, dann weißt du doch sicher welche von deinen Kolleginnen eine besonders tiefe Stimme hat. So in etwa, als würde sie etwas im Hals stecken haben. Oder als würde sie schon sehr lange rauchen. Anders kann ich diese Stimme nicht beschreiben. Oder doch, es hat sich angehört, als würde eine Tür, die noch nie geölt wurde, versuchen zu sprechen."
Ich wurde knallrot und sah hilfesuchend an Matt vorbei. Mels und meine Blicke trafen sich und sie sah mich mit gemischten Gefühlen an. Einerseits schien sie sich das Lachen verkneifen zu müssen, weil sie mitbekommen hatte, was Matt gerade eben berichtet hat. Andererseits schien sie mich alleine durch ihre Augen fragen zu wollen, ob das da vor mir wirklich mein Ex-Freund war. Denn leider musste ich zugeben, dass Matt immer noch verdammt gut aussah.
„Schon gut, schon gut. Ich habe es verstanden." Ich sah Matt erneut an und räusperte mich. „Das war ich."
„Was?"
„Du hast mit mir telefoniert", erklärte ich und schämte mich. Wieso hatte ich ihm nicht gleich gesagt mit wem er es zu tun hatte? Dann hätten wir uns diese peinliche Situation erspart.
„Aber wieso hast du-"
„Komm erst mal mit", sagte ich und führte ihn in mein Büro. Aber nicht ohne davor nochmal zu Mel zu schauen, die mir andeutete, dass alles gut gehen würde. „Da sind wir. Das ist mein Büro, setz dich ruhig."
Ich schloss die Tür hinter uns und nahm gegenüber von ihm Platz. Matt sah mich so an, als würde er noch immer nicht glauben können, wen er da vor sich hatte.
„Ich weiß, das war kindisch von mir", gestand ich. „Aber ich war vollkommen überfordert."
Ich lehnte mich am Tisch ab und sah auf Matts Hände hinab, die er vor mir abgelegt hatte. Wie gerne ich doch nach vorne greifen würde und-"
„Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Ich habe nicht gewusst, dass du hier arbeitest. Dann hätte ich mir jemand anderen für den Job gesucht."
„Schon okay, das konntest du nicht wissen", erwiderte ich. „Dann lass uns anfangen."
Nachdem wir geklärt hatten wie sich Matt die Eröffnungsfeier vorstellte und wie viele Personen und vor allem wer genau eingeladen werden sollte, musste ich feststellen, dass mit jeder vergangenen Minute, die Stimmung noch angespannter wurde. Ich hatte gehofft, dass das Gegenteil passieren würde.
„Ist das wirklich in Ordnung für dich? Dass du das für mich planst?", fragte Matt und riss mich so aus meinen Gedanken.
„Ja, alles bestens", antwortete ich. Wir mussten wohl beide lernen wie man mit so einer Situation am Schlauesten umging. Vor allem ich. Immerhin hatte ich Matt dadurch verloren. Weil er sich nicht mehr um mich kümmerte und Tag und Nacht damit beschäftigt war für seine Klienten zu kämpfen. Und jetzt plante ausgerechnet ich die Eröffnungsfeier seiner Kanzlei. Das war wie ein Schlag ins Gesicht. „Ich denke das ist alles was ich fürs Erste wissen muss."
„Dann treffen wir uns bald wieder, um den weiteren Vorgang zu besprechen, oder?"
„Ja, können wir machen", erwiderte ich und beobachtete ihn dabei, wie er aus seinem Aktenkoffer einen Terminplaner fischte. Ich holte mein Handy aus meiner Handtasche und suchte die Kalenderfunktion. Ich hatte zwar auch einen Planer, aber hin und wieder war auch die App dazu ganz praktisch. „Ich werde auf jeden Fall ein paar Tage brauchen", sagte ich. „Wenn du nächste Woche einen Termin für mich freihast, damit wir besprechen wie die Lage ist, wäre das sehr gut."
„Für dich habe ich immer Zeit", murmelte Matt leise und sah mich dabei nicht an. So, als wäre ihm gar nicht aufgefallen, dass er das gerade laut gesagt hat. „Nächste Woche Dienstag um dieselbe Uhrzeit?"
„Ja, gerne", antwortete ich und sah auf die Uhr am Handydisplay. Ich wollte Matt nicht rauswerfen, aber ich musste mich bald für den Ausflug mit Caleb und Charlie fertigmachen, gestand ich mir ein.
Und da läutete mein Handy und vor Schreck wäre es mir fast runtergefallen. „Tut mir leid, ich muss kurz ran. Es ist Laura", erkläre ich und deutete auf mein Handy.
Laura. Meine Freundin aus Portland. Wir hatten in den letzten Monaten und Jahren Großteils dadurch Kontakt gehalten, dass wir uns ein bis zwei Mal in der Woche anriefen oder zu mindest chatteten. Doch was war so dringend, dass sie mich während meiner Arbeitszeit anrief? Normalerweise machten rief wir uns am Abend zusammen, wenn jemand von uns beiden etwas zu berichten hatte.
„Hallo?", fragte ich verwundert, als ich den Anruf entgegennahm.
„Hallo, Jess. Hier ist Jasmin Higgins, Lauras Mutter." Natürlich kannte ich sie noch. Doch warum sprach ich mit ihr und nicht ihrer Tochter? War etwas passiert?
„Ja? Was gibt es denn?"
„Ich habe endlich einen Käufer gefunden." Und mit einem Mal wurde mir schlecht. Sie hatte einen Käufer, für das Haus in dem Dad und ich gelebt hatten, gefunden. Nach all den Jahren. Das Pärchen, das sich anfangs für das Haus interesiert hatte, war kurz vor Vertragsabschluss abgesprungen. Sie hatten wie sie meinten ein besseres Angebot gefunden.
Meine Augen begannen verräterisch zu brennen und ich wusste was gleich passieren würde. Matt sah mich traurig an und schien zu merken, dass etwas Schlimmes geschehen sein musste.
Doch sein Anblick machte mich nur noch trauriger.
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A/N:
Ich hoffe es hat euch gefallen. Ich hatte jedenfalls Spaß. 📚
Melli ☺
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