Part 5 - Erste Chance, vermasselt oder nicht?

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Saskia POV

Die Art und Weise wie sich Niall vorhin vor mir gehandhabt hat, lässt mir immer noch einen Schauer über den Rücken laufen. Sein Verhalten ist gruselig, obwohl er aus der Tracht Prügel was lernen sollte. Ich kann mich gar nicht richtig auf meine Hausaufgaben konzentrieren, weil mir das alles keine Ruhe lässt. Meine Zimmertüre steht offen und ich höre wie es an der Haustüre klingelt. Ich lausche neugierig und bekomme mit wie meine Mum öffnet und den „Besuch“ grüßt. Kurz darauf ruft sie zu mir hoch: „Saskia, du hast Besuch, ich schick ihn dir hoch!“; „Geht klar Mum!“, antworte ich. Mein blick ist immer noch auf meine Hausaufgaben gerichtet, als mich ein plötzliches „Hi Saskia!“ zusammen zucken lässt. Es ist Niall, der in der Türe steht und frech grinst. Ich schaue ihn entsetzt an und frage: „Was willst du denn hier?“, „Ich hab Probleme bei den Hausaufgaben und wollte dich um deine Hilfe bitten.“; antwortet er, kommt auf mich zu um mir die gemeinten Aufgaben zu zeigen. „Ehm okay“, sage ich etwas überfordert. Schließlich bereiten mir meine eigenen Hausaufgaben ja schon Kopfzerbrechen. „Nimm dir den Stuhl dadrüben. Hau die Klamotten die da drauf liegen, einfach auf’s Bett.“ Er befolgt meine Anweisungen und plaziert sich dann direkt neben mich. Etwas zu sehr daneben. Sein Kopf ist so nah an meiner Seite, dass er ihn lockern auf die Schulter legen könnte. Gespannt hört er mir zu und lässt sich die Aufgaben erklären. Nach einer Weile merke ich wie er mich anstarrt und sein Blick mich förmlich durchbohrt. Ich fühle mich unwohl und ich merke wie ich rot anlaufe. Aus dem Augenwinkel sehe ich wie er keck lächelt. „Würdest du bitte etwas mehr auf Abstand gehen?“, frag ich ihn genervt. Niall lacht nur kurz und behält seine Sitzposition bei. Unten beginnt meine Mutter mit staubsaugen, passt ja.  Niall springt genervt und mit einem lautem Seufzer auf und macht meine Zimmertüre zu. Da ich ja mit dem Rücken zur Türe sitze, sieht er zum Glück meinen geschockten Blick für’s Kurze nicht. Mein Herz schlägt höher und ich werde noch nervöser. „Jetzt haben wir Ruhe, erklär weiter!“; fordert mich Niall auf. Meine Nervosität ist so groß, dass ich mich ständig verspreche und keinen klaren Gedanken fassen kann. Wieder richtet sich Niall auf um sich seine Strickjacke auszuziehen. Als er das gemacht hat und sich wieder setzt, kommt eine der wunderbar riechensten Duftwolken zu mir rüber und vernebelt mir noch mehr die Birne. Ich hoffe nur zu sehr, dass Niall meine Nervosität nicht bemerkt, ich glaub, das wäre echt sehr sehr peinlich! „Ist alles okay bei dir?“, fragt Niall verwundert, „Wir können auch eine kurze Pause machen, wenn du willst“. Ich nicke nur. Jetzt fühlt es sich so an, als hätte er mir meine ganze Nervosität genommen mit dieser einen Aussage. Wahrscheinlich hat er es doch bemerkt. Gelassen wende ich meine Blick von den Aufgaben ab und lehne mich zurück. Ein lauter Seufzer entflieht meiner Kehle. Es herrscht Stille in meinem Zimmer, nur das Geräusch des Staubsaugers dringt durch die Türe. Niall lässt seinen Blick durch mein Zimmer gehen, bis sich dieser auf einen bestimmten Punkt festigt. „Du spielst Gitarre?“, fragt er neugierig. „Ja.“, „Wo hast du die ganzen Autogramme her?“, er steht auf und geht zur Gitarre, die über meiner Zimmertüre hängt. „Bon Jovi, Linkin Park, Bring Me The Horizon.. Hey da ist ja sogar ein Autogramm von den Jungs und mir!“, bemerkt Niall. Er dreht sich zu mir: „Du bist ja echt um die Runden gekommen, da sind mindestens 100 Autogramme von verschieden Künstlern drauf! Deine Eltern scheinen echt Geld zu haben.“, „Nja. Mein Vater ist selber Musiker und Produzent. Als ich dann auf die Welt gekommen bin, hat er gekündigt. Er hat bis heute noch zu den Meisten Kontakt. Ich bräuchte so zu sagen nur zu ihm hin gehen, sagen wen ich live sehen will und er erfüllt mir den Wunsch.“, erkläre ich locker. „Dein Dad ist echt cool.“, nickt Niall mit dem Kopf, „Was kannst du so auf der Gitarre spielen?“, „Meistens lerne ich die Melodien und Noten von den Liedern die ich gerade gerne höre. Plötzlich scheint Niall wie ein anderer Mensch zu sein, wenn es um Musik geht. Ich hoffe nur er will jetzt nicht noch, dass ich ihm was vorspiele oder sogar singen soll!?

Niall POV

Ich hätte echt nicht gedacht, dass Saskia schon so viele Bands getroffen hat. Ich schaue mir die Gitarre weiterhin an. „Das ist aber auch schon ein altes Modell.“, bemerke ich, als ich mehrere Kratzer in dem Holz sehe. „Ja, das gute Stück hat viel gelitten.“, antwortet Saskia. Ich setze mich wieder zu ihr. Sie schweigt einen Moment, fragt aber kurz darauf: „Wieso bist du jetzt eigentlich so?“  Ich weiß ganz genau was sie meint. Der Grund, warum ich hier in Mullingar bin. Ich zucke nur mit den Schultern. Ich will nicht darüber reden. Sie merkt es und scheint auch den Eindruck zu machen keine Antwort zu erwarten. Saskias Blick richtet sich wieder auf die Gitarre. Ich verfolge jede ihrer Bewegung mit meinen Augen. Ich merke, wie unangenehm es ihr ist, dass ich so nah neben ihr sitze. Aber ich liebe es, etwas zu provozieren. Meine Ellenbogen sind auf meine Knie gestützt und meine Hände zusammen gefaltet. Kurz darauf ändere ich meine Sitzposition zur selben wie Saskia sie hat. Lässig nach hinten gelehnt und die Beine ausgestreckt. Wir verweilen kurze Zeit so. Meine Arme sind hinter meinem Kopf verschränkt. Unsere Blicke sind immer noch an der Gitarre gefestigt. Kurze Zeit darauf strecke ich mich und lege meinen Arm um sie. Saskia’s Blick wandert nervös durch den Raum und meiner bleibt starr auf ihrem Gesicht. Ich sehe wie sie rot anläuft und mich immer wieder aus dem Augenwinkel anschaut. Ich weiß nicht warum ich es tue, aber irgendwas in mir drin sagt, dass ich es muss. Saskia verbleibt in ihrer Position, sie beißt sich auf die Lippe. Sanft streichelt mein Daumen an ihrer Schulter. Ihr Herzschlag ist unwahrscheinlich doll und bringt ihre Brust zum beben. Ich rutsche mit dem Stuhl näher zu ihr bis kein Zentimeter Luft mehr zwischen uns ist. Ihr Atem ist schwer und immer noch erweist sie mir keines Blickes. Immer noch streicheln ich Saskia sanft und kann gar nicht damit aufhören. Meine andere Hand liegt ruhig auf meinem Schoß, aber nicht mehr lange. Ich ergreife ihr Kinn und ziehe ihren Blick auf mich. Ich ziehe sie zu mir, immer weiter. Kurz bevor sich unsere Nasen berühren, schaue ich nochmal tief in ihre Augen. Saskia ist immer noch nervös. Noch immer umfasst meine Hand ihr zartes Kinn und zieht sie weiter zu mir. Soweit bis sich sanft unsere Lippen treffen. Der Kuss ist unbeschreiblich und leidenschaftlich. Meine Hand streicht sanft durch ihre kurzen Haare und drücke sie fester an mich. Saskia’s Arme sind noch immer verschränkt und sie zeigt auch keine Anstalten, dies zu verändern. Plötzlich drückt sie sich von mir weg. „Du solltest gehen!“, fordert sie mich mit hochrotem Kopf auf. Sie schaut auf den Boden und wischt sich mit der Hand über den Mund. „Wieso?“, frage ich verwirrt. „Geh einfach.“, erwidert sie. Ich stehe auf, schnappe meine Jacke und meine Hausaufgaben und verschwinde. Hinter mir lasse ich die Türe knallen. Ich bin etwas verwirrt und enttäuscht, wahrscheinlich auch saue, über diese Reaktion. Warum hat sie mich abserviert? Den Heimweg über frag ich mich das immer wieder. Wer weiß, vielleicht war sie auch einfach nur überrascht, dass ich sie geküsst hab. Ich krame mir aus der Jackentasche meine Kippenschachtel und zünde mir eine Zigarette an. Ich fand den Kuss einzigartig, nur wie gesagt, die Reaktion hat mich überrascht...

Mullingar's Bad BoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt