Er starrte mich von der Seite an. Zu meinem Glück, waren wir gleich beim Hotel. Doch ich hatte mich zu früh gefreut, denn kurz vor der glasigen Drehtüre griff er meinen Arm und drehte mich zu ihm um."Alles in Ordnung?" Besorgt schaute er mir in die Augen.
"Ja.", antwortete ich knapp. Doch ich hatte vergessen zu lächeln und das liess dieses "Ja" anders wirken. Darauf musterte er mein Gesicht einige Sekunden. Ich presste meine Lippen zusammen und wich seinem prüfenden Blick zu aus. Dann liess er von mir ab und wir betraten die Eingangshalle.
"Ich spiel nicht mit dir.", sagte er beiläufig. Ein Strategiezug von ihm. Wie hatte er das gemacht? Kannte er sich noch besser mit Frauen aus, als ich dachte?
"Hab' ich das gesagt?", lächelte ich ihm zu und hoffte er würde das ganze nur als Spiel sehen.
"Nein." Er setzte sein Seitenlächeln auf. Wir betraten unser Hotelzimmer, das so hohe Decken hatte, dass man daraus vielleicht sogar zwei Stöcke hätte machen können.
"Darf ich zu erst unter die Dusche?", fragte ich ihn.
"Nicht zusammen?" Er sah mich an, als hätte er wirklich erwartet, dass wir zusammen duschen würden. Ich schaute ihn prüfend an. Dann viel er aus seiner Rolle, lachte und nickte mir zu, dass ich zuerst gehen durfte.
Ich schloss die Tür hinter mir und drehte den Schlüssel. Dann strich ich mir die Kleider vom Leib und stand unter die Brause. Die Wände waren noch nass, denn ich hatte ja erst vor wenigen Stunden schon geduscht. Und dann wurde mir erst bewusst was passiert war. Es war immernoch der gleiche Tag. Heute morgen wurden wir von einem Gangmitglied entdeckt, dann habe ich von meinem Vater erfahren, kurz darauf hatte ich meine Mutter gesehen - oder zumindest eine Frau, die ihr ähnlich sah. Dann passierte das, was nunmal auf der Toilette der Bar passiert war. Und heute Abend hatte ich Jason geküsst. Und es war schon das dritte Mal, dass ich heute unter der Dusche stand. Das Wasser wurde vom Sand - der an meiner Haut klebte - für kurze Zeit braun gefärbt. Ich beschloss, die ganzen "Er spielt nur mit dir"-Gedanken zu entfernen. Das Leben war zu kurz, um sich Sorgen um Dinge zu machen, die man sich nicht müsste.
Nur mit einem Handtuch bedeckt schritt ich aus dem Badezimmer. Ich hätte mir denken können, dass ich einige zweideutige Blicke von Jason ernten würde. Vielleicht wollte ich das sogar. Ich hatte ehrlichgesagt keine Ahnung, was das für ein Spiel war. Ob es schlau war, es zu spielen und ob es irgendein Ziel hatte. Ich wusste auch nicht, ob wir das Spiel miteinander oder gegeneinander spielten. Doch es machte mir in einer gewissen Weise Spass. Die Blicke kamen, ich liess sie an mir vorbeigehen und zog mir dann Kleidung an, bevor ich mich ins Bett legte. Jason war währenddessen unter der Dusche. Ich liess mich auf's Bett fallen und fuhr mir über die Lippen. Sie fühlten sich anders an. Härter. Ich hatte mal irgendwann gehört, die Lippen würde anschwellen, nachdem Küssen. Aber das war schon Jahre her. Ich schlüpfte unter die Decke. Ich liebte diese Gefühl, wenn der Stoff über meinen Körper strich und mich dann umhüllte. Mein Körper wollte schlafen, mein Kopf wollte sortieren. So lag ich einfach nur da und hörte zu, wie die Regentropfen gegen die Scheiben des Zimmers klatschten. Ich schloss meine Augen und segelte in das Land der Träume. Im Halbschlaf merkte ich, wie jemand seinen Arm um mich schlang. Ich war jedoch zu erschöpft um mir eine Meinung darüber zu bilden.
Die nächsten zwei Wochen fuhren wir grösstenteils, übernachteten in Hotels, hörten irgendwelche alten Lieder und redeten. Irgendetwas an ihm faszinierte mich. Er verstand mich besser, als jeden, den ich bisher kannte. Ich wusste selbst nicht was zwischen uns lief. Manchmal legte er seine Hand auf mein Bein, öfter küssten wir uns, doch man konnte uns nicht als Paar bezeichnen. Die Gang ist nach Kyles Aussagen noch immer hinter uns her. Doch wir hatten in den zwei Wochen niemanden von ihnen gesehen. Einerseits war es natürlich schön, mal nicht die ganze Zeit angespannt sein zu müssen. Andererseits überlegte man, ob man vielleicht nicht genau deswegen angespannt sein sollte. Häufig in letzter Zeit entschuldigten wir unser teilweise kurioses oder riskantes Verhalten mit:
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Falls ich sterben sollte
Teen FictionJason hat keine Familie- er hat seine Gang. Obwohl es vielleicht nicht sein Traumberuf ist, Leuten "Probleme zu machen", wie sein Anführer immer untertreibt, fühlt er sich in der Gang wohl. Doch als er das Mädchen, von dem er jede Nacht träumt, das...