Kapitel 8

355 19 1
                                    

- Louis's Sicht (Boss der Gang) -

Ich muss mich selbst loben. Diese Idee mit den Briefen war genial! Doch diese Gang... Ich schwöre, wenn jemand dieser Lappen einen Fehler macht, welchen den ganzen Plan zerstört werde ich allen den Kopf abreissen! Die Meisten war gar nicht klar um wie viel Geld es hier ging. 50'000 war schon eine schöne Summe.

"Heute Abend werden wir sie kriegen!", raunte ich Kyle zu, der neben mir her ging.

"Bestimmt.", bejahte er.

"Mein Plan ist genial! Dieser Maskenball kommt und genau gelegen!"

Ein Freund von mir konnte aus ihrem Handy lesen, dass sie heute zu diesem Anlass gehen würde. Der Typ war ein technisches Genie. Ohne ihn würde es einiges länger dauern bis wir Joyce endlich in den Finger hatten. Sie war uns zwar schon einige Male durch die Lappen gegangen, doch diesesmal würde es klappen? Was wir danach mit ihr anstellen würden, war noch unklar. Ob wir sie direkt von ihrem Leid auf dieser Welt erlösen oder ob wir sie noch für andere Aktivitäten nutzen würde? Das würde ich spontan entscheiden, sobald es so weit war. Um das Schweigen zu brechen fragte ich ihn:

"Was ist mit Jason los? Er ist in letzter Zeit so oft weg und allgemein Abwesend." Vielleicht wusste Kyle etwas darüber, denn er war ja eine Art Bruder.

"Nein. Ist mir gar nicht aufgefallen..."

Ob er log? Ich wusste, dass er Talent hatte etwas glaubhaft rüberzubringen. Doch ich glaubte nicht, dass er mich anlügen würde. Ich war schliesslich sein Boss.

- Joyces Sicht -

"Los geht's!"

Begeistert setzte sich Becca ihre Maske auf. In ihrem Kleid sah sie bezaubernd aus. Ich lächelte sie an. Schliesslich setzte auch ich meine Maske auf. Schwarz mit zwei feder an der Schläfe. In meinem Schwarzen kurzen Kleid fiel ich zum Glück in der Menge nicht auf. Wir betraten den grossen Saal in dem ausschliesslich mit Masken verdeckte Gesichter zu sehen waren. Die laute Tanzmusik dröhnte und zwischen der Menge sah man immer wieder Tabletts aufblitzen, die durch die Menge getragen wurden.

Wir mischten und unter die Leute und versuchten irgendjemanden am Mund, der bei fast niemandem bedeckt war zu erkennen. Vergeblich. Einen Augenblick der Unachtsamkeit liess mich Becca aus den Augen verlieren. Verwirrt schaute ich mich um.

Direkt neben mir stand eine männliche Person die eine rote Rose angesteckt hatte und trotz meinen Absätzen grösser als ich war. Auf seinem Hals hatte er einen Notenschlüssel tätowiert. Ich wusste, dass er sich auf mich konzentrierte, doch er blickte konsequent weg. Becca jedoch konnte ich nirgendwo erspähen. Ich lief durch die Menge in der Hoffnung sie irgendwo zu sehen.

Es war schwer sich durchzuschlagen, denn jeder zweite Junge wollte mich in ein Gespräch verwickeln. Nicht, dass das nur bei mir so war. Jedes Mädchen hier wurde von Jungs angesprochen. Und das nur um am Schluss flachgelegt zu werden. Ich entdeckte Becca nicht weit von mir entfernt. Doch als ich ihr auf die Schluter klopfte und sie sich umdrehte stellte sich heraus, dass es trotzdem nicht Becca war. Ich entschuldigte mich hastig und schritt peinlich berührt ein wenig weg.

Eine pompöse Treppe führt nach oben zu den Konferenzräumen und Toiletten. Ich stellte mich auf eine der oberen Stufe der Treppen um besser über das Geschehen zu blicken. Mit zugekniffenen Augen suchte ich den Raum systematisch nach Becca ab. Das war nicht leicht bei mindestens 400 Leuten. Plötzlich nahm ich wahr, dass eine Person neben mir stand. Sie schaute ebenfalls auf die Leute im Saal. Als ich bemerkte, dass diese Person eine rote Rose angesteckt hatte rutschte mein Herz in die Hose. Ich fragte mich im Stillen ob es möglich war innerhalb weniger Minuten zwei Mal neben der gleichen Person zu stehen.

Es waren mehr als 400 Leute, da war es nicht unwahrscheinlich, dass mehrere Leute eine Rose angesteckt hatten... und die gleiche Körpergrösse... und das gleiche Tattoo... Shit. Ich wendete meinen Blich von ihm ab und starrte wieder in die Menge. Er blieb an Ort und Stelle stehen, als ob er eingefroren wäre. Wie lange er wohl hier stehen bleiben würde? Und somit begann die Warterei.

Ich stand bestimmt 20 Minuten an der gleichen Stelle. Sowohl ich als auch er. Schliesslich wurde es mir zu dumm und ich fragte ihn:

"Was willst du?"

Ich schaute ihn nicht an und aus dem Augenwinel sah ich, dass er das selbe tat. Ich wartete auf eine Reaktion. Irgendein Durchatmen oder eine kleine Geste, doch es geschah nichts. Nach weiteren fünf Minuten sagte die Person endlich etwas.

"Geh in die Menge, sie entdecken dich so schneller."

"Was?", fragte ich ihn. Natürlich hatte ich verstanden. Es war eine Art Reflex um mir Zeit zu verschaffen, obwohl ich genug Zeit hatte. Er hatte sich schliesslich auch nicht Bemühungen gemacht mir auf meine Frage zu antworten.

Wir starrten immer noch in die gleiche Richtung. Er atmete tief durch, als wollte er sagen: 'Du hast mich schon verstanden.' Wer sollte mich schneller entdecken. War doch in Ordnung, wenn mich Becca so schneller sehen würde.

"Wer?" Ich löste nun meinen Blick von der Menge ab und blickte ihm ins Gesicht. Nachdem er mir nicht sofort antwortete fragte ich nochmals. "Wer?"

Seine Antwort liess mich zusammenzucken, obwohl es immer noch nicht klar war.

"Das willst du nicht wissen.", hatte er mit einem leisen abschätzigen Lächeln gesagt. Die Aussage selbst liess mich nicht zusammenzucken, doch die Tatsache, dass ich eine Prise Angst in seiner Stimme hörte, liess es mich kalt den Rücken hinunterlaufen. Ein Rätsel von dem ich wusste, dass ich es die Informationen hatte, doch sie nicht richtig zusammenfügen konnte. Oder wollte?

Ich konnte andere Leute sehr schnell durchschauen, doch ich selbst war immernoch das grösste Rätsel von allen. Ich suchte nach Leuten, die mich nicht entdecken sollten. Mein Dad? Der würde nie nach mir suchen auf einer Party... Wer sonst? Plötzlich machte es Klick und meine Augen weiteten sich.

'Wir werden dich kriegen', hallte es in meinen Ohren wieder. Die Szene am Fenster, auf der Schultreppe mit Becca und die Gespräche meines Vaters flogen vor meinem inneren Augen vorbei. Immerwieder fielen mir Bruchteile von Konversationen ein. Die Bilder wurden immer schneller, immer verwirrender und doch immer klarer.

Das Kristallblau der Augen, die mich plötzlich anstarrten wischten alle Gedanken aus meinem Hirn und vom einen auf den anderen Moment schien es leer zu sein. Ich bekam Panik. Wenn er einer dieser Männer war? Als ob er meine Gedanken lesen konnte sagte er:

"Du musst mir vertrauen wenn du morgen noch leben willst."

Ich schluckte.

Falls ich sterben sollteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt