Jason fuhr an eine Raststätte. Ein kleiner Laden, eine Tankstelle und eine Toilette war alles, was dort war. Dann stieg er ohne etwas zu sagen aus und schritt Richtung Laden. Ich stieg auch aus um auf die kleine schmutzige Toilette zu gehen. Nachdem ich mir mit dem kalten Wasser die Hände am metalligen Waschbecken waschte kam mir ein Gedanke. Ich kannte ihn nicht. Im Auto hatte er bis zu einer gewissen Stufe die Kontrolle über mich. Die Entscheidung in sein Auto zu steigen war möglicherweise nicht richtig. Wenn ich jetzt wieder in sein Auto steigen würde käme ich womöglich nicht mehr raus. Ich prüfte aus der Ferne ob Jason noch im Laden war. Ich erspähte ihn an der Kasse. Mit grossen und schnellen Schritten lief ich zum Auto und wollte die Türe aufreissen um meine Tasche zu nehmen und von hier zu verschwinden. Doch die Türe war verschlossen.
"Verdammt.", fluchte ich leise vor mich hin. Ohne Tasche konnte ich nicht weglaufen.
"Ist etwas?", hörte ich Jason fragen.
"Nein, nein. Alles in Ordnung...", stotterte ich herum. Mit hochgezogenen Augenbrauen stieg er ein.
"Darf ich mich noch kurz umziehen?" Ich war noch immer im Abendkleid.
"Klar." Ich nahm die ganze Tasch aus dem Auto und verschwand hinter dem WC-Häusschen. Ich machte die Tasche auf und versuchte zu erkennen was drinn war. Die Dunkelheit erschwerte die ganze Sache ein wenig. Als ich in meine schwarze bequeme Trainerhose schlüpfte fühlte ich mich schlagartig ein wenig besser. Als ich mir auch noch ein Top angezogen hatte und den warmen Pullover darüber, Socken und Schuhe auch anhatte fühlte es sich wie ein kalter Winterabend auf der grossen Couch vor dem Fernseher an. Bei dem Gedanken an zu Hause schienen sich meine Gefühle zu streiten. Die Trauer nahm überhand und ich sank zusammen. Ich sass auf einer dunkeln Tankstelle hinter einem WC-Häusschen in Trainerhosen auf dem Boden und versuchte die Tränen zurück zu halten. Die einzige Möglichkeit von dieser Tankstelle zu entkommen war in die Dunkelheit zu rennen oder in ein Auto eines Types zu steigen, den ich so gut wie gar nicht kannte. Von mir wurde erwartet, dass ich einfach mein Leben hinter mir liess... Die erste kleine Träne floss sanft über meine Wange. Sie war nur eine Art Vorgeschmack auf die nächsten Hundert die folgten. Wie aus dem Nichts sass plötzlich Jason neben mir und starrte in die selbe Richtung wie ich. Er sagte nichts, sondern sass einfach nur da. Dann legt er seinen Arm um mich, zog mich aber nicht an sich als wollte er mich entscheiden lassen ob er mich in den Arm nehmen sollte. Ich legte mich in seine Arme. Mein Kopf auf seiner Brust, sein Arme umschlungen meinen Körper. Ich hätte mich jeden umarmen lassen im Moment. Ich wollte nicht das Gefühl haben alleine zu sein. Nach einer halben Stunde voller Tränen war sein T-Shirt durchnässt. Er hatte kein Wort gesagt. Er war einfach nur da. Er wollte nicht, dass ich aufhörte zu weinen, weil er wusste, dass es gut tat alles rauszulassen. Er hatte mir keine Versprechen gegeben wie 'Alles wird wieder gut.', weil er mir nichts versprechen konnte. Zumindest war das meine Interpretation. Ich löste mich aus seinem Griff und stand auf. Ich streckte ihm meine Hand hin um ihm hochzuhelfen. Wir gingen gemeinsam zum Auto hinüber, und stiegen wieder ein. Er startete den Motor und fuhr auf die wie ausgestorbene Autobahn.
"Danke.", flüsterte ich in die Stille. Er nickte mir zu und konzentrierte sich wieder auf die Strasse.
-
"Joyce...", weckte er mich. Sein Ton war angespannt. Ich öffnete die Augen. Es war noch genau so dunkel wie vorhin. Ich konnte mich nicht daran errinern, wie ich eingeschlafen war.
"Alles in Ordnung?", fragte ich, als ich bemerkte wie nervös er in den Rückspiegel schaute.
"Ich bin mir nicht sicher..." Ich schaute in den Seitenspiegel und stellte fest, dass hinter uns ein Auto fuhr.
"Ich bin mir nicht sicher ob sie es sind...", beichtete er mir. Er beschleunigte.
"Wer?" Er warf mir einen vielsagenden Blick zu. Ich schluckte.
"Kann ich dir irgendwie helfen?"
"Mach das Handschuhfach auf!" Im Auto breitete sich eine nervöseStimmung aus. So schnell ich konnte riss ich das Handschuhfach auf. Es waren sämtliche Papiere zu finden. Zu oberst jedoch war eine Perücke.
"Zieh mir die über!", bat er mich. Unglaubwürdig schaute ich ihn an, bevor ich sie ihm so gut wie möglich über den Kopf zog. Es war eine Schulterlange Perücke, die wohl für Frauen als auch offensichtlich Männer gemacht war.
"Jetzt kriech so gut wie möglich unter das Handschuhfach." Ich kniete mich mühsam an den Boden des Autos und vergrub mein Kopf in meinen Knien, sodass man nur noch meinen Rücken sah. Die Zeit wollte nicht verstreichen und solangsam schlief mein Bein ein. Ich traute mich nicht etwas zu sagen, obwohl die Personen im anderen Auto es ja sowieso nicht hören konnten.
"Kannst wieder hochkommen. Fehlalarm." Ich setzte mich mit Mühe auf den Sitz und schüttelte mein Bein.
"War nur ein älteres Paar." Er nahm sich die Perücke ab, während ich mich immernoch auf mein eingeschlafenes Bein konzentrierte.
"Alles klar bei dir?" Er sah mich an, dann wieder mein Bein und dann wieder mir in die Augen.
"Ja, klar. Es ist nur eingeschlafen..." Ich lächelte nervös, denn ich mochte es nicht wenn er mich so lange anschaute. Seine Augen schienen jedes Mal mein Kopf zu durchbohren und in mein Gehirn zu schauen um dort meine schlimmsten Gedanken zu suchen.
"Ich schlafe auch bald ein. Wir sollten uns ein Hotel suchen." Ich nickte zustimmend. Doch wie würden wir das regeln? Zusammen in einem Bett? Zwei Einzelzimmer wären wahrscheinlich zu teuer. Ich wünschte, ich hätte nicht immer diese Gedanken. Nicht immer so weit vorauszuschauen sondern einfach im Moment leben. Doch das war wohl etwas von den Sachen, die ich von meinem Vater geerbt hatte. Ich lehnte mich zurück während Jason das Auto lenkte und wir schliesslich vor einem ziemlich luxuriösen Hotel ankamen.
"Ähm... Meinst du nicht, dass diese Hotel ein bisschen zu... ähm... teuer sein könnte. Ich weiss zwar nicht wie viel du mit deinem... ähm... Beruf verdienst aber du..."
"Mach dir keine Sorgen um die Kohle.", sagte er in einem schon fast schnippischen Ton.
"Ich wollte nicht... ähm... tut mir Leid.", gab ich kleinlich von mir. Ich konnte ihn noch nicht einschätzen. Bei meinem Vater wusste ich immer genau, wieviel er aushielt und wie weit ich gehen durfte. Das basierte aber auch auf lebenslanger Erfahrung. Er nahm meine und seine Tasche raus, während ich ausstieg.
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Falls ich sterben sollte
Teen FictionJason hat keine Familie- er hat seine Gang. Obwohl es vielleicht nicht sein Traumberuf ist, Leuten "Probleme zu machen", wie sein Anführer immer untertreibt, fühlt er sich in der Gang wohl. Doch als er das Mädchen, von dem er jede Nacht träumt, das...