Kapitel 14

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- Joyce's Vaters Sicht -
Ich schlüpfte wie jeden Tag in meine Pantoffeln, die über 100 Dollar gekostet hatten. Ich blickte auf die Uhr. 10:34. Hatte ich verschlafen? 10:34... Ich wurde schon lange im Geschäft erwartet. Ich wollte meine Brille aus dem Nachttischschrank nehmen, doch griff an einen kalten harten Gegenstand. Ich betrachtete den Gegenstand genauer. Mein Atem stockte. Soweit ich mich errinern konnte, besass meine Wenigkeit keine Waffe.

"Was zum...", flüsterte ich mir selbst zu. Unter der Waffe lagen die Blätter, die jeden Tag am Baum hingen. 'Deine Tochter ist...' Heute würde wahrscheinlich der nächste Zettel am Baum hängen. Ich wusste, dass ich es der Polizei erzählen sollte oder die Zettel einfach ignorieren, doch die Neugier war grösse.r Doch weshalb lag diese Waffe in meinem Nachttisch? Mein Blick wanderte unbehaglich zum Fenster. Geschlossen. Bevorzugt schlief ich bei offenem Fenster. Jeden Abend öffnete ich das Fenster um durchgehend frische Luft zu haben. Ein ungutes Gefühl fuhr durch meinen Körper. Wann war ich gestern zu Bett gegangen? War ich überhaupt ins Bett gegangen. Ich bemerkte, dass ich meine Kleider von gestern noch trug. Mein Gehirn versuchte krankhaft sich an den letzten Abend zu errinern, doch vergebens. Die Errinerung endete bei meinem täglichen Glas Milch, welches ich jeden Abend zu mir nahm.
Mein Herz begann schneller zu pochen und das Arenalin breitete sich in meinem Körper aus. Ich ging mit schnellen Schritten Richtung Joyce's Zimmer. Als ich die Zimmertüre öffnete, schien sich alles in Zeitlupe abzuspielen. Die Schritte zum leeren Bett wurden mit jedem Tritt unerträglicher. Jede Berührung auf dem Boden fühlte sich an, als ob tausende spitze Nadeln in mein Fuss stachen und verhindern wollten, sich ihrem Schlafgemach zu nähern. Als ich die rote Flüssigkeit auf dem Bettlacken erblickte, schien sich plötzlich das Zimmer zu drehen. Wie in einem Albtraum war stand ich plötzlich vor dem Baum. Meine Augen lasen immer wieder das Wort. Immer und immer wieder, als ob es ein Kreis wäre, aus dem es keinen Ausweg geben würde. Plötzlich lag ich wieder auf meinem Bett, die Waffe in der Hand. Immer wieder schwirrte mir das Wort im Kopf herum, untermalt von dem Bild des Blutfleckes. Ich führte die Waffe an meine Schläfe. Diese endlose Schleife des Wortes. Dieser nicht endende Kreis. Diese Zeit, die an mir vorbei rauschte und gleichzeitig stehen blieb. Diese Gefühle die sich wallten und wie Wellen auf eine Klippe schlugen und mir jedesmal einen Stich ins Herz gaben. Trotzdem fühlte ich nichts. Diese Gefühle, die sich in Vorwürfe umwandelten um mich anzuschreien. Trotzdem war es still. Vom einen Moment auf den anderen war alles wie weggewischt und vor meinem inneren Auge sah ich nur diese drei Buchstaben. 'T.O.T.' Dann beugte ich meinen Zeigefinger.

Falls ich sterben sollteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt