Kapitel 13

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(Jason's Sicht)

Joyce ging vor mir auf den kleinen gemütlichen Balkon und ich konnte nicht anders als sie von oben bis unten zu mustern. Ich trug ihr eine Wolldecke raus, die ich aus dem sonst leeren Schrank nahm. Ich legte ihr die Wolldecke um die Schultern und sie blickte mir dankbar in die Augen. Und das offensichtlich nicht nur wegen der Wollendecke. Ich setzte mich an den kleinen Tisch gegenüber von ihr und wir sahen beide über die die Skyline der kleinen Stadt. Ich wusste nicht wie sie hiess. Mein Handy vibrierte. Ich nahm es aus meiner Hose. Kyle. Ich überlegte mir, ob Joyce das Gespräch hören sollte oder ob ich ins Zimmer gehen sollte. Joyce sollte in alles eingeweiht werden.

„Bro?", hörte ich seine Stimme, nachdem ich den Anruf angenommen hatte.

„Hi."

„Wie geht es ihr?" Es war typisch Kyle. Er wusste, dass ich klarkam. Um mich sorgte er sich nicht.

„Ist halt keine einfache Situation für sie", Joyce blickte auf. „Doch sie macht sich ganz gut.", beendete ich meinen Satz und lächelte ihr zu.

„Gut. Hör zu. Hier ist die Hölle los. Louis kriegt sich nicht mehr ein. Er wird dich nicht einfach so verschwinden lassen." Das war mir klar.

„Hat er das mit dem Geld schon gemerkt?"

„Ich glaube nicht.", kicherte am anderen Ende der Leitung. Ich schmunzelte ebenso. Nur Joyce sah mich fassungslos an. Ihre Augen fesselten meine, sodass ich Kyles Stimme nur noch im Hintergrund wahrnahm.

„Ich werde schauen, dass er mich mitnimmt auf die Verfolgung nach euch. Ich werde dir unsere Standorte schicken."

„Danke, Bruder. Ohne dich wär'n wir ganz schön am Arsch." Ich wendete meinen Blick wieder von Joyce ab.

„Kann ich kurz mit ihm sprechen?", fragte Joyce plötzlich. Verdutzt reichte ich ihr mein Telefon.

-Joyce's Sicht-

Ich vernahm ein leises Atmen an der anderen Leitung.

„Kyle?", fragte ich vorsichtig.

„Hi. Wie geht's dir?" Kurz musste ich überlegen ob er die Frage ernst meinte.

„Naja, ging mir schon besser. Ich wollte dir nur danken für... naja... alles halt." Ich wollte den Namen Becca nicht aussprechen. Es würde nur das Ertrinken in einem Tränenmeer auslösen.

„Ich hab' nicht annähernd so viel getan wie Jason. IHM musst du danken, nicht mir."

„Stimmt wohl.", bestätigte ich seine Aussage.

„Trotzdem."

„Wie behandelt er dich?", fragte er mich zu meinem Erstaunen. Ich liess mir kurz die ganzen Szenen im Kopf durchgehen.

„Er könnte es kaum besser machen.", lächelte ich ins Telefon, bevor mir bewusst wurde, dass er neben mir sass.

„Gut.", sagte Kyle.

„Oh shit. Die andern kommen. Muss auflegen." Und dann ertönte dieser lange konstante Ton, welcher anzeigte, dass die andere Person aufgelegt hatte. Ich entschloss kurzerhand Kyle zu mögen. Er schien sich von der ganzen Situation nicht runter drücken zu lassen. Ich gab Jason sein Telefon wieder, was darauf hinauflief, dass sich unsere Hände für einen kurzen Moment berührten. Er hatte wärmere Hände als ich.

„Ich könnte es also nicht besser machen, hm?", neckte er mich lächelnd. Peinlich berührt lächelte ich zurück und gab nur ein „Wer weiss.", von mir. Ich wusste nicht, wie er das machte. Mich in so einer Situation zum Lächeln zu bringen.

„Es ist schon spät. Die Sonne geht gleich auf. Lass uns schlafen gehen.", schlug er vor. Und wieder drehte sich mein Magen um. Ich verabscheute es mit einem Jungen im gleichen Bett zu schlafen wegen Marco. Nur schon der Gedanke liess mich kreideblass anlaufen. Das war offensichtlich auch Jason aufgefallen.

„Ich werde dich mit keiner Zelle meines Körpers berühren." Er überspielte die Aussage mit einem Lachen. Es war unglaublich wie er mich durchschaute. Oder war ich so durchschaubar.

„Was? Ich hab... Das ist nicht... Du denkst bestimmt..." Ich merkte, dass er mich dieses Mal nicht aus der Situation retten würde.

„Danke.", gab ich kleinlich zu. Mit einem Schmunzeln stand er auf und schloss hinter mir die Balkontür.

Falls ich sterben sollteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt