Kapitel 17

228 12 3
                                    

Kapitel 17

Ich vernehme ein Klopfen an der Tür. 

"Bleib weg", schnauze ich in die Richtung meiner Mom und werfe ein Kissen als sie sich dennoch öffnet. Mir egal, wie respektlos das ist. Ist ja nicht so, als hätten sie mich respektvoll behandelt oder so. 

"Hey, seit wann wirft man Freundinnen mit Kissen ab", lacht Sam. Gott sei Dank ist sie endlich da. Ich falle ihr um den Hals und fange erneut an zu weinen. Ihr Lachen verstummt und sie streicht mir besänftigend über den Rücken. 

"Setzen wir uns erst mal und dann erzähltst du mir alle, ok?" Ich löse mich und nicke leicht. Sie macht es sich im Schneidersitz gegenüber von mir auf meinem Bett bequem, während ich mich auf meinem Schreibtsichstuhl fallen lassen. Ich muss furchtbar aussehen. Fettige Haare, rot geschwollene Augen,.  afgesprungene Lippen, blasse Haut.

Es braucht einen Moment bis ich mich zusammen reißen kann und beginne zu reden: "Also Niall hat mich gestern mit zu Harry genommen. Ein gemeinsamer Nachmittag, einfach so. Louis, Harry und auch Harrys Freundin, sowie Liams Freundin waren nett zu mir. Und dann hat mich Liam bemerkt und ist total ausgerastet. Hat behauptet ich hätte einen Freund und hat mich als Schlampe bezeichnet. Und Niall hat Liam geglaubt ohne mich auch nur zu fragen ob das stimmt. Also bin ich weggelaufen. Na ja und dann saß ich irgendwo in Mayfair und wusste nicht wohin. Riley hat mich dann abgeholt und..."

Jetzt kommt der schlimmste Teil. Ich schlucke und fahre fort: "...und meine Mutter wollte dann auf Super-fürsorglich machen, schließlich war ich total verheult und Ende mit den Nerven. Und daraufhin bin ich total ausgerastet und habe ihnen gesagt, dass ich sie hasse...." Meine Stimme wird immer zittriger und leiser zum Ende hin. 

Schuldbewusst schaue ich zu Boden und verknote meine verschwitzen Hände: "Weißt du, ich wollte nicht sagen, dass ich sie hasse, denn das tue ich nicht. Aber es tut mir auch nicht Leid, schließlich waren sie es die jahrelang meinen Bruder mehr geliebt haben. Und ich war einfach so wütend auf Niall und auf Liam und eigentlich auf so ziemlich jeden", versuche ich zu erklären. 

Sam mustert mich einen Moment: "Weißt du, ich finde es gut, dass du deinen Eltern endlich Mal die Meinung gegeigt hat. Du bist vielleicht sonst die Mutigere, aber das hätte ich schon vor Jahren gemacht und das mit Niall..." Sie stoppt und scheint zu überlegen wie sie es formuliert: "Ich denke, dass er für dich nicht nur ein guter Freund ist, denn dann hättest du dich nicht so aufgeregt, wie du es jetzt tust" 

"Ich weiß. Ich hab mich Hals über Kopf in ihn verliebt. In einen arroganten Superstar. Was soll ich bloß tun? Gibts irgendwas zum entlieben?", frage ich verzweifelt. 

"Also ich habe mich dann mit anderen Jungs abgelenkt, die ich in der Disko getroffen habe, aber du bist die moralische von uns beiden und..."

"Perfekt, das machen wir", unterbreche ich sie. Mir gefällt die Idee nicht, mit einem völlig Fremden Jungen rumzuknutschen, aber wenn es ablenkt, dann ist es schon ok, oder? 

"Du? Echt jetzt?", fragt sie schockiert. 

"Ja klar, warum nicht", antworte ich möglichst unschuldig und selbstsicher, obwohl ich mir überhaupt nicht sicher bin, ob das so eine gute Aktion ist. 

"Nichts für ungut, du bist ein wunderhübsches Mädchen, aber so wie du aussiehst wirst du keinen Jungen rumbekommen" Sie hält sich grinsend die Nase zu und macht mit der anderen Hand einen Bewegung als würde sie einen unangenehmen Duft wegfäheln wollen. Unter Tränen beginne ich auch zu grinsen. 

"So, Süße, du springst jetzt unter die Dusche und ich suche dir ein gutes Outfit raus" Unter normalen Umständen hätte ich protestiert. Sicherlich wird es ein sehr knappes Kleid sein, aber heute ist es auch egal, immerhin ist sie der 'Experte' darin. 

Ich gehe ihren Anweisungen nach. Eine gute Stunde später stehe ich in einem knappen schwarzem One-Shoulder-Cocktailkleid mit viel Spitze vor ihr. Sie hat sich ebenfalls an meiner Kleidung-Sammlung bedient. Ist echt unnötig so viel Kleider zu kaufen, obwohl man weiß, dass man sie niemals freiwillig anzieht, aber sie waren alles Angebote und ich fand sie ganz schön. Außerdem lohnt es sich jetzt, sie gekauft zu haben. 

Meine Eltern sind zu unserem großen Glück nicht Zuhause und mein Bruder ist so froh, dass ich mein Zimmer verlasse und nicht mich wochenlang darin verstecke, dass er freiwillig ganz ohne Bestechung mit Nanouk spazieren geht. 

Es ist Sonntag und morgen ist Schule, aber das ist mir ganz egal, als ich den dunklen Club betrete. Es ist heiß und stickig und ich fühle mich alles andere als wohl, aber heute geht es nicht anders. Sam tanzt sich geschickt zur Bar, während ich alleine und verunsichert stehen bleibe. Kurz darauf kommt sie mit zwei Cocktails wieder. 

Schon beim ersten Schluck merke ich, dass er voll mit Alkohol ist. Normalerweiße würde ich ihn Sam dankend überlassen, aber heute ist nicht wie normal. Heute sollen alle Hüllen fallen. Ich will alles vergessen. Also kippe ich mir das Gebräu hinein und versuche mich nicht zu übergeben. 

Als ich mir genug Mut angetrunken habe, habe ich kein Problem mehr auf der Tanzfläche wild hin und her zu springen und mich möglichst sexy zu bewegen. Dinge für die ich mich eigentlich in Grund und Boden schämen würde. 

Aber jetzt macht es gerade wirklich Spaß. Um mich herum schimmern überall die Lichter und die laute Musik hämmert in meinen Ohren. Aus den Augenwinkeln sehe ich einen großen sportlichen Typen auf mich zu kommen. 

Der ist perfekt. Er sieht nicht unschuldig aus und ist einer Knutscherei sicherlich nicht abgeneigt. Mit einer mir bisher unbekannten Selbstsicherheit gehe ich auf ihn zu. Er geht ziemlich schnell auf meinem Flirtversuch ein. Meine Locken wippen wild hin und her. 

Der Typ hat mir eine Hand auf den Rücken gelegt , mit der er mich zu sich rangezogen hat. Langsam wandert sie nun immer tiefer. Aber ich wehre mich nicht dagegen und lasse es zu, bis  sie auf meinen Hintern liegt. Auch das lasse ich mir gefallen oder es ist mir eigentlich sogar ganz egal.

Er beugt sich ein Stück vor zu mir: "Na, heute allein hier?"

Ich nicke. "Ich bin Becki" 

"Ben", erwidert er. Wir tanzen eine Weile weiter und es tut gut, jedenfalls im Moment, auch wenn ich es morgenfrüh bereuen werde. Unsere Gesichter kommen sich durch die Tanzbewegungen immer näher und gerade in dem Moment wo sich unsere Lippen treffen sollen, wird Ben nach hinten gezogen und eine Faust landet gut platziert auf seiner Nase. 

Als der Schläger sich umdreht, wird mir schlecht. Was macht er hier? Woher wusste er, dass ich hier bin?

"Niall", flüstere ich geschockt.

I wish you were mineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt