Kapitel 19

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Kapitel 19

"Also was weißt du über seinen Standort?", fragt Jessi. Ich habe einen Notfal-Konferenz, wie Sam es liebevoll nennt, einberufen. Irgendwie muss ich Niall ausfindig machen, denn nach dem, was ich gestern Abend gesagt hat, wird er nie wieder auch nur in die Nähe von mir kommen wollen, was ich echt verstehen kann!

Sam rutscht nachdenklich auf ihrem Stuhl herum. Sie hatte gestern wesentlich mehr Alkohol intus. Ich hatte nur wenige Tropfen, wie sie mir erklärt hat, damit ich ihr nicht umkippe falls mir das Zeug zu Kopf steigt, aber ich auch ohne Spaß hat.

Es hat geklappt, zumindest habe ich mich sehr betrunken gefühlt, auch wenn ich sehr wenig Spaß hatte. Erst heute morgen, als ich nicht verkatert aufgewacht bin, kam mir alles ziemlich Spanisch vor. Schließlich konnte ich sowohl mit Niall auch mit meinen Eltern ganz 'normal' reden. Knallhart hat sie mich verarscht und ich bin voll drauf reingefallen. Natürlich nehme ich es ihr nicht übel, schließlich war es nur gut gemeint und vielleicht hätte es mich so vor einiger Dummheit bewahrt, wenn Niall nicht gekommen wäre und mich von Ben unfreiwillig befreit hätte.

"Gar nichts. Das ist ja das Problem. Vermutlich irgendwo in der Nähe von Harry, also in Mayfield", antworte ich zögerlich.

"Das ist ja super" Verwirrt starre ich Riley an. "Ich fahre dich einfach zu Harry, warte wie hieß die Straße doch gleich...New Bond Street, genau und der soll dich dann zu deinem Niall bringen. Ihr klärt das und dann Happy End" Stolz grinst er mich an.

"Also bis zu dem Teil wo Harry mich zu Niall bringen soll find ich deinen Plan zugegebenermaßen echt nachvollziehbar, aber Happy End? Wohl kaum, nachdem was ich gesag habe", seufze ich.

"Ach komm schon. Wer hat mich vor dem Konzert als Pessimist bezeichnet und war ganz stolz ein Optimist zu sein?" Sam kneift mich liebevoll in die Seite und ich muss einfach grinsen. Ich habe echt die tollsten Freunde der Welt.

"Also los gehst", Riley springt voller Elan auf.

"Was? Heute schon? Wir können doch noch eine Nacht drüber schlafen. Vielleicht hat Niall sich dann beruhigt oder so", versuche ich mich verzweifelt raus zu reden.

"Ach papperlapapp, wenn er die liebt, dann verzeiht er dir auch jetzt", ruft Sam freudig. Sie liebt solche spontanen Entscheidungen. Irgendwie haben Sam und Riley manchmal mehr gemeinsamkeiten, als ich und Jessi mit ihm haben, dabei ist Jessi seine Freundin und ich seine Zwillingsschwester.

"Was du heute kannst besorgen, dass verschiebe nicht auf morgen", ruft Jessi vergnügt und zieht mich mit sich hoch. Die wollen doch nicht alle mit? Doch wollen sie.

"Also was haltet ihr denn von: Was du heute kannst besorgen, dass verschiebe steeets auf morgen" Ich ziehe das 'stets' in die Länge wie klebrigen Kaugummi.

"Gar nichts", tönt es aus Sams Mund, die bereits beim binden ihrer schwarzen Turnschuhe zu Gange ist.

"Ach komm schon. Viel schlimmer als jetzt, kann es dir danach auch nicht gehen", meint Jessi aufmunternd.

"Äh...doch! Eine Abfuhr wäre hundert Mal schlimmer, weil ich dann nicht mir die Schuld geben kann", stelle ich besorgt fest.

"Schaffst du schon. Kopf hoch Prinzesschen, sonst fällt doch das Krönchen runter", erwidert Jessi lächelnd.

Ich grinse breit: "Du bist aber heute poetisch, hattest du Shakesspear zum Frühstück oder so?" Sie zuckt mit den schultern und er widert mein Lächeln. Dann sitzen wir schon fast im Auto und es wird ernst. Schon als ich bei Harry klingle, rutscht mir das Herz in die Hose, dabei ist das der wesetlich leichtere Teil, falls Harry überhaupt so lieb ist und mir Nialls Addresse gibt.

Unruhig trete ich hin und her, nachdem ich geklingelt hat, aber als keine aufmacht, will ich mich schon umdrehen, da wird die Tür von einem halbnackten Harry aufgerissen. "Becki?" Erstaunt sieht er mich an.

So, Rebecca, jetzt musst du deine ganze Überredungskunst einsetzten, auch wenn du davon nur recht wenig besitzt: "Hey Harry", begrüße ich ihn schüchtern. Mein Blick fällt auf seine Brust. Er hat wirklich vier Nippel. Unglaublich! Ich hab immer gedacht, dass wäre nur ein witziger Fake, aber es ist alles echt!

"Also...ich..äh...." Ganz ruhig, du schaffst das. Ich atme tief durch und beginne erneut: "Ich wollte Fragen, ob du mir vielleicht Nialls Addresse geben kannst? Ich muss unbedingt mit ihm reden und mich entschuldigen" Bittend, ja fast flehend, sehe ich ihn an. Er muss sie mir einfach geben.

"Klar, ich warte nur darauf, dass ihr euch zusamme reißt", meint er locker. Ein Stein, nein, ein Felsbrocken fällt mir vom Herzen. "Also du fährst die Straße lang, biegst links ab, nochmal links und dann ist es ein großes hellgelbes Haus. Nummer 15 auf der rechten Seite" Ich versuche es mir möglichst genau einzuprägen.

"Danke, Harry, dass vergesse ich die nie", rufe ich ihm noch ihm gehen zu und stürme zum Auto. Riley blickt mich fragend an.

"Also grade aus, da vorne link und nochmal links. Dann müsste da irgendwo ein hellgelbes Haus mit der Nummer 15 sein". wiederhole ich Harrys Worte. Es ist schon fast jetzt ein Sieg.

"Aber bei Niall wartet ihr nicht und fahrt bitte", warne ich Riley vor.

"Klar", kommt es bloß als Antwort, bevor ich das Haus, bessergesagt die wirklich große Villa erkenne. Wie kann man sich darin wohlfühlen? Ich springe aus dem Wagen, noch bevor eher steht

"Viel Glühück", rufen Sam und Jessi von der Rückbank im Chor. Ich werfe ihnen eine Kusshand zu und warte bis der rote Polo um die nächste Ecke verschwunden ist, aber auch danach bleibe ich noch eine kleine Ewigkeit, wie es mir vorkommt, händeringend vor dem grün gestrichenen Tor stehen.

"Es muss sein", sage ich mir immer wieder selbst: "Schließlich ist das deine einzige und letzte Chance" Mit neuem Mund steuere ich die Tür an drücke selbstsicher auf die Klingel. Auch hier steht kein Namen dran. Wahrscheinlich steht in dieser ganzen Gegend nicht ein einziger Name an der Tür.

Sobald ich meinen Finger von der Taste löse, verlässt mich mein Selbstvertrauen schon wieder und ich will auf dem Absatz kehrt machen, Riley zurück pfieifen und mich ganz schnell wieder in meinem kleinen Zimmer, dem einzigen Ort der mir Sicherheit spendet, verkriechen, aber die Haustür öffnet sich schneller, als meine Reaktion ist. Mit angehaltendem Atem bleibe ich erstarrt davor stehen.

I wish you were mineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt