Mit fast geschlossenen Augen aß ich mein Müsli und war kurz wieder vorm Einschlafen. Nicht mal das Duschen machte mich wach, vielleicht sollte ich es mal mit kaltem Wasser probieren, aber auch darauf hatte ich nicht wirklich Bock.
„Guten Morgen." Lucy kam in die Küche und setzte sich neben mich auf einen Stuhl.
„Morgen", murmelte ich mit vollem Mund.
Tadelnd sah sie mich an.
Schnell schluckte ich. „Ich weiß, mit vollem Mund spricht man nicht", sagte ich sofort, bevor sie wieder mit ihren Reden kam.
„Ich lass das jetzt mal durchgehen, denn ich bin schon viel zu aufgeregt." Mit strahlenden Augen sah sie mich an. Also Lucy war eindeutig nicht mehr müde, obwohl ich sie da eigentlich ganz anders kenne.
„Morgen." Auch Brooklyn war hellwach und setzte sich neben meine Schwester auf einen Stuhl.
Warum waren heute Morgen alle so glücklich?
Brooklyn gab ihr einen Kuss auf die Wange, bevor er sich dann ebenfalls ein Müsli machte.
„Willst du nichts essen?", fragte er an Lucy gewandt.
„Nein, ich bring noch nichts runter." Noch immer war sie total hibbelig.
Liebevoll lächelnd sah er seine Freundin an. „Es geht doch erst heute Abend los."
„Aber wir haben noch so viel zu tun."
„Haben wir nicht. Wir schaffen das schon." Brooklyn nahm ihre Hand und drückte sie kurz.
Musste das jetzt sein? Am frühen Morgen hatte ich auf diese Turteleien überhaupt keinen Bock.
„Was machst du denn für ein Gesicht?", fragte mich Lucy belustigt.
„Müde", gähnte ich und lehnte mich in meinen Stuhl nach hinten. Meine Schüssel hatte ich schon leer gegessen und erst in 15 Minuten muss ich mich auf den Weg zur Schule machen.
„Ich werde dich vermissen, kleiner Bruder." Auf einmal wurde ich geknuddelt und wäre es nicht so fest, dann hätte ich sie schon längst weggedrückt, aber bei Lucy war dies unmöglich.
„Verschieben wir es bitte auf heute Abend."
Sie löste sich wieder von mir und sah mich beleidigt an. „Na gut, aber ich kann es echt nicht glauben, dass du jetzt schon 16 bist. Mein kleiner Bruder."
„Genau genommen, bin ich größer als du."
„Du bleibst für immer mein kleiner Bruder, egal wie groß. Weißt du noch, Brooklyn, wie süß er immer mit Harper gespielt hat?" Verträumt sah sie mich an.
Ich verdrehte die Augen. Nicht das schon wieder.
Ich will nichts von Harper und mir hören. Unsere Freundschaft ist Geschichte.
„Zieh doch nicht so ein Gesicht, bald kannst du sie doch wieder sehen", versuchte meine Schwester mich aufzumuntern.
„Vielleicht will ich sie gar nicht sehen?"
„Das glaub ich dir nicht, aber musst du wohl oder übel. Sie ziehen ja wieder her." Wenigstens freute sich eine darüber, obwohl man auch bedenken muss, dass sie nicht viel davon mitbekommen wird.
Die Beckhams waren vor vier Jahren weggezogen, da David einen neuen Job angenommen hat und den konnte er nur dort ausüben. Der neue Wohnort war um die zwei Stunden mit dem Auto entfernt und so sah man sich nicht mehr oft.
Und jetzt zogen sie wieder her. Na super...
Warum ich mich nicht freute?
Harper war kein Bestandteil mehr von meinem Leben. Früher war sie sogar mein Leben, aber das hatte sie zerstört, auch wenn ich immer noch nicht verstand warum.
Warum musste die Familie eigentlich wieder herziehen? Ich verstand es ehrlich nicht.
Für Lucy und Brooklyn war das Nachbarhaus, dass Victoria und David nicht verkauft hatten, sehr praktisch, denn dort lebten sie die letzten Jahre gemeinsam und ich wunderte mich echt wie sie es schafften so viele Jahre miteinander auszuhalten. Sie waren jetzt schon über zehn Jahren zusammen. Zwar nicht am Stück, denn zwischendrin waren sie für mehrere Jahr getrennt, aber irgendwie fanden sie doch wieder zusammen. Der Grund von dem Streit wusste ich gar nicht mehr, aber er war total dumm, wenn nicht sogar unnötig; aber dies war Vergangenheit.
Jetzt gingen sie sogar zusammen nach Australien. Die Dauer war noch nicht so ganz klar, aber sie waren von ihrem Road Trip so begeistert, dass sie vor ein paar Monaten beschlossen sich dort ein neues Leben aufzubauen.
Natürlich werde ich Lucy auch vermissen, aber ich war ein starker junger Mann geworden und müsste es aushalten mit meinen sechzehn Jahren. Ich war nicht mehr der kleine vierjährige Junge von damals, den alle total süß fanden.
"Kann mich wer fahren?", fragte ich während ich vom Stuhl aufstand und auf meine Jacke + Schuhe zusteuerte.
Das war ein großer Vorteil, wenn man eine 28-jährige Schwester hatte, die im Gegensatz zu einem selbst Auto fahren konnte. Jetzt musste sie nur noch zustimmen. Aber wenn sie es nicht tat, machte es eigentlich immer Brooklyn.
"Klar, ich muss eh noch paar Sachen besorgen." Lucy tat es mir nach und sobald ich meine Schultasche auf dem Rücken hatte und sie sich von Brooklyn mit einem Kuss verabschiedete, liefen wir zu ihrem Auto.
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"Hat jemand die Mathe Hausaufgabe?" So verplant wie immer stieß Jason zu mir und Lucas.
Jason verschlief fast immer und vergaß des Öfteren die Hausaufgabe, aber wie auch heute bekam er sie von Lucas, der ohne als Nerd zu gelten, immer gute - wenn nicht sogar sehr gute - Noten schrieb. Mit seiner Brille sah er noch schlauer aus.
Jason wie auch Lucas waren bei den Mädchen nicht gerade unbeliebt.
Jason war für alle Mädchen einfach nur heiß und sie fanden alles total süß an ihm besonders seine braunen immer verwuschelten weichen Haare, während Lucas einfach nur den Traum aller Mädchen hatte: Schwarze Haare mit eisblauen Augen, was einfach nur der Beste Kontrast zu seiner Brille mit schwarzem Rahmen war.
Wie ich genau auf Mädchen wirkte, weiß ich nicht, aber es war mir auch ehrlich nicht so wichtig.
Ich suchte keine Beziehung. Freundschaft reichte mir vollkommen.
"Hey Jungs." Meine beste Freundin Mia kam zu uns drei und umarmte schnell Jason und Lucas, bevor sie mir dann einen Kuss auf die Wange drückte.
Kurz nachdem Harper weg war, lernte ich Mia kennen und sie wurde zu meinem Felsen. Sie war alles für mich. Ich konnte nicht sagen, ob Harper mir damals mehr bedeutete, denn für sie empfand ich nicht nur freundschaftliche Gefühle.
Mia war einfach die liebste Person, die ich kannte. Immer hilfsbereit, voller Lebensfreude und vor allem konnte man mit ihr alles machen und sie hatte immer ein offenes Ohr.
"Schaut mal, wer wieder da ist." Das war das einzige Mal wo Mias Stimme nicht freundlich klang.
"Sie hat sich verändert ... eindeutig zum positiven", murmelte Jason mit offenem Mund.
Auch ich drehte mich nun um und auch nach vier Jahren in denen wir uns nicht sahen, erkannte ich sie sofort.
Harper.
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Hey :)
Ich hoffe, euch hat das erste Kapitel gefallen ❤
Die Sichtweisen ändern sich in jedem Kapitel, aber das seht ihr am Titel.
~Becksi99
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Neuer Start, Neue Gefühle, Neue Chance? ✔
FanfictionSeit Max und Harpers Kindheit waren sie unzertrennlich. Sie wohnten nebeneinander und ihre großen Geschwister wurden ein Paar. Max würde alles für Harper tun und Harper für Max. Doch diese enge Freundschaft war anscheinend zum Scheitern verurteilt...