| Kapitel 9 | HARPER |

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Ich unterhielt mich am Ende des Schultages mit Liv. Sie war echt mega nett und ich verstand mich immer besser mit ihr. Gerade erzählte sie mir von ihrer Fernbeziehung zu ihrem Freund namens Aidan, der leider mit seiner Familie vor ein paar Monaten weggezogen war.

„Es ist schwierig", meinte sie bedrückt. „Aber am Wochenende kommt er mich besuchen und vielleicht kannst du ihn dann auch kennenlernen." Liv's Augen strahlten.

„Gerne", entgegnete ich.

„Ciao Leute." Holly umarmte zuerst mich und dann Liv, bevor sie dann ging. Ich fühlte mich bei den Mädchen echt mega gut aufgenommen. Ich merkte, dass sie richtige Freunde waren, denn leider hatte ich in den letzten vier Jahren zu viele falsche. Das fiel mir hier erst auf, als sich noch keine nach mir erkundigt hatte. Aber auch mir fehlten sie nicht. Außer Joshi vermisste ich eigentlich keinen. Dafür fühlte ich mich hier zu wohl.

„Ich geh dann-", fing ich an, aber hörte durch eine laute Stimme hinter mir auf zu reden.

„Mia, das stimmt nicht. Harper bedeutet mir nichts. Sie ist ein niemand für mich. Sie war Teil meiner Kindheit, aber das war es auch schon. Nein! Harper ist wie gestorben für mich! Ich hasse sie!" Mit jedem Wort wurde er lauter, sodass ich es immer besser verstehen konnte.

Meine Augen weiteten sich und geschockt sah ich Max an, der mit dem Rücken zu mir stand. Dann drehte er sich um und auch seine Augen wurden groß.

Ich schluckte und versuchte die Tränen zurück zu halten. Fest biss ich mir auf die Lippe und konnte nicht glauben, was er gerade gesagt hatte.

Max hasste mich.

Ich bedeutete ihn nichts mehr.

Er hasste mich.

Immer wieder wiederholten sich diese Sätze in meinem Kopf, sodass ich nicht mal mitbekam, als Max sich wieder wegdrehte.

„Harper?" Besorgt legte Liv mir eine Hand auf die Schulter und sah mich aus ihren grünen Augen mitfühlend an.

„Alles ... gut", versuchte ich stark zu wirken, doch mit meinem Schluchzer am Schluss hatte ich dies wohl versaut.

„Tschüss Liv", war das Einzige, was ich noch sagte, bevor ich dann zum Ausgang des Schulgeländes stürmte. An Max vorbei.

Es tat weh. Hätte er es mir nicht gleich ins Gesicht sagen können, anstatt es so rumzuschreien?

Erstmal aber musste ich die Tränen stoppen. Meine Mum war Zuhause und Romeo müsste ebenfalls noch da sein und sie sollten auf keinen Fall etwas davon mitbekommen.

-

Das Mittagessen verging schleppend. Romeo versuchte mich aufzuheitern, da er schon merkte, dass etwas mit mir nicht stimmte und meine Mum reagierte gar nicht, was ich gut fand, denn ich wollte kein Mitleid. Und darüber reden wollte ich auch nicht.

Irgendwann ließ mich Romeo dann in Ruhe und ich ging in mein Zimmer. Früher gehörte es Brooklyn und es sah viel zu leer aus.

Ich stellte mir vor, wie es wäre, wenn Brooklyn nun hier wäre und mich in den Arm nehmen würde, aber er war weg. Ganz weit weg. Zu gerne würde ich jetzt seine Stimme hören, aber wahrscheinlich saß er noch im Flugzeug.

Um nicht weiter im Selbstmitleid zu versinken, richtete ich mir mein Zimmer weiter ein. Ich wollte alles von meinen Bruder so übernehmen, da es mir dann vertrauter vorkam, so als wäre er ebenfalls hier. Die blauen Wände gefielen mir eh und die dunklen Möbel auch. Meine restlichen Klamotten räumte ich noch in meinen Schrank ein und ein paar Bilder hing ich an die Wand vor dem Schreibtisch. Als ein Bild von Max kam, war ich mir unsicher, ob ich es ebenfalls aufhängen sollte, aber letztendlich tat ich es. Nach etwa einer halben Stunde hatte ich keine Lust mehr und setzte mich auf das Bett. Persönlicher wirkte das Zimmer wenigstens schon mal. Als ich mein Gesicht in ein Kissen drückte, roch es nach Brooklyn. Eine Wärme durchfloss meinen Körper und sofort fühlte ich mich nicht mehr so allein.

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