Der Schultag war geschafft. Lucas war schon gegangen und Jason sah ich bei Alice stehen. Mia kam gerade auf mich zu und umarmte mich. „Bye Max, bis morgen", verabschiedete sie sich von mir.
„Warte kurz." Ich hielt sie an ihrem Arm fest, als sie gehen wollte.
Neugierig sah sie mich an.
„Was war das heute wirklich mit dir und Harper?", fragte ich ernst. Ab und zu hatten sich die beiden während des Tages immer wieder in meine Gedanken geschlichen und es beschäftigte mich mehr, als das es sollte.
Mia starrte an mir vorbei. „Können wir das nicht einfach vergessen? Ich war einfach ein wenig genervt und dann bin ich heute bisschen ausgerastet, mehr war es nicht. Entschuldigt habe ich mich bei ihr doch auch schon."
„Und warum warst du genervt?", fragte ich mit gerunzelter Stirn nach. Heute Morgen hatte sie eigentlich noch einen glücklichen Eindruck auf mich gemacht und Geschichte hatten wir ca. zwei Stunden danach.
„Ich ähm." Ich sah ihr an, wie sie überlegte.
„Du kannst mir doch alles erzählen, Mia. Ich weiß, dass es gerade eine Lüge war."
Sie zögerte kurz. „Es ist nichts, wirklich."
„Mia", sagte ich warnend.
„Mein Bruder wartet schon auf mich, also ich muss."
Mia wird immer von ihrem älteren Bruder überall hingefahren, aber als ich ihn bei seinem Auto sah, wirkte es für mich nicht so, als würde er schon ungeduldig auf Mia warten. Viel lieber hing er gerade an den Lippen einer Rothaarigen.
„Mia", fing ich sanft an. „Was ist los?"
Auch Mia hatte eingesehen, dass es nichts brachte und seufzte. „Ich ... Ich hab Angst."
„Wovor?"
„Dass du und Harper wieder Freunde werdet und du mich dann vergisst."
Mit großen Augen sah ich die Brünette an. „Ich würde dich doch niemals vergessen, Mia. Du bist meine beste Freundin und nicht Harper."
„Aber Harper war deine beste Freundin und ich sehe dir an, wie viel sie dir bedeutet." Gegen Ende wurde sie immer leiser.
„Sie bedeutet mir nichts", widersprach ich schnell. Harper - mir was bedeuten? Sie hatte mich damals verlassen. Und- nein, das war absurd. Nein, nein, nein.
„Mach dir doch nichts vor, Max", seufzte sie.
Ich schüttelte meinen Kopf. „Mia, das stimmt nicht. Harper bedeutet mir nichts. Sie ist ein niemand für mich. Sie war Teil meiner Kindheit, aber das war es auch schon. Nein! Harper ist wie gestorben für mich! Ich hasse sie!" Ich wurde mit jedem Wort immer lauter.
Mia sah hinter mich und kurz lächelte sie leicht, was mich verwirrte. Ich drehte mich um und meine Augen wurden groß, mein Mund trocken und unbewusst hielt ich die Luft an. Scheiße.
Harper stand mit Tränen in den Augen neben Liv und sah mich an. Ich erkannte, wie sie sich auf die Lippe bis und versuchte, nicht zu heulen.
Ich konnte diesen Anblick nicht länger ertragen und schaute wieder zu Mia, die nun zufrieden lächelte. „Okay, ich glaub dir, Max." Sie drückte mir einen Kuss auf die Wange. „Bis morgen."
Das alles erlebte ich wie in Trance. Vor meinen Augen war immer noch Harper, die mit Tränen in den Augen da stand.
Jemand lief mit schnellen Schritten an mir vorbei. Die dunkelblonden Haare gehörten eindeutig zu Harper. Bis sie aus meinem Blickfeld verschwand, sah ich ihr nach.
Was hatte ich nur getan?
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Zuhause angekommen war ich allein. Das Haus wirkte schon lange nicht mehr so ausgestorben. Meine Eltern waren beide arbeiten und Lucy war ja jetzt weg. Wie es ihr wohl ging? Ob sie schon angekommen waren? Ich sah auf die Uhr in der Küche: 15:28 Uhr. Wahrscheinlich noch nicht. Ich hatte mir eine Tiefkühlpizza in den Ofen geschoben und aß sie während ich im TV irgendwas sah. Es war eine Zeichentrickserie, die ich als Kind immer gerne sah. Harper und ich liebten sie damals. Fast jeden Tag saßen wir als 8 Jährige vor dem Fernseher und sahen sie uns an.
Tränen traten in meine Augen und ich konzentrierte mich weiter auf den Fernseher ohne weitere Gedanken an Harper. So sehr ich es auch versuchte, es funktionierte nicht.
Immer mehr Erinnerungen kamen in meinen Kopf von früher. Wie wir unsere Mütter immer zum Verzweifeln gebracht hatten, wenn wir dreckig ins Haus kamen, da es davor geregnet hatte und wir unbedingt draußen spielen wollten. Als Harper sich von keinem anderen nach einem Albtraum beruhigen lassen konnte, außer von mir. Die Liste ließe sich noch ewig erweitern, aber ich musste damit aufhören.
Ich musste mich ablenken. Vielleicht hatte ja Robert für mich Zeit.
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„Das hast du nicht wirklich gesagt, Max." Robert vergrub sein Gesicht in seinen Händen.
Als ich ihn in seinem Büro besuchen kam, hatte ich Glück, dass er gerade Zeit hatte und so erzählte ich ihn alles.
Ich blieb still und betrachtete lieber die Bilder auf seinem Schreibtisch. Eins von ihm und Kate, von seiner Familie ein paar und auch eins von ihm und mir konnte ich entdecken. Es war etwa ein Jahr alt und verschwitzt sahen wir in die Kamera. Roberts Arm lag auf meinen Schultern und wir grinsten beide. Das war ein toller Tag. Wir hatten gemeinsam Basketball gespielt und Robert hatte echt den Vorteil, dass er so groß war und er mich – zum damaligen Zeitpunkt noch - um mindestens zwanzig Zentimeter überragte.
„Das war ein guter Tag, hm?" Robert hatte anscheinend meinen Blick auf dem Bild bemerkt, denn er sah mich sanft lächelnd an.
Ich nickte.
„An deiner Stelle würde ich mich bei Harper entschuldigen. Du hast dich wie ein kompletter Vollidiot verhalten und sie verletzt, was sie echt nicht verdient hat. Ein Blinder sieht, wie sehr ihr aneinander hängt, aber du bist zu stur um das einzusehen. Und jetzt versuch nicht mir zu widersprechen, denn sonst würde es dir jetzt nicht so dreckig gehen." Ernst blickte Robert mich an.
Wie ich es doch hasste, wenn er Recht hatte. Trotzdem wollte ich es nicht vor ihm zugeben.
„Wie läuft es eigentlich mit dir und Kate?"
„Auch nicht anders als gestern", lachte er. „Es wird immer noch kein Baby geben." Er blieb kurz ruhig. „Jetzt mal ehrlich, Max, was willst du von Harper? Willst du wieder ihre Freundschaft oder willst du sie weiter so scheiße behandeln?"
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Ein neues Kapitel (:
Ich hoffe, ich bring Max' Sicht einigermaßen gut rüber. Ich hab kp wie es wirklich in den Kopf von einem Jungen ausschaut, aber ich gebe mein bestes.
Welche Sicht gefällt euch eigentlich besser? Max' oder Harpers?
Ich hab nicht wirklich das Gefühl, dass die Kapitel gut werden, deshalb danke fürs Lesen und Voten und Kommentieren. Danke für eure Unterstützung und den fast 2k Reads.
Ab und an hatte ich bei dem Kapitel echt Tränen in den Augen. Max ist echt ein Vollidiot, aber vielleicht kommt er irgendwann noch zur Vernunft.
~Becksi99
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Neuer Start, Neue Gefühle, Neue Chance? ✔
FanficSeit Max und Harpers Kindheit waren sie unzertrennlich. Sie wohnten nebeneinander und ihre großen Geschwister wurden ein Paar. Max würde alles für Harper tun und Harper für Max. Doch diese enge Freundschaft war anscheinend zum Scheitern verurteilt...