Lucy sollte nicht gehen. Was sollte ich denn ohne meine große Schwester machen? Okay, so abhängig war ich jetzt auch nicht, aber ich brauchte sie trotzdem. Sie war immer für mich da, hat mich immer beschützt und war einfach nur die allerbeste Schwester, die nun ganz weit weg sein wird.
Zum Glück konnte niemand meine Gedanken lesen, aber auch Jungs dürfen mal Schwäche zeigen.
Wir standen am Flughafen, die Koffer waren schon abgegeben und wir hatten ungefähr noch eine halbe Stunde mit Brooklyn und Lucy.
Meine Eltern waren dabei, Brooklyns und natürlich Brooklyns Geschwister und ich.
Die Stimmung war nicht die beste und ich denke, jeder war traurig. Unsere Mutter weinte sogar schon und unser Dad hatte damit zu tun sie zu trösten.
Ich versuchte natürlich auch stark zu bleiben, denn so nah war ich zum Glück nicht am Wasser gebaut, aber auch ich war mehr als bedrückt deswegen.
„Na." Lucy stellte sich neben mich und versuchte zu lächeln. Man sah, dass sie dieser Abschied echt mitnahm. Ihre Augen wurden schon rot.
„Denk gar nicht dran zu heulen, sonst heul ich auch." Ich lachte, aber so richtig war mir nicht zu Lachen zumute.
Lucy lachte auch kurz auf.
Plötzlich umarmte sie mich und ich erwiderte es natürlich.
„Du wirst mir echt fehlen, Kleiner", schluchzte sie.
Zum ersten Mal ignorierte ich das ‚Kleiner'.
„Du mir auch", murmelte ich.
Sie löste sich soweit, dass sie mir ins Gesicht sehen konnte. Sie lächelte. „Ich kann es immer noch nicht glauben, dass du so groß geworden bist." Sanft strich sie mir über die Wange. „Mein kleiner Schatz, ist nun groß", flüsterte sie und gab mir gleich darauf einen Kuss auf die Stirn, bevor sie mich wieder fest in den Arm nahm.
„Du schreibst mir jeden Tag, okay? Oder wir telefonieren", schlug ich vor.
„Ich werde mich melden, versprochen."
Kurz blieb es still.
„Ich kann es immer noch nicht fassen, dass mein 12 Jahre jüngerer Bruder größer ist als ich", kicherte sie auf einmal.
Auch ich stieg mit ein. „Jetzt bist du die Kleine."
„Versprichst du mir was?", fragte sie und sah mir ins Gesicht.
„Kommt drauf an was." Ich traute meiner Schwester nicht immer.
Lucy senkte kurz den Blick auf ihre Füße, bevor sie mir wieder in die Augen blickte. „Gibst du Harper wenigstens eine kleine Chance?"
Mein Gesichtsausdruck fiel. „Nein", sagte ich kalt.
„Ach komm schon, Max. Ich kann dich ja verstehen, aber siehst du nicht wie sie leidet? Ihr wart mal die besten Freunde. Ich weiß noch, wie verrückt du nach ihr warst."
„Lucy, lass es einfach. Ich will jetzt nicht über Harper reden."
„Aber ich. Gib dir doch wenigstens einen kleinen Ruck und ignoriere sie nicht komplett. Es tut ihr echt leid, das sehe ich ihr an und das hat sie mir auch erzählt." Ernst und besorgt zugleich sah mich Lucy an.
„Versteh doch einfach, das-"
„Nein, Max. Ihr quält euch beide damit und ich möchte wenigstens gehen, wenn ich sehe, dass es dir gut geht und das tut es nicht."
„Mir geht es gut", widersprach ich ihr.
Lucy verdrehte die Augen. „Du kannst mir nichts vormachen. Dir geht es nicht gut. Du hast sie vermisst, das weiß ich."
„Müssen wir jetzt echt darüber reden?", fragte ich genervt.
„Ich will doch nur, dass es dir gut geht." Lucy sah kurz auf die Uhr, bevor sie sich wieder mir zuwandte. „Noch 10 Minuten."
„Gut, ich überlege es mir, okay?", ergab ich mich. „Aber nur weil ich unsere letzten paar Minuten nicht verschwenden will."
„Danke, Max." Sie umarmte mich fest. „Ich hab dich lieb."
„Ich hab dich auch lieb", erwiderte ich und drückte sie noch fester an mich.
Irgendwann waren dann die 10 Minuten um und jetzt mussten wir uns endgültig verabschieden. Nun heulte auch Lucy, was dazu führte, dass ich Angst hatte jeden Moment ebenfalls loszuheulen.
Als Brooklyn und Lucy weg waren, gingen wir bedrückt zu den Autos zurück mit denen wir gekommen waren.
„Romeo, jetzt lass das!", hörte ich eine aufgebrachte Stimme sagen und sah zu Harper. Sie sah genervt aus, während Romeo lachte. Auch Cruz lachte mit. Die drei liefen genau vor mir, weswegen ich alles genau mitbekommen konnte.
Ein kleines Grinsen konnte auch ich mir nicht verkneifen. Sie war schon immer so süß, wenn andere sie ärgerten.
„Und neben euch soll ich noch die Autofahrt aushalten." Harper verschränkte die Arme. „Ich glaub, da laufe ich lieber."
„Dann bleibt mehr Platz für uns. Gute Idee, Schwesterchen." Romeo legte einen Arm um Harper, den sie gleich wieder wegschlug.
„Ich glaube, wir sollten eher dich laufen lassen", erwiderte Harper.
„Und ich glaube, Bewegung bräuchtest du mehr als ich."
Wenn Blicke töten könnten, dann wäre Romeo jetzt tot.
„Willst du damit sagen, dass ich fett bin?!"
„Was ihr Mädchen immer alles versteht", murmelte er.
„Doch, er hat gemeint, dass du fett bist", mischte sich Cruz ein.
Aufgebracht stemmte Harper die Arme in die Hüfte, während Cruz und Romeo nicht mehr aufhören konnten zu lachen.
„Bin ich froh, dass ihr schon ausgezogen seid."
„Ach, wir dachte eigentlich die Woche hier zu bleiben", erwiderte Romeo locker.
„Oh Gott." Harper vergrub ihr Gesicht vor Verzweiflung in ihren Händen.
„Du kannst auch bei uns mitfahren", hörte ich mich plötzlich sagen. Hatte ich das jetzt wirklich gesagt? Hoffentlich hatten sie mich nicht gehört, doch natürlich war dies nicht der Fall.
Harper drehte sich zu mir um und blieb anscheinend aus Schock stehen. „D-Du meinst m-mich?", stotterte sie vor Überraschung.
Ich nickte.
„Jetzt wirklich?"
Wieder nickte ich.
Ein Lächeln bildete sich auf ihren Lippen. „Danke."
„Kein Problem", erwiderte ich und fragte mich echt, was ich jetzt wieder getan hatte. Wollte ich das wirklich? Aber ich hatte es Lucy mehr oder weniger versprochen, also tat ich jetzt einfach mein bestes. Es war ja nur eine normale Autofahrt.
Jetzt im Nachhinein gesehen, bereute ich es doch. Die ganze Fahrt über war eine unangenehme Spannung und ich hatte keinen Plan, wie ich mich verhalten sollte. Meine Eltern hatten dann das Reden übernommen und ich saß nur neben Harper auf der Rückbank und hatte stumm aus dem Fenster geschaut.
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Ich wünsche euch alle einen guten Rutsch ins neue Jahr! Und einen guten Start in 2016!
Ihr habt mein 2015 echt perfekt gemacht, denn wir sind bei NONLNG ganz nah an den 80k reads. Ich kann es ehrlich gesagt nicht glauben. Ich war ja schon happy, als ich 1k hatte, aber 80 k? Ihr seid der absolute Hammer!!
Ich hoffe, ihr hatte ein genauso schönes 2015 wie ich :)Das interessiert wahrscheinlich keinen, aber ich bin so froh Wattpad für mich entdeckt zu haben, denn ohne Wattpad hätte ich manche Leute nicht kennengelernt, die einen ganz besonderen Platz in meinen Herzen bekommen haben. Ihr macht mein Leben perfekt❤
~Becksi99
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Neuer Start, Neue Gefühle, Neue Chance? ✔
FanfictionSeit Max und Harpers Kindheit waren sie unzertrennlich. Sie wohnten nebeneinander und ihre großen Geschwister wurden ein Paar. Max würde alles für Harper tun und Harper für Max. Doch diese enge Freundschaft war anscheinend zum Scheitern verurteilt...