| KAPITEL 13 | MAX |

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Zwei Wochen vergingen. Ich kam immer schlechter an Mia ran. Sie distanzierte sich immer mehr von mir. Sogar mit Lucas und Jason hatte sie immer weniger zu tun. Ihnen hatte ich natürlich auch davon erzählt. Sie verstanden beide die Situation und versuchten, Mia zu helfen, doch sie wollte es nicht. Es schien, als würde sie mit uns allen abschließen, uns aus ihren Leben kriegen wollen.

„Max, hörst du mir eigentlich zu?", fragte Harper.

Schnell wendete ich meinen Blick von Mia ab, die einige Meter entfernt mit ihren Freundinnen von uns stand. Sie ignorierte mich, aber ich konnte es einfach nicht. Mir lag echt viel an ihr, freundschaftlich gesehen. Ich wusste, wie sie sich fühlte, was alles nicht gerade besser machte.

„Äh klar, hör ich dir zu."

Harper kaufte es mir nicht ab. „Max, du kannst mir nichts vormachen. Es ist wegen Mia, oder?" Verständnisvoll sah sie mich an. „Du musst warten, bis sie wieder einen Schritt auf dich zu macht. Mehr kannst du leider nicht tun."

Ich seufzte. „Ich weiß."

„Heute schon was vor?", wollte Harper wissen, als wir das Schulgelände verließen.

Ich schüttelte meinen Kopf. Wir hatten Mittwoch und außer, dass ich vielleicht langsam anfangen sollte für Geschichte, das am Freitag anstand, zu lernen, hatte ich nichts zu tun.

„Gut, dann lenke ich dich heute ab. Du bist seit zwei Wochen so niedergeschlagen, länger sehe ich es mir nicht mehr an."

Ich blickte in ihre schönen braunen Augen und war froh, dass wir unsere Freundschaften ziemlich gut wieder aufbauen konnten. Trotzdem war sie kein Ersatz für Mia.

„Ich nehme das jetzt einfach mal als ein Ja. Sei um 15:30 Uhr bei mir." Mit diesen Worten verabschiedete sie sich und verschwand in ihrem Haus.

-

„Und jetzt?", fragte ich, als ich auf Harpers Bett saß.

Schmunzelnd sah Harper zu mir, die gerade ihren Laptop hochfuhr. „Zieh doch nicht so ein Gesicht, wie wäre es mal mit einem Lächeln?" Sie kam zu mir und zog meine Mundwinkel nach oben. „Schon viel besser", grinste sie.

Auch ich musste leicht lächeln.

Harper setzte sich neben mich und ihren Laptop auf den Schoß. „Also ich hätte im Angebot: Actionfilm, Comedy oder Horror?"

„Harper", murmelte ich. „Sorry, aber hab keine Bock auf einen Film."

Sie betrachtete mich einen Moment. „Okay, nicht schlimm. Dann guck mal, was ich erst gefunden hab." Sie tippte auf ihrem Laptop herum, bis sich ein neues Fenster öffnete.

„Max, du musst dich schon anständig anziehen", hörte man Lucy sagen, während meine jüngere Version sie mit großen Augen anblickte und dann runter auf seine Klamotten. Er trug einen rot-weiß gestreiften Pulli und eine graue Hose mit paar Grasflecken. „Aber ich mag das", sagte der Kleine und verschränkte seine Arme trotzig vor der Brust. „Du willst doch hübsch für deine Braut sein und so wird sie sich nicht freuen, sondern vielleicht schämen", sagte Lucy. Er überlegte und rannte ins Haus. Währenddessen schwankte die Kamera zu Harper und Brooklyn, der ihr gerade versuchte die Haare zu flechten. „Warum machen wir das nochmal, Lucy?" „Weil Max uns darum gebeten hat und ich finde, du machst das nicht schlecht", lachte sie. Der Zopf wurde gezeigt. Deutlich merkte man, wie wenig Erfahrung Brooklyn damit hatte. Harper trug ein weißes Kleid mit rosa Blumen darauf. Zusätzlich setzte Brooklyn ihr noch einen rosa Haarreif in die Haare. „Ich finde, das passt so", seufzte Brooklyn geschafft. „Aber ich hab noch keine Schuhe. Ich brauch hohe Schuhe", beschwerte klein Harper sich mit ihrer süßen piepsigen Stimme. „Mum hat bestimmt welche. Warte kurz" und da verschwand Brooklyn aus dem Bild. „Passt das so?", hörte man es nun von einer anderen Seite schreien. Harper kreischte und flüchtete schnell. „Er darf mich nicht davor sehen", flüsterte sie. Die Kamera schwenkte zu einem kleinen Jungen, der in einem zu großen Blazer angerannt kam und eine Krawatte um den Hals hängen hatte. Seine Sachen ließ er drunter an. Man hörte Lucy's Seufzen. „Naja, ist schon besser. Warte ich helfe dir."

Genau in diesem Moment stoppte das Video.

Ich war ganz gefesselt. Was hatten wir da gemacht?

„Unsere Hochzeitsvorbereitungen", hörte ich Harper sagen und gleich darauf lachte sie. „Süß, nicht?"

Ich stieg in ihr Lachen mit ein. Einzelne Bruchteile von diesem Tag kamen mir in den Kopf. Ich weiß noch, wie hin und weg ich damals von Harper war und wie süß sie mich mit ihrer Zahnlücke angrinste. Das war aber leider schon alles.

„Das war echt süß. Hast du noch welche von der Hochzeit?", wollte ich wissen.

„Ne, leider nicht. Das war eine der wenigen, die ich erst gefunden habe."

Den restlichen Nachmittag verbrachten wir mit weiteren Videos. Harper hatte echt geschafft mich abzulenken. Es war interessant all unsere Dummheiten 10 Jahre später auf Video zu sehen. Ich hatte damals gar nicht registriert, dass Lucy ständig alles von uns gefilmt hatte, aber jetzt fand ich es gut. Es brachte mich auf andere Gedanken. Weg von dem Drama mit Mia und in eine Zeit, in der hauptsächlich Harper für mich eine Rolle gespielt hatte. Meine Kindheitsliebe, die ich geliebt hatte, bis sie wegzog. Ich hatte Angst, dass sich diese Gefühle wieder aufbauten. Es dürfte nicht geschehen. Ich wollte nicht die nächste Freundschaften zerstören wegen dämlichen Gefühlen.

„Das war das letzte Video", meinte Harper und fuhr ihren Laptop herunter, bevor sie ihn auf die Seite legte. Mit einem liebevollen Lächeln sah sie mich an. „Das waren Zeiten, hm?"

„Ja, wunderschöne", stimmte ich ihr zu und umarmte sie, vergrub mein Gesicht in ihrer Halsbeuge und zog ihren Duft ein. „Danke", nuschelte ich in ihre Haare.

Harper lächelte, wie ich feststellte, als ich mich wieder von ihr entfernte.

Ich drückte ihr einen Kuss auf die Stirn, bevor ich sie wieder in den Arm nahm.

So dürfte es wegen mir immer sein. So unbeschwert. So vertraut.


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