Entschuldigungen

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Unruhig verteilte ich das Besteck auf unserem Esstisch. Anna füllte die frischgebackenen Brötchen in einen Korb und Daniela kochte uns Kaffee.

Die Begegnung mit Draco steckte mir noch immer in den Knochen. In der Nacht kriegte ich kaum ein Auge zu und fühlte mich nun wie gerädert.

„Habt ihr schon Pläne für heute?", fragte Anna und ließ sich auf einen Stuhl plumpsen. Ich setzte mich neben sie und griff nach einem Brötchen.

„Nein, geplant habe ich nichts. Hast du schon etwas vor, Dany?"

„Hm", sie stockte einen Moment und setzte sich mir gegenüber. „Nein, ich glaube, ich habe Zeit. Habt ihr Lust auf einen kleinen Stadtbummel durch London? Ich war schon ewig nicht mehr da." Sie streckte ihre Beine aus und band ihre langen blonden Locken zu einem Dutt zusammen und schnitt sich ein Brötchen auf.

„Gerne", rief Anna entzückt. „ich brauche unbedingt ein neues Paar Schuhe. Ich laufe mir in meinen fast die Hacken ab."

Ich gab ein zustimmendes Brummen von mir und fügte hinzu: „Meine Haare könnten auch mal wieder einen neuen Schnitt vertragen."

„Ach Jean, du hast doch schon so kurze Haare", klagte Anna. Sie hatte Recht. Vergleichen mit meiner früheren Haarpracht, trug ich nun nur noch ein Drittel zur Schau.

„Lass Jean doch", unterstützte mich Daniela. „Nicht jeder mag lange Haare." Ich lächelte ihr dankbar zu und war schon im Begriff nach einem Brötchen zu greifen, als es plötzlich klingelte.

„Wer mag das denn sein?", fragte Daniela genervt. Anna sagte: „Erwartet jemand von euch Besuch?"

Ich stand wiederum auf und öffnete die Tür.

Schwere Schritte ertönten in dem hellhörigen Treppenhaus und schon kurzdarauf erkannte ich die typische Mütze des Postboten.

„Franklin", rief ich überrascht aus. „Dich habe ich ja schon eine Ewigkeit nicht mehr gesehen."

„Das kann ich nur zurückgeben, Jean", antwortete er fröhlich. „Aber erst einmal, einen wunderschönen guten Morgen." Ich erwiderte den Gruß und schielte auf seine dicke Umhängetasche.

„Gut siehst du aus", fuhr Franklin fort und grinste. Ich mochte den älteren Mann. Ich mochte ihn wirklich, doch ich wurde mit jeder Sekunde ungeduldiger. Normalerweise steckte Franklin unsere Post in den kleinen Briefkasten vor dem Haus, es war ungewöhnlich, dass er sie persönlich brachte.

„Vielen Dank, aber nun rück schon raus, was mir die Ehre verschafft." Ungeduldig beobachtete ich, wie er umständlich seine Tasche durchwühlte und einen blütenweißen Umschlag hervorzog.

„Der ist für dich, meine Liebe. Der Absender war ganz erpicht darauf, dass du diesen Brief erhältst, deswegen dachte ich mir, Franklin, alter Junge, der junge Mann war so sympathisch, außerdem kennst du Jean, wieso tust du ihm nicht den Gefallen und überbringst den Brief persönlich?"

Ich nickte und starrte wie paralysiert auf das Kuvert. „Danke, Franklin, vielen Dank. Entschuldige mich, aber ich muss mich verabschieden. Auf Wiedersehen."

Ohne auf seine Antwort zu warten, knallte ich die Tür zu und riss den Umschlag auf.

„Jean, hat Franklin etwas für mich geliefert?", fragte Daniela und erschien im Türrahmen. Abwesend verneinte ich und begann zu lesen:

Liebe Hermine,

Du weißt, ich war noch nie gut in so etwas, aber ich hoffe, Du siehst es mir nach.

Ich weiß, dass Ronalds Verhalten Dir gegenüber unmöglich war und dafür möchte ich mich entschuldigen. Ich wusste nicht, dass Lavender da sein würde, ehrlich, ich lud nur Ron ein. Es sollte eine Feier nach altem Brauch sein, nur wir drei und die Weasleys. Tja, man Plan ist wohl mächtig schiefgegangen. Ich weiß nicht, wie ich das Geschehene gut machen kann, doch wenn Du es weißt, bitte sag es mir!

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