Endlich ein Neubeginn?

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Es war mal wieder typisch. Ständig sind Draco und ich ineinander gelaufen und nun, jetzt wo ich möchte, dass wir ineinander laufen, passierte es nicht.
Ich wurde noch wahnsinnig!
Ärgerlich lief ich die Plätze ab, an denen wir uns gesehen haben, aber er war wie vom Erdboden verschluckt.

Ich war schon bereit weiterzusuchen, als mir plötzlich ein Gedanke durch den Kopf schoss, der mich inne halten ließ.

Wieso war er eigentlich hier? Ich meinte, wieso war er hier, im London der Muggel?
Ich konnte auf Grund meiner Unbedachtheit nur den Kopf schütteln. Wieso war mir das nicht früher aufgefallen?
Auch wenn Draco sein Verhalten gegenüber Muggel geändert haben mochte, wäre er doch der letzte, den ich hier vermutet hätte.

Tausend Fragen brannten mir auf der Zunge und mein Drang ihn zu sehen, war um ein zehnfaches gestiegen.
Gefrustet ließ ich mich auf eine Bank fallen und sah mich um. Ich befand mich in einem kleinen Park und soweit das Auge reichte, sah ich Rentner. Manche gingen spazieren, andere saßen, wie ich, auf einer Bank, wieder andere spielten mit ihren Enkeln.
Vielleicht war ich in ein Seniorentreffen geplatzt, aber eigentlich sah es nicht so aus, als ob sich viele kannten. In der Nähe von mir ging sogar ein Mann alleine spazierren und betrachtete seine Umgebung. Mein Blick ruhte einen Moment auf ihm. Irgendetwas unterschied ihn von den anderen. Er war stilvoller gekleidet, ja, aber das war es nicht.
Es war seine Haarfarbe, sie gleich nicht den der anderen, sie war heller und – nein.

Ich brauchte einen Moment, um zu erkennen, dass der Mann gar kein Rentner war, sondern Draco.

Ich sprang auf und fühlte, wie mir die Röte ins Gesicht schoss. Ich hatte doch nicht wirklich Draco Malfoy mit einem Rentner verwechselt.
Unsicher trat ich auf der Stelle. Ich schämte mich für das Versehen, aber andererseits, wusste Draco davon nichts.
Ich atmete tief durch, gab mir so noch ein wenig Zeit und bewegte mich dann langsam in seine Richtung. Innerlich hüpfte mein Herz und mein Triumpf, ihn endlich gefunden zu haben war größer als die Scham.
„Malfoy?", rief ich, als ich hinter ihm stand. Er reagierte nicht. Hatte ich mich doch getäuscht? Ich probierte es noch einmal. „Malfoy?"
„Granger", kam die gelangweilte Antwort. Er machte sich nicht die Mühe mir ins Gesicht zu gucken, sondern studierte weiter seine Umgebung.

Sein plötzliches Desinteresse überraschte mich. Siedend heiß fiel mir ein, wie ich mich ihm gegenüber bei unserem letzten Treffen verhalten hatte.
„Hör zu Malfoy", begann ich und wartete darauf, dass er sich endlich umdrehte. Einige Sekunden verstrichen, ohne das er sich regte, dann sagte er: „Was ist? Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit auf dich zu warten."
Endlich drehte er sich um, doch im gleichen Moment wünschte ich mir, er hätte es nicht getan. Seine Augen funkelten mich zornig an und ich wich instinktiv einen Schritt zurück.
„Hey, ehm, Draco, es tut mir leid, wie ich mich neulich verhalten habe." Eine zarte Röte legte sich über meine Wangen und ich sah ihn wartend an.
„Ach, tut es das?", fragte Draco anteilnahmslos.
„Ja, tut es", wiederholte ich mit Nachdruck.
„Schön." Damit drehte er sich um und ging gemächlich weiter. Ärgerlich stemmte ich meine Hände in die Hüfte.
„Malfoy", bellte ich und beobachtete mit Argusaugen, wie er langsamer wurde und sich umdrehte. Seine Augenbrauen waren eng zusammengezogen und auch sonst sah er nicht nach gut Kirschen essen aus, aber das war mir herzlich egal. Dieser Junge hat wirklich keinen Grund nachtragend zu sein.
„Du verplemperst meine Zeit, Granger."
„Ich bitte dich, mach nicht so einen Aufstand. Ich habe in den ganzen sechs Jahren keinen Aufstand gemacht, obwohl ich allen Grund dazu hatte."
„Du hast mich geschlagen, erinnerst du dich?" Seine Hand fuhr automatisch zu seiner Wange, als ob er heute noch meine Hand darauf fühlten könnte. Natürlich war das der komplette Schwachsinn. Er war der komplette Schwachsinn.

„Ich erinnere mich ziemlich gut daran. Und weißt du was, manchmal überkommt mich noch heute der Drang, genau das wieder zu tun." Ich hob meine Hand ein Stück, rückte näher an ihn heran und sah, wie er zusammenzuckte. Ich grinste hämisch und verringerte den Abstand zwischen uns stetig. Herausfordernd reckte ich mein Kinn in die Höhe.

Eigentlich war diese Aktion nur scherzhaft gemeint, doch je länger ich den ernsten Gesichtsausdruck trug, desto ernster wurde ich wirklich. Und das spiegelte sich auch in meinem Gesicht wieder.

„Lass den Blödsinn", rief Draco und ging rückwärts.
„Hast du etwas Angst, Draco Malfoy", ich ließ mir seinen Namen auf der Zunge zergehen und blickte ihn spöttisch an. Er tastete suchend seinen Körper ab und antwortete: „Nicht im geringsten, Granger."
Der ängstliche Gesichtsausdruck verschwand und ehe ich gucken konnte, hatte er den Abstand zwischen uns überbrückt, legte einen Arm um meinen Körper und drückte mich an seine Brust. Ich hörte ihn leise lachen, dann spürte ich eine kalte Spitze an meinem Hals.
Ich schnappte nach Luft und versuchte mich zu befreien, doch Dracos Arm hielt mich wie ein Schraubstock an Ort und Stelle.
Genervt sagte ich: „In Ordnung, Malfoy, du fandst den Witz nicht lustig. Ich habe es verstanden. du kannst mich nun wieder los lassen, denn ich finde deinen Witz auch nicht lustig." Doch dieser machte keine Anstalten eben dies zu tun. Ich spürte seinen Herzschlag an meinem Rücken, während er mir leise ins Ohr raunte: „Natürlich könnte ich dich jetzt los lassen, aber wo bliebe dann der Spaß?"
Erneut strich mir etwas Kaltes über den Hals und mich traf der Gedanke wie ein Schlag, dass Draco in seiner anderen Hand seinen Zauberstab hielt.
„Malfoy", sagte ich so ruhig wie möglich, doch meine Stimme kippte leicht. „Mach nichts Falsches."
„Was wäre sonst?", gurrte er süffisant.

„Leg einfach deinen Zauberstab weg."
„Aus welchem Grund sollte ich das tun?"
„Weil ich dich innig darum bitte." Ich ließ resigniert meine angespannten Schultern hängen und noch im selben Moment spürte ich, wie Draco den Zauberstab entfernte und stattdessen beide Arme vor meinem Körper überkreuzte.
„Was wird das denn jetzt?", fragte ich mit angehaltenem Atem.
„Wir sind in den Fokus einer alten Dame geraten, die uns misstrauisch beobachtete", raunte er leise und manövrierte mich zu einer Bank. Widerwillig fügte ich mich, wobei, wenn ich ehrlich war, fügte ich mich nicht so ganz widerwillig. Es hatte nichts mit Draco als Person zu tun, sondern einfach mit dem Fakt, dass mein Körper sich nach Nähe sehnte und Draco sie mir, wenn auch unbeabsichtigt, gab.

Ich spürte sogar echtes Bedauern, als er seine Arme von mir nah und sich auf die Bank setzte.
Ich hörte wie er sich leise räusperte und um den Schein zu wahre und mir nichts anmerken zu lassen, lehnte ich mich zu ihm rüber und zischte: „Was sollte das, Malfoy?"
„Das war doch nur ein harmloser Scherz, Granger. Ich dachte, du wüsstest das", erwiderte er genauso leise und grinste belustigt.
„Mit Magie ist nicht zu spaßen", räumte ich unnachsichtig und immer noch zischend ein. Malfoy lehnte sich plötzlich nach vorne und sah mich neugierig an.
„Ich verstehe nicht ganz was du damit meinst."
Ich biss mir auf die Lippe und schloss die Augen. konnte ich nicht einmal meinen Mund halten? „Das musst du auch nicht."
„Granger ...", wisperte er mit einem warnenden Unterton.
Ich knetete meine Hand und versuchte vom Thema abzulenken. „Ich, hm, ja, also ... kannst du mir sagen, warum wir die ganze Zeit flüstern?" Super, wenn das nicht ein klasse Ablenkungsmanöver war.

Draco zog mich deswegen jedoch nicht auf, sondern ließ seinen Blick gehetzt durch den Park streifen, dann lehnte er sich noch weiter vor, so dass sein Mund direkt neben meinem Ohr war und murmelte: „Die Auroren sind hinter mir her:"

Für einige Sekunden saß ich stocksteif da, dann sprang ich entsetzt auf und sah ihn schockiert an. „Was ...?"
Sollte das die Erklärung für sein plötzliches Auftauchen in der Muggelwelt sein?

Draco sah mich noch einen Moment ernst an, dann brach er urplötzlich in schallendes Gelächter aus. Er lachte und lachte und schon bald traten ihm die ersten Tränen in die Augen.
„Granger, dein Gesicht", brachte er zwischen zwei Lachanfällen hervor. „Köstlich. Ich dachte nicht, dass du es glauben würdest."
„Habe ich natürlich auch nicht", feuerte ich sofort zurück und ärgerte mich über meine Naivität.
„Wem willst du etwas vormachen?", rief Draco und wischte sich einige Lachtränen von der Wange. Ich schlug ihm leicht gegen die Schulter und ließ mich wieder sinken.

„Das war nicht witzig. Absolut nicht." Ich verschränkte meine Arme und sah stur an ihm vorbei.
„Sei doch nicht beleidig. Es war nur ein Witz. Es tut mir leid" Draco beruhigte sich langsam und sah mich so eindringlich an, dass ich gar nicht umher kam, ihn ebenfalls anzugucken.
„Ich nehme deine Entschuldigung nur an, wenn du meine ebenfalls annimmst", erwiderte ich und beobachtete wie er nickte. Dann stand er plötzlich auf und streckte mir seine Hand entgegen. „Ich glaube, die Zeit ist reif für einen Neuanfang."
Ich haderte einen Moment, doch dann gab ich mir einen Ruck und stand auf. „Gerne."
„Schön", Draco ergriff meine Hand. „Ich bin Draco, es freut mich deine Bekanntschaft zu machen."
„Die Freude ist ganz meinerseits, Draco. Nenn mich bitte Jean."

Ein merkwürdiges Kapitel, aber ich denke, die anderen werden besser. (:

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