Nach drei Stunden kam ich erschöpft und ausgelaugt im Stadtteil Londons an, indem die Barriere zur Zauberwelt lag. Ich fühlte mich so müde, doch im Zug konnte ich kein Auge zumachen, zu sehr beschäftigte mich das heute erlebte.
Doch glücklicherweise fühlte ich mich inzwischen so weit gefasst, dass ich mit erhobenem Haupt durch London gehen konnte.Ich blieb nahe dem Übergang stehen und hielt Ausschau. Einige Menschen tummelten sich auf der Straße, doch keiner schien das gleiche Ziel zu haben wie ich.
Ich stand mir die Beine in den Bauch, bis ich jemanden sah, der scheinbar rein zufällig die Steinmauer ansteuerte.
Ich setzte die Kapuze meiner Jacke auf, verhüllte damit mein Gesicht und trat auf die junge Frau zu. Sie schien es plötzlich eilig zu haben und ich konnte sie gerade noch am Arm packen, bevor sie verschwand. Ihr Kopf drehte sich ruckartig zu mir herum und sie sah mich geschockt an.
„Könnten Sie mich bitte mit rein nehmen?", fragte ich sie leise, bevor sie etwas sagen konnte. Ihre Gesichtszüge glätteten sich. Vermutlich fürchtete sie sich davor, von einem Muggel erwischt zu werden. Da sie nicht gleich etwas erwiderte fügte ich schnell hinzu: „Ich möchte meine Familie besuchen, aber sie scheinen mich vergessen zu haben." Meine Mundwinkel zogen sich nach unten und ich zuckte kurze mit meinen Schultern um glaubwürdig zu wirken.
Ein verständnisvolles Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht und ich bemerkte ihren runden Bauch. Automatisch strich sie darüber und zwinkerte mir kurz zu. Zufrieden schürzte ich meine Lippen. Die Ausrede mit meiner Familie war genial. Wer, wenn nicht eine werdende Mutter, würde sofort auf diese Geschichte anspringen?
„Dann halten Sie sich gut fest." Sie griff nach meinem Arm, strich mit ihrem Zauberstab über die Steine, wartete einen Moment, sah sich kurz um und trat durch die massiv aussehende, aber für uns durchlässige Mauer.
Meine Umgebung verschwamm und ich krallte mich fester in den Arm der Frau. Der schwarze Strudel schien uns zu verschlucken, doch ehe der Druck auf meinem Schädel, das Gefühl zerberstender Lungen und auseinandergerissenen Gliedern übermächtig wurde, spuckte uns der Strudel aus und wir stolperten in die Zauberwelt. Ich atmete schwer. An das drückende Gefühl würde ich mich wohl nie gewöhnen.Trotzdem bedankte ich mich bei meiner Begleiterin, wünschte ihr mit einem ehrlichen Lächeln alles Gute für sich und ihr Kind und begann dann in Richtung des noblen Londons zu gehen.
Zahlreiche Hexen und Zauberer kreuzten meinen Weg, doch sie schenkten mir keinerlei Beachtung. Ich fühlte mich beklommen, als ich an jeder Ecke Zauberstäbe aufblitzen sah. Auf meinen Händen bildete sich klebriger Schweiß und mein Herz schien in meiner Brust zerspringen zu wollen. Ein Jahr professionelle Hilfe war nicht genug, um mich auf das hier vorzubereiten.
Ich beschleunigte meine Schritte, senkte den Blick und legte die Strecke zu Harrys Behausung in weniger als einer Stunde zurück.Ein unangenehmes Pochen hatte sich in meinem Kopf ausgebreitet und meine Beine begannen weich wie Wackelpudding zu werden, als ich unschlüssig vor dem großen Gebäude stand. Ich rang mit mir zu klingeln, doch gleichzeitig wusste ich, dass es keinen Sinn hatte, jetzt wieder umzukehren.
Tief atmend drückte ich auf den Summer und kurze Zeit später, fuhr eine Art Ohrmuschel aus dem Tor und Harrys Stimme ertönte. „Wer ist da?"
Ich schluckte, räusperte mich und antwortete leise: „Harry ... ich bin's. Hermine."Augenblicklich schwang das Eisentor auf und Harry erschien in der Tür. Mit vorsichtigen Schritten näherte ich mich der Eingangstür, doch noch ehe ich diese erreichte, war Harry an meiner Seite und schloss seine Arme um meinen Körper.
„Hermine, was machst du denn hier? Was ist passiert? Komm rein." Er führte mich in das Haus. Zwei Treppen zweigten von der Eingangshalle ab und reichten in das Obergeschoss. Die Wände waren tapeziert mit alten Gemälden. Ich schluckte auf Grund dieses bewusste Zeigens seines Reichtums. Teure Vasen standen auf Beistelltischen und ich rümpfte unbewusst die Nase. Diese schreckliche Einrichtung konnte nicht Harrys Vorstellungen entsprungen sein. Es schien, als ob Ginny immer noch einen großen Einfluss auf ihn ausübte.
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Reue
FanfictionHermine Granger baut sich abseits der Zauberwelt ein neues Leben auf. Ein verhängnisvoller Geburtstag reißt jedoch alte Wunden auf und ehe Hermine weiß was mit ihr geschieht, befindet sie sich in einem Geflecht aus Lügen und Intrigen. Und als wäre d...