Nachforschungen

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Am nächsten Morgen wachte ich durch sanfte Bewegungen auf meinem Gesicht auf. Ein Finger fuhr die Konturen meines Gesichts nach und ich spürte, wie mir jemand einen Kuss auf die Stirn hauchte, dann über meine Nase wanderte und schließlich einen federleichten Kuss auf meinem Mund platzierte.
Ich schloss die Augen, kicherte in mich hinein und kuschelte mich enger an Dracos warmen Körper. Er legte einen Arm um meine Seite und drückte mir erneut einen Kuss auf den Mund. Ein Kribbeln durchströmte mich, als sein Herz hart gegen meine Brust schlug.
„Guten Morgen", flüsterte er und lächelte mich an. Meine Lippen formten sich ebenfalls zu einem Lächeln. Ich drückte mein Gesicht in seine Halsbeuge und atmete seinen betörenden Geruch ein. „Guten Morgen", erwiderte ich dann leise und verschloss unsere Hände unter der Bettdecke.

Ich liebte Tage wie diese. Wenn Draco das Letzte war, dass ich vor dem Schlafen sah und das Erste, wenn ich aufwachte. Ich konnte Tage damit verbringen Draco anzusehen.
Seine Gesichtsregungen zu studieren. Zu beobachten, wie sich sein gesamtes Gesicht erhellte, wenn er lachte, oder wie er seine Nase kraus zog, wenn ihn etwas ärgerte, wie sich eine kleine Falte zwischen seinen Augenbrauen bildete, wenn er nachdachte.
Aber das schönste war der Glanz der in seine Augen trat, wenn er mich sah. Seine Augen leuchteten, als wäre ich das wertvollste auf dieser Welt. Als ob er mich ununterbrochen beobachten könnte.

Vorsichtig strich er mir eine Strähne aus der Stirn und schlug die Decke zur Seite. Ich grummelte etwas Unverständliches und festigte meinen Griff um seine Hüfte, doch er öffnete meine Finger mit einer geschickten Bewegung und stand auf,
„Parkinson kommt auch ein paar Stunden ohne dich aus", murrte ich und zog eine Schnute. Draco drehte sich zu mir um und grinste. Er schlüpfte in seine Hose und schüttelte den Kopf. „Du bist wirklich unverbesserlich", lachte er. „Du weißt genau, dass ich sie nicht so lange alleine lassen kann. Jedenfalls noch nicht."
„Du benimmst dich, als wäre sie ein Kleinkind", brummte ich und warf die Hand in die Luft. Ich wollte doch nur, dass Draco ein klein wenig länger blieb. Ich wollte ihn doch nur in meiner Nähe wissen. Und nicht in Parkinsons.
„Nicht ich benehme mich so, sondern sie", widersprach Draco sogleich und knöpfte sein Hemd zu. „Natürlich würde ich lieber bei dir bleiben, aber versteh doch meine Situation. Wäre Potter in Pansys Situation und du in meiner, würdest du genauso handeln."
Ich seufzte und zuckte bloß mit den Schultern. Draco hatte Recht. Ich würde mich um Harry kümmern, bis es ihm besser ginge, aber unsere Freundschaft war auch viel stärker, als Dracos mit diesem Mopsgesicht.
Ich ärgerte mich selbst über meine Eifersucht, aber ich konnte es nicht ändern. Wenn ich nur daran dachte, dass Draco mit seiner alten Schulfreundin unter einem Dach lebte, sah ich rot.
Es war gewiss nicht so, dass ich mit Draco unter einem Dach leben wollte, dazu war ich noch längst nicht bereit, aber gleichzeitig stellte ich die Ansprüche, dass es auch sonst keiner tat.
Es war zum verrückt werden. Mein Herz zog sich zusammen, wenn ich daran dachte, dass er mit Parkinson allein war und gleichzeitig fühlte ich mich schlecht, wenn ich Draco aufhielt, obwohl er zu ihr wollte. Musste.
Ich war unglaublich egoistisch und wenn es so weiterging, würde es noch den Anschein erwecken, ich würde ihm nicht vertrauen. Doch das war nicht die Wahrheit. Ich vertraute Draco.
Aber nichts in der Welt konnte mich dazu bringen Parkinson zu vertrauen.
Ich stöhnte leise und griff an meinen Kopf. Dieses ständige hin und her bereitete mir Kopfschmerzen.

Draco trat an mein Bett und sah mich besorgt an. „Ist alles in Ordnung, Granger?"
„Ja, ja", antwortete ich lapidar und zog ihn zu mir runter, um ihm einen Kuss auf die Lippen zu drücken. Ich versuchte meine Gedanken zu verdrängen und setzte betont lässig hinterher: „Dann mach schon, dass du wegkommst. Parkinson braucht dich."
Er verdrehte die Augen und ging nicht auf meinen Kommentar ein. Stattdessen sagte er: „Ich lade dich für morgen auf ein selbstgemachtes Frühstück ein, in Ordnung?"
„In Ordnung", nuschelte ich gegen seine Lippen. Dann sah ich zu, wie er auf leisen Sohlen durch die Wohnung huschte.

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