Schlachtplan

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Das Aufeinandertreffen zwischen Harry und Draco verlief so steif, wie ich es mir vorgestellt hatte. Wir hatten Draco total überrumpelt und er schien es nicht sonderlich lustig zu finden, dass Harry ihn mit mordlustigen Blicken durchbohrte und ich seinen Blick komplett mied.

Ich hatte Harry alles erzählt. Und ich meinte alles. Ich hatte aufgehört mitzuzählen wie oft Harrys Stimmung umschlug. Er schien wie ein pubertierendes Mädchen. Aber ehrlich gesagt war es nicht seine Schuld. Er war mein bester Freund und wollte nur das Beste für mich, natürlich stahl sich ein Schmunzeln auf sein Gesicht, als meine Augen bei meinen Erzählungen zu strahlen begannen und so war es auch umgekehrt, als ich davon erzählte, wie Draco mich fallen ließ, erst für Daniela und nun für Pansy. Da mein letzter Stand die intime Umarmung war hatte ich nichts hervorbringen können, was ihn oder mich beschwichtigt hätte.
Doch Harrys Kühle überrascht selbst mich. Draco musste denken, der Goldjunge hatte ein Herz aus Eis, so unnachgiebig war er. Ich besänftigte mich mit dem Gedanken, dass Draco es verdient hatte und dass Harry sein ignorantes Verhalten von heute Mittag wieder wettmachen wollte.

Doch trotz dieses Gedankens zog sich mein Herz zusammen, als sich Draco komplett verwirrt umblickte und meinen Blick suchte. Harrys Vorwürfe waren hart und er schien nicht zu verstehen, warum ich nicht einschritt. Ich zögerte kurz, doch dann konnte ich dem inneren Drängen nicht widerstehen und blickte auf. Draco sah mich hilfesuchend an. Seine Augenbrauen waren zusammengezogen und seine Gesichtsmuskeln angespannte.
Dieser Anblick, diese Augen, das darin enthaltende Flehen brachte mich aus der Fassung. Mein Herzschlag verdoppelte sich. Ich griff nach seiner Hand und drückte sie. Wenn er mich so ansah, konnte ich ihm nicht böse sein.
Ich atmete tief durch und begann alles zu erklären, denn aus Harrys zusammenhangslosen Vorwürfen war er schwer schlau zu werden
Dracos Züge begannen sich zu glätten, doch seine Hand hielt meine fest umschlossen und ich konnte spüren, dass er angespannt war. Bei der Erwähnung Pansys stieß er lautlos die Luft aus und sackte in sich zusammen. Er hatte gerade Zeit zu bestätigen, dass es nicht so war wie es schien, dass er sie nur getröstet hat und dabei scheinbar eingeschlafen war, da bestürmte Harry ihn schon wieder.
Er begann von Daniela, Pansy und Lavender zu reden und brachte Draco damit an seine Grenzen.

„Potter", grummelte er. „Was soll das? Was haben die alle miteinander zu tun? Pansy hatte sicher keinen Kontakt zu Brown und Daniela."
Harry warf mir einen fragenden Blick zu und öffnete den Mund. „Hat Hermine dir nicht -"
Ich schüttelte den Kopf und versuchte ihn zu unterbrechen. Jedoch ohne Erfolg. „-von Danielas Intrigen erzählt?"
Dracos Augen flogen zu mir. Eine Augenbraue war hochgezogen. „Nein", begann er langsam. „Hat sie nicht."
„Ich hatte so oft vor es dir zu erzählen", verteidigte ich mich schwach. Ich wusste, dass es falsch war all das vor ihm geheim zu halten. Aber was blieb mir anderes übrig? Die Schikanen begannen damit, dass Draco sich mit Daniela traf. Ich hätte ihm unmöglich erzählen können, wie sehr mich das verletzte, ohne das Draco die falschen Schlüsse daraus gezogen hätte. Und als wir endlich zusammen waren war der Berg des Ungesagten so groß, dass ich keinen Sinn mehr darin sah ihm alles zu erklären.
„Daraus ist dann wohl nie etwas geworden", sagte Draco harsch und entzog seine Hand meiner. Ich wollte etwas erwidern, doch Draco stoppte mich, presste seine Lippen aufeinander bis sie weiß waren und forderte Harry auf fortzufahren. Ich sank auf meinem Stuhl zusammen, fühlte mich absolut schlecht und konnte nichts anderes tun, als Harry zu lauschen und dabei jede Dracos Bewegungen zu beobachten.
Seine Hände ballten sich zu Fäusten und er warf mir einen scharfen Blick zu, der mich für einen Moment vergessen ließ, dass ich atmen musste.
Ich biss auf meine Lippe und senkte meinen Blick. Harry schien sich so in Rage geredet zu haben, dass er von unserem nonverbalen Disput nichts mitbekam.

„Das ist unsere Ausgangslage", endete Harry kurze Zeit später und blickte Draco erwartungsvoll an. Dieser hatte seine Augenbrauen zusammengezogen und in seinen Augen konnte ich die verschiedensten Emotionen erkennen. Er mied meinen Blick und fragte mit zusammengebissenen Zähnen: „Und wie wollt ihr jetzt vorgehen?"
Harry wandte sich mir zu und zuckte mit den Schultern. „Hermine und ich dachten, es wäre das Beste die drei zur Rede zu stellen."
Draco lachte trocken auf und sah mich an. „Glaubt ihr wirklich sie würden nur auf euch warten?" In mir keimte das unbändige Gefühl auf, dass Draco seine sarkastischen Worte nur an mich richtete. Ich sah mich gezwungen etwas zu sagen und stammelte völlig aus der Fassung: „Nein ... nein, natürlich haben wir das nicht gedacht. Wir ..." Ich brach ab und errötete leicht. Wieso hatte Draco nur so eine starke Wirkung auf mich. Er brachte mich total aus dem Konzept. Ich konnte seinen Blick noch immer auf mir spüren.
Ich schluckte und versuchte mich zusammenzureißen. Ich hob vorsichtig meinen Kopf an und blickte direkt zu Harry um gar nicht erst in Versuchung zu geraten, in Dracos grauen Augen zu versinken.
„Wie wäre es, wenn wir direkt zu Parkinson fahren?", schlug ich vor und bemerkt peinlich berührt, dass meine Stimme zitterte und meine ganze Nervosität verriet. Wieso nahm Draco das auch nur so persönlich? Anfangs waren wir nicht einmal ein Paar und außerdem war ich kein offenes Buch in dem jeder nach Belieben lese konnte. Nur weil ich seine Freundin war, hieß es nicht, dass ich keine Geheimnisse haben durfte. Ich nickte einmal um mich selbst davon zu überzeugen und fühlte mich gerüsteter.
„Und was erhoffst du dir davon?", fragte Draco spöttisch und lehnte sich vor. Er griff nach meinem Kinn und drehte es sanft in seine Richtung. Mein Herz begann laut zu schlagen. Vielleicht war ich doch nicht gerüstet.
Unsere Gesichter waren nur wenige Zentimeter voneinander entfernt und ich konnte seinen heißen Atmen auf meiner Haut spüren. Unsere Blicke verhakten sich und ich konnte sehen, wie die Wut aus seinen Augen verschwand. Ein kleines Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Mir stockte der Atem. Sein Gesicht kam meinem quälend langsam näher.
„Sag mir, was versprichst du dir davon, Granger?", hauchte er so leise, dass nur ich es verstehen konnte. Ich war wie erstarrt. Draco schloss die Augen und ich tat es ihm automatisch gleich. Ich konnte seine Lippen schon auf meinen spüren, als ein Räuspern uns auseinander riss.
Erschrocken fuhren wir auseinander. Harry sah uns mit einer Mischung aus Belustigung und Ekel an. Mein Gesicht färbte sich binnen Sekunden rot wie eine Tomate.

„Hermine", sagte er gequält. „Ich habe gerade erst akzeptiert, dass du mit diesem Frettchen zusammen bist, bitte stell meine Geduld nicht auf die Probe."
„Potter", knurrte Draco, legte instinktiv einen Arm um meine Schulter und zog mich noch näher an sich. Provokant blickte er ihn an. „Nenn mich noch einmal Frettchen und du wirst Bilder zu sehen bekommen, die du dein Lebtag nicht vergisst."
„Draco", rief ich beschämt und schlug meine Hände vor mein Gesicht. Ich hörte Draco Lachen und Harry aufstöhnen.
„Das sind zu viele Informationen, Malfoy", beschwerte er sich und warf seine Hände in die Luft. Ohne es zu wollen schlich sich ein kleines Grinsen auf mein Gesicht und ich kuschelte mich weiter in Dracos Arm. Ich atmete seinen betörenden Duft ein und fühlte mich sofort sicher und geborgen. Ich blickte hoch und traf auf seinen Blick. Er lächelte mich an und drückte mir einen kurzen Kuss auf meine Stirn.

„Bei Merlin, ihr seid schlimmer als Teenager!", rief Harry, doch ich konnte hören, dass er mehr belustigt als genervt war. Ich grinste ihn frech an. Er verdrehte die Augen, sagte aber: „Ich finde deinen Vorschlag gar nicht schlecht. Es ist sehr wahrscheinlich, dass Daniela bei ihr Unterschlupf gesucht hat, vor allem der Nachricht aus ihrem Mülleimer nach zu urteilen. Es wäre auf jeden Fall einen Versuch wert."
Ich nickte zustimmend und auch Draco hatte nichts dagegen einzuwenden. „Du könnest recht haben, Potter."
„Ein Lob aus deinem Mund", höhnte Harry und lachte. Diesmal war es Draco, der die Augen verdrehte.

„Aber wie gehen wir vor?", fragte Draco weiter. Harry schien sich schon etwas überlegt zu haben und antwortete prompt: „Am besten solltest du gehen. Weder mir noch Hermine würden sie etwas sagen. Dir wird es am ehesten gelingen Parkinsons Vertrauen zu gewinnen."
Draco wollte zu einer Antwort ansetzten, doch ich unterbrach ihn schwermütig. Mir behagte das alles gar nicht, aber ich wusste, dass dies die beste Lösung war. „Ich werde gehen", sagte ich. Die Blicke beider Männer flogen zu mir.
„Das wirst du nicht", sagte Draco entschieden. „Die wollen dein Leben zerstören. Wer weiß, wie weit sie gehen würde!"
Ich schüttelte den Kopf und löste mich von ihm. „Du kannst mich nicht davon abbringen. Das ist allein meine Sache und niemand wird sie für mich beenden", ich atmete tief durch, „das ist mein Kampf."

Leute, es wird langsam Zeit, euch bereit zu machen ;D

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