Als ich am nächsten Tag aufwachte, fühlte ich mich wie gerädert, matt und totunglücklich. Antonio hatte mich bis in meine Träume verfolgt und ich konnte es nicht ertragen, dass wir im Streit auseinandergegangen waren.
Es verletzte mich, wie er sich mir gestern gegenüber benahm. Ich war keine Puppe, die man hin und her reichen konnte. Er wusste, dass ich mit Draco zusammen war und trotzdem machte er Annäherungsversuche und nutzte das Wissen aus, dass er in meinem Leben innerhalb der letzten Jahre einen hohen Stand eingenommen hatte und ich ihm mehr durchgehen ließ als anderen.Ich presste meine kalten Handflächen gegen meine Wangen und atmete tief ein und aus. Ich versuchte meine Gedanken auf etwas Erfreulicheres zu lenken. So wie er sich aufführte, sollte ich nicht einmal einen Gedanken an ihn verschwenden.
Ich dachte grimmig über anderen Themen nach und verweilte bei Draco und suchte mir währenddessen meine Kleidung aus. Ich entschied mich, mich heute besonders hübsch zu machen.
Ich griff nach einem dunkelblauen Rock, einer Strumpfhose und einer weißen Bluse. Meine Haare flocht ich an meinem Kopf entlang und begann die Schatten unter meinen Augen abzudecken. Außerdem verlieh ich meinem blassen Gesicht mehr Farbe, tuschte meine Wimpern und lenkte den Fokus mit einem dunkelroten Lippenstift auf meinen Mund.
Zufrieden musterte ich mich im Spiegel und lächelte mir aufmunternd zu.
Die Strapazen der letzten Nacht waren verschwunden und nicht einmal ich hatte mir angesehen, dass ich nach wie vor unter Antonios Benehmen litt.Anna schien noch zu schlafen, als ich leise aus meinem Zimmer trat, weswegen ich ihr eine kurze Notiz schrieb und auf ihren Platz legte. Ich griff nach meiner Jacke und wandte mein Gesicht beim anziehen Danielas Tür zu. Ein seltsames Gefühl durchströmte mich und schnell wandte ich meinen Blick ab. Es war eine merkwürdige Beklemmung und ich beeilte mich aus der Wohnung zu kommen und konnte es kaum noch erwarten, Draco zu sehen und die bedrückenden Gedanken zu verdrängen.
Auf meinem Weg passierte ich mehrere niedlich dekorierte Geschäfte. Der Boden war von einer dünnen, noch kaum zu erkennbaren, weißen Schicht bedeckt. Der erste Schnee.
Ein kindliches Lächeln breitete sich auf meinen Lippen aus und ich atmete die winterliche Luft ein. Aus den Geschäften dudelte Weihnachtsmusik und überall hingen kleine Engel, Tannenbäume oder Weihnachtsmänner in den Schaufenstern.
Ich steckte meine Hände in die warmen Manteltaschen und zwang mich einen Moment stehenzubleiben, um der um mich herum herrschenden Hektik zu entgehen und den Zauber einzufangen, der an jeder Ecke zu finden war.So kam es, dass mein Blick auf eine kleine Bäckerei fiel, die zwischen den großen Geschäften beinahe unterging. Wie ferngesteuert bewegten sich meine Füße darauf zu und hinterließen zarte Abdrücke in den weißen Flocken.
Ich stieß die Tür auf und eine mollige Wärme umfing mich und der Duft nach frischen Brötchen und Keksen schlug mir entgegen.
Ich steuerte die Theke an und wurde augenblicklich von einer älteren Frau begrüßt und ließ mich zu einem kurzen Gespräch hinreißen.
Wir plauderten über die eingebrochene Weihnachtszeit und die ersten untrüglichen Zeichen, dass der Winter uns nun zweifellos heimgesucht hatte.Das Gesicht der Alten war von Furchen übersät, doch trotzdem strahlten ihre Augen eine Frische und Wärme aus, als wäre sie noch ein junges Mädchen.
Das Gespräch munterte mich auf und ließ mich die Welt, insbesondere die verzwickten Situationen mit Daniela und Antonio, in einem anderen Licht sehen.
Ich bedankte mich bei der Alten. Sie nickte mir lächelnd zu, wohl wissend, dass mir etwas auf der Seele lag, ohne es mit einer Silbe erwähnt zu haben. Diese Gabe ließ mich sofort an Dumbledore denken. Mein Lächeln versteifte sich, doch schnell war ich wieder bester Laune und ließ mir einige Brötchen einpacken.Beim Hinausgehen nahm ich mir fest vor wiederzukommen.
Das Austreten fühlte sich wie das Betreten einer anderen Welt an. Menschen drängten sich an mir vorbei, Autos hupten und in der Ferne weinte ein Kind.
Ich war wieder in der normalen Welt angekommen. In der Backstube schien für einen Moment die Zeit stehen geblieben zu sein, doch hier lief sie unbarmherzig weiter.Das Gefühl der Ausgeglichenheit konnte mir trotzdem nicht genommen werden und ich schlenderte fröhlich, die Ruhe selbst, durch Greenwich.
Hier und da blieb ich stehen und ehe ich mich versah, stand ich schon vor Dracos Wohnung.Ich brauchte nicht zu klingeln, denn Draco hatte mir vor einigen Tagen seinen Ersatzschlüssel gegeben. Ein Vertrauensbeweis, der mein Herz erwärmte.
Trotzdem drückte ich vor dem Eintreten auf den Summer, damit Draco wusste, dass ich kam. Entgegen den sonstigen lärmenden Geräuschen, die von Zeit zu Zeit aus seiner Wohnung drangen, blieb es heute ruhig. Mit einem merkwürdigen Gefühl in der Magengegend ein.Noch immer blieb alles still und ich fragte mich, ob Draco wohl auch gerade einkaufen war. Aber sei's drum. Ich würde einfach schon einmal anfangen den Tisch zudecken.
Schnell hängte ich meine Jacke an der Garderobe auf und machte mich auf den Weg in die Küche.
Unglückseliger Weise musste ich dabei das Wohnzimmer durchqueren. Ahnungslos öffnete ich die Tür und war im Begriff meinen Einkauf in die Küche zu bugsieren, als mir die Tüte aus der Hand fiel und mein Blick an zwei Personen hängen blieb, die eng umschlungen auf dem Sofa lagen und schliefen.
Mein Mund öffnete sich, doch kein Ton verließ ihn. Mit Augen, so groß wie Porzellanplatten und einem Gesicht aschfahl wie der draußen liegende Schnee brannte sich die Szenerie in mein Gehirn ein. Ich sah, wie Draco seinen Arm um Parkinsons Taille geschlungen hielt und sie ihren Kopf auf seine Brust gelegt hatte, wie sie sich an ihn schmiegte und Draco nichts anderes tat, als seelenruhig zu schlafen.
Ein Stich durchfuhr mein Herz und einen Moment war ich unfähig mich auch nur einen Zentimeter zu bewegen. Starr stand ich im Türrahmen und fühlte mich wie ein Eindringling in seiner intimen Atmosphäre. Doch dann drehte ich mich postwendend um, stürmte aus dem Wohnzimmer, griff nach meiner Jacke, zog sie im gehen an und verließ fluchtartig das Haus.Erst als die Eingangstür hinter mir ins Schloss fiel und ich einige Meter zwischen mich und das Haus gebracht hatte, verlangsamte ich meine Schritte und blieb stehen.
Entgegen meiner Erwartung fühlte ich keinen Schmerz. Ich spürte nicht einmal Hass bei dem Gedanken an Parkinson. Ich fühlte mich einfach nur leer. Ausgehöhlt und weggeworfen.
Es war, als ob mir jemand die Fähigkeit zu fühlen abgestellt hatte.
Mechanisch setzte ich einen Fuß vor den anderen. Meine Gedanken bestanden aus Bildfetzen und Wortstücken, die ungeordnete in meinem Kopf umherwirbelten und schließlich zu einem konstanten Surren in meinem Hinterkopf wurden. in einen kleinen Feldweg ein und setzte mich auf eine abseitsstehende Bank.Ich saß einfach nur da und tat nichts. Ich wusste nicht einmal, ob ich überhaupt etwas dachte. Ich konnte auch nicht sagen, wie viel Zeit vergangen war, doch plötzlich schreckte ich hoch.
Ich hörte Schritte dicht hinter meiner Bank. Automatisch drehte ich mich um und ich konnte meinen Augen erst nicht trauen, als ich plötzlich Parkinson sah, wie sie mit hektischen Schritten den Weg entlangeilte.Als ob eine anziehende Kraft von ihr ausging, erhob ich mich und folgte ihr auf dem parallelen Pfad.
Sie ging einige Umwege, obwohl sie nicht wissen konnte, dass ich ihr folgte.Parkinson steuerte auf einen kleinen Park zu und ich verlangsamte meine Schritte, nicht wissend, wie überschaubar der Platz war. Doch als sie aus meinem Blickfeld verschwand beeilte ich mich schrittzuhalten und sie wieder einzuholen. Ein hoher Busch gab mir Schutz und ich konnte schnell ihre Silhouette ausmachen, die in meiner Nähe stand. Doch sie war nicht die einzige anwesende Person. Zwei weitere erwarteten und begrüßten sie.
Mir gefror das Blut in den Adern. Ich kannte die Stimmen.Frohes neues Jahr! Ich hoffe, ihr habt Silvester alle gut überstanden (:
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Reue
FanfictionHermine Granger baut sich abseits der Zauberwelt ein neues Leben auf. Ein verhängnisvoller Geburtstag reißt jedoch alte Wunden auf und ehe Hermine weiß was mit ihr geschieht, befindet sie sich in einem Geflecht aus Lügen und Intrigen. Und als wäre d...