Wütend nahm ich ein Pizzastück in die Hand, nur um es wieder fallen zu lassen, als hätte ich mir die Finger daran verbrannt. Unbewusst ballte ich meine Finger zu einer Faust und kniff die Lippen zu einem hauchdünnen Strich zusammen.
„Jean?" Anna beugte sich über den Tisch und legte mir ihre Hand auf den Arm. Ich schüttelte sie wie ein lästiges Insekt ab und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Du bist doch nicht sauer, dass ich bei Antonio war?", fragte sie und sah mich unsicher an. Ich schüttelte unwirsch den Kopf und schnalzte missbilligend mit der Zunge. „Warum soll ich denn deswegen sauer sein?"
Sie zuckte mit den Schultern, griff über den Tisch und schnappte sich eins von meinen Stücken. „Hätte ja sein können."Ich hörte ihr schon gar nicht mehr zu, sondern tauchte in die finsteren Gedanken meines Kopfes ab. Scharf atmete ich ein und schlug schließlich mit der flachen Hand auf den Tisch. Erschrocken fiel Anna das Stück Pizza aus der Hand. „Ich kann es auch wieder zurücklegen", murmelte sie kleinlaut.
„Nein, iss", raunzte ich sie an und schob ihr den kompletten Karton zu. Ihre Augenbrauen hoben sich schlagartig und sie lehnte sich zurück. „Weißt du, Jean, ich muss mich von dir auch nicht anschnauzen lassen."Ich stöhnte auf und warf den Kopf in den Nacken. Abwehrend hob ich meine Hände. Wieso musste mich heute jeder provozieren?
„Entschuldige bitte", sagte ich und versuchte versöhnlich zu klingen. Wartend sah Anna mich an. Ich öffnete meinen Mund, schloss ihn aber gleichdarauf wieder und fletschte meine Zähne.
„Es ist nur ... also, es ist wegen Draco. Es hat es echt verbockt."
Annas Züge glätteten sich wieder und ein sanfter Ausdruck legte sich auf ihr Gesicht. „Ach ja, die junge Liebe", säuselte sie und fing sich dafür einen Schlag gegen den Arm ein. Trotzdem schaffte sie es mich zum Lächeln zu bringen. Es war zwar irrational, aber seinen Namen mit Liebe zu assoziieren machte mich glücklich.
„Hör doch auf", protestierte ich deswegen nur halbherzig und ließ es diesmal geschehen, dass Anna mir beruhigend über die Hand strich. Ich versuchte mich kurz zu sammeln, doch als ich merkte, dass es nicht so einfach war, die Enttäuschung, die Wut und den ganzen Frust zu verdrängen, begann ich Anna von Pansy zu erzählen.
Davon, wie sie damals meinen besten Freund verriet, wie sie mich demütigte und schließlich davon, wie sie gestern in Dracos Wohnung geschneit kam, kurz bevor ich ihm meine Liebe gestehen konnte und wie sie sich heute schon wieder zwischen uns drängte, bevor wir überhaupt die Chance hatten, uns auszusprechen.Anna hörte mir aufmerksam zu und nickte zwischendurch. Auf ihrem Gesicht zeichnete sich kein Mitleid ab, wofür ich ihr außerordentlich dankbar war. Als ich endete legte sich ein entschlossener Ausdruck auf ihr Gesicht.
„Dein Draco ist ein Trottel, wenn er es riskiert, dich zu verlieren. Nach allem was du erzählt hast, hat er dich gar nicht verdient."
Ich lächelte schwach und schüttelte den Kopf. „Das kannst du nicht sagen. Du weißt nicht, was Draco für eine tolle Person ist. Dieses Gefühl das er bei mir auslöst, das ist ... das ist einfach unvergleichbar. Nicht einmal bei Ron habe ich mich so wohl gefühlt."
„Und trotzdem ist er ein eingebildeter Schnösel, wenn er deine Freundschaft für selbstverständlich hält."
„Nein, Anna, bitte sei nicht so fies."
„Jean, mach doch deine Augen auf!" Anna hob ihre Stimme und sah mich eindringlich an. „Er hat dich nun schon zwei Mal diesem anderen Mädchen vorgezogen. Zwei Mal, als du ein wichtiges Anliegen auf dem Herzen hattest. Doch er hat sich nicht dafür interessiert. Sieht das für dich nach Dankbarkeit oder Wertschätzung aus? Ich glaube nämlich nicht." Sie atmete tief durch. „Mann, Jean, was soll ich nur mit dir machen?" Ein schiefes Grinsen schlich sich auf ihr Gesicht.
Ich wollte gerade antworten, als ein schrilles Klingeln die Stille zerriss. „Ich geh schon", sagte Anna und stand auf. Bevor sie ging, warf sie mir noch ein aufmunterndes Lächeln zu.Ich lehnte mich zurück und dachte über ihre Worte nach. Doch plötzlich brach im Flur ein lauter Tumult los. Ich hörte Anna lautstark fluchen und sprang sofort auf, um ihr zur Hilfe zu eilen.
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Reue
FanfictionHermine Granger baut sich abseits der Zauberwelt ein neues Leben auf. Ein verhängnisvoller Geburtstag reißt jedoch alte Wunden auf und ehe Hermine weiß was mit ihr geschieht, befindet sie sich in einem Geflecht aus Lügen und Intrigen. Und als wäre d...