Reue

Gewissheit

Danielas Worte hallten in meinem Kopf nach. Ich hatte das Gefühl, aus allen Wolken zu fallen.

„Du kannst mir glauben, Granger", lachte Daniela und wäre die Situation nicht so absurd, hätte ich selbst lachen müssen. Ihre Lache war schon immer ansteckend. „Lavender hätte nie den Mut dazu aufgebracht."

„Dany", empörte sich Lavender und schlug ihr spielerisch gegen die Schulter. Daniela drehte sich zu ihr um und grinste sie an. Lavenders Mundwinkel zogen sich ebenfalls nach oben und sie drückte Daniela einen Kuss auf die Wange.
Meine Augenbrauen zogen sich zusammen. Daniela wandte sie wieder mir zu. Sie legte ihren Kopf schief und zeigte ein schmales Lächeln.

„Es ist eigentlich enttäuschend, weißt du", begann sie. „Wir alle dachten, du würdest es schneller herausfinden. Hieß es nicht, du seist die schlauste Hexe des Jahrhunderts?"
Ich öffnete meinen Mund, überlegte kurz und schloss ihn wieder. Was sollte ich darauf antworten? Es fühlte sich an, als ob sie mir den Boden unter den Füßen wegzogen. Diese Informationen ergaben für mich keinen Sinn.

„Granger", hörte ich Parkinson sagen. Langsam drehte ich mich zu ihr. Sie hatte ihre Arme verschränkt und bohrte ihren Blick in meinen. „Mach dir keine Sorgen, weil du es nicht verstehst. Das geht über deinen Horizont." Sie lachte schadenfroh.
Diese Beleidigung löste etwas in mir aus. Ich reagierte schon immer empfindlich, wenn jemand meine Intelligenz anzweifelte.

„Wie bitte?", fauchte ich.
„Das ist alles was dir dazu einfällt? Oh, Granger, du bist so vorhersehbar. Wir hätten dich schon eher in deiner Ehre kränken müssen. Ach ja, übrigens", sie machte eine kurze Pause. Mir schwante nichts Gutes. „ Draco küsst wirklich gut."

Ich war nicht in der Lage zu beschreiben, was ich fühlte. Ich fühlte nur, wie mein Herz einen Moment aussetzte, wie der Boden unter mir schwankte und ich haltsuchend in den Sessel stolperte.
Nein. Nein, nein, nein. Das konnte nicht sein. Das war wieder einer ihrer Lügen.
„Was ist?", höhnte sie. „Überraschend es dich wirklich, dass er mir nicht widerstehen konnte?"

Ich schloss für einen Moment die Augen. Alles um mich herum wurde still. Ein Gefühl der Schwere überrannte mich. Meine Glieder fühlten sich an wie Blei, mein Herz wie Stein. Ich schluckte, doch konnte den Kloß in meinem Hals nicht hinunterschlucken.
Mein Herz ächzte. Tief in mir wusste ich, dass sie wieder einmal log. Doch so sehr ich mich an diesen Gedanken klammerte, so intensiver wurden die Bilder vor meinen Augen.
Die Konturen von Draco und Pansy waren gestochen scharf. Es war wieder die Szene der Umarmung. Doch dieses Mal begannen meine Gedanken verrückt zu spielen. Das statische Bild begann sich zu bewegen, zu verformen, bis Bewegung in die beiden Figuren kam.
Pansys Kopf, der auf Dracos Brust geruht hatte, erhob sich. Dracos Arme lösten sich von ihrer Taille, sodass er sie anheben und nähe an sich ziehen konnte.
Er grinste sie an und drückte ihr einen Kuss auf ihre Stirn, wanderte über ihre Wange und gelang schließlich zu ihrem Mund.
Seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, während er sie immer und immer wieder küsste.

Meine Hände wurden kalt wie Eis und ich vergas zu atmen. Die Bilder wurden intensiver und ich konnte nichts gegen die ansteigenden Tränen tun.
Ich schüttelte erst leicht und dann immer wilder meinen Kopf. Unzusammenhängende Wörter verließen meinen Mund.

Ein plötzliches Lachen riss mich aus meiner Trance. Ich öffnete meine schweren Lider und blickte in die spöttischen Gesichter Parkinsons, Lavender und Daniela. Sie hatte sich in einem Halbkreis um meinen Sessel aufgestellt und beobachteten mich.
Ich spürte eine Träne heiß meine Wange herunterlaufen. Ich machte mir nicht die Mühe sie wegzuwischen.

„Du bist eine Lügnerin, Parkinson", brachte ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Mein Herz pumpte stark in meinem Brustkorb und meine Hände zitterten wie Espenlaub.
Ich verzog angewidert mein Gesicht, als ich in ihres blickte.
„Du bist eine armselige Lügnerin. Draco würde das nie machen." Bitterkeit schwang in meiner Stimme mit.