Mit klopfendem Herzen stand ich vor dem alten Herrenhaus. Parkinsons Familie war wie Dracos eine alte Familie und beanspruchte deswegen dieses besondere Statussymbol für sich.
Doch glücklicherweise wurde nach dem Krieg die magische Barriere zu dem Haus durchbrochen, so dass es für mich kein Problem war zu der Haustür zu gelangen.Wie es alte Häuser an sich hatten, strahlten sie eine einschüchternde Würde und Prunk aus. Kleine Verzierungen schmückten die dunklen Wände und die großen Glasfronten. Mehrere Balkone ragten in den angrenzenden Wald.
Ich hatte mir zu meiner Schulzeit nie Gedanken darüber gemacht, wie Reinblüter lebten. Das einzige Mal, dass ich ein Manor zu sehen bekam, war Dracos gewesen. Die Erinnerung daran schmerzte jedoch so sehr wie der Gedanken an die Narbe, die meinen Arm zierte.Hinter mir ertönte plötzlich ein Rascheln und ich wusste, dass Draco und Harry in meiner Nähe waren. Sie hatten sich zu zweit unter Harrys Tarnumhang gequetscht, um notfalls eingreifen zu können.
Langsam bewegten sich meine Beine auf die schwere Eingangstür zu.
Ein großer Türklopfer hing daran. Ich hielt einen Moment inne, dann fasste ich mir ein Herz, überwand meine Zweifel und schlug drei Mal mit der Eisenstange gegen die Tür.
Augenblicklich öffnete sie sich und ein kleiner Hauself stand mir gegenüber. Mit seinen großen Augen sah er mich misstrauisch an, dann trat er einen Schritt zurück und ließ mich eintreten.
„Ist Miss Parkinson hier?", fragte ich so höflich wie möglich. Der Hauself taxierte mich einen Moment, dann nickte er und wies mir stumm den Weg durch den langen Flur.
Ich bedankte mich, doch erhielt auch darauf keine Antwort. Ich schluckte mein Unbehagen hinunter. Meine Gedanken wanderten zu Kreacher. Seit Jahren hatte ich nicht mehr an den kleinen Elf gedacht, doch diese Parallelen waren unverkennbar.Meine Schritte hallten in dem langen Flur nach und wurden nur einzeln von den Gemälden gedämmt. Die komplette Familie Parkinson beobachtete mich argwöhnisch. Ich straffte meine Schultern, hob meinen Kopf und setzte ein überlegenes Lächeln auf.
Ich schaffte es bis zum Ende des Korridors, ohne dass einer sein Wort an mich richtete. Es zweigte nur eine einzige Tür von dem Gang ab.
Ich wusste, würde ich nun zögern, würde ich nicht den Mut aufbringen auch nur einen Schritt weiterzugehen. Deswegen griff ich nach der Klinke und öffnete die quietschende Tür. Der Duft nach schwerem Parfum hing im Raum. Im Kamin prasselte ein kleines Feuer und tauchte den Raum in ein Dämmerlicht. Ich stoppte abrupt. Vor dem Kamin saßen drei Personen. Sie hatten mir den Rücken zugewandt und erweckten den Anschein, mich noch nicht bemerkt zu haben. Doch ich täuschte.„Granger, wir dachte schon du kommst nicht mehr", schnarrte Parkinson. Erschrocken blieb ich stehen. Es raschelte kurz und Parkinson erhob sich. Ein schmales Lächeln lag auf ihren Lippen.
Sie deutete auf den leeren Sessel. „Setz dich."
Ich bewegte mich keinen Zentimeter von der Stelle, sondern starrte sie nur an. Ich wagte es nicht einmal zu blinzeln. Mein Herz müsste schon längst zersprungen sein, so laut schlug es. Ich spürte wie meine Hände feucht wurden und mein Hals austrocknete. Ich benetzte meine Lippen mit Spucke und versuchte zu schlucken.
„Was ist los, Granger?", höhnte Parkinson und trat einige Schritte auf mich zu. „Hat es dir einmal in deinem Leben ... die Sprache verschlagen?" Sie legte ihren Kopf schief, als würde sie nachdenken. „Oder bist du geschockt, dass jemand schlauer war als du? Dass du nicht uns, sondern wir dich überrascht haben. Ist es das?"
Sie rückte noch näher an mich heran, so dass ich ihre dunklen Augen funkeln sah. Sie schien amüsiert. Das brachte mich wieder zu klarem Verstand.Ich trat einige Schritte nach hinten und optimierte den Abstand zwischen uns. Meine Gedanken rasten in meinem Kopf wie Wirbelstürme.
„Woher wusstet ihr, dass ich kommen würde?", fragte ich. Meine Unsicherheit ließ Parkinsons Lächeln noch breiter werden, doch anstatt auf meine Frage zu antworten drehte sie sich um und ging zurück zum Kamin. Ich konnte nicht anders als ihr zu folgen. Meine Füße trugen mich automatisch zu der Sitzgruppe und ich ließ mich in den letzten leeren Sessel fallen. Mein Verstand hatte abgedankt und die pure instinktive Neugierde überwog.
Mein Blick fiel auf die zwei übrigen Personen. Daniela und Lavender. Ihre Gesichter lagen im Schatten des Feuers, doch trotzdem konnte ich sehen, dass sie mich beobachten. Es war so unwirklich. Die ganze Situation war surreal.Es schien wie in einem Theater. Die Situation wirkte wie eingeübt. Jeder hatte seinen Platz und durfte sich erst bewegen, wenn ihre Stelle des Drehbuches gespielt wurde.
Die Absurdität wurde mir im gleichen Augenblick wie die Freundlichkeit Parkinson bewusst. Ich biss auf meine Lippe und richtete mich in dem großen Sessel auf. Ich sah einen Zauberstab auf Parkinsons Lehne liegen.
„Warum bist du so still?", maulte sie plötzlich wie ein kleines Kind und verschränkte ihre Arme. „Ich habe dich empfangen damit wir uns nett unterhalten können und nicht um uns anzuschweigen."
Ich spürte, wie das Blut in meinen Adern rauschte. Ich spürte die Bedrohung. Doch ich redete mir ein, dass Harry und Draco irgendwo hier waren. Dieser Gedanke ermutigte mich.„Parkinson", knurrte ich. Ich hörte mich so ruhig an, dass es mir Angst machte. „Du und ich wissen, dass das hier kein Kaffeekränzchen ist. Was soll dieses Getue?"
Ich erhob mich und spürte plötzlich die ganze angestaute Wut in mir aufsteigen. Unterschwellig hatte sie gebrodelt, viel zu lange meine Laune vergiftet. Es wurde Zeit die Quelle des Ärger zu vernichten.
„Ich bin nicht umsonst hier. Ich möchte wissen, warum ihr drei alles daran setzt, mein Leben und alles was mich glücklich macht zu zerstören." Ich wandte mich an Lavender, die wie eine Schattenfigur in ihrem Sessel saß und noch nicht ein Wort gesagt hatte. „Bist du nicht glücklich, dass Ron dich meiner vorgezogen hat? Welchen Grund hast du mich noch weiter zu quälen?"
Mein Atem ging schleppend, doch wenn ich einmal in Rage war, war ich nicht zu beruhigen und war auch in der in der Lage die immer dicker werdende Stimmung zu bemerken. Ich drehte mich langsam um und fixierte Daniela. Mein ehemalige Freundin. Die Frau, der ich vertraut hatte.
„Daniela ... Dany ... was ist mit dir passiert? Wie konntest du nur?"Ihre Lippen verzogen sich zu einem gefühlslosen Lächeln. Ihre Augen blickten mir kalt entgegen. „Wie naiv bist du eigentlich?", lachte sie und schüttelte den Kopf. Wie auf ein geheimes Kommando fingen die drei an zu lachen.
Es echote von den Wände und drang mir in Mark und Bein. Dieses Lachen war so leer, so künstlich, dass es in meinen Ohren klirrte.„Schätzchen." Parkinson richtete ihr Wort an mich. „Ich glaube, du verstehst nicht, worum es hier geht. Es geht hier nicht um deine lächerliche Freundschaft zu Daniela, es geht hier weder um Draco und mich, noch darum, dass Lav mit Ron zusammen ist. Es geht hier allein um dich."
Mein Mund öffnete sich, doch sie gab mir keine Zeit einzuhaken. „Granger, du naives Ding. Hast du wirklich keine Idee?"
Ich zog meine Augenbrauen zusammen.Lavender erhob sich. Hasserfüllt sah sie mich an. „Hast du überhaupt eine Vorstellung davon, wie sehr ich all die Jahre gelitten hatte? All die Zeit, in der du dich ihm an den Hals geworfen hattest, als ginge es um dein Leben. Und dieses selbstgefällige Funkeln in deinen Augen, als er deinen Namen anstatt meinem sagte. Der Schmerz hat mich aufgefressen. Immer wenn ich dich nur sah, hatte ich das Verlangen mich zu übergeben, bis ich mein verfluchtes Herz ausgewürgt hatte."
Sie trat näher auf mich zu und ich bemerkte aus den Augenwinkeln, wie ihre Hand zitterte. Mir fehlten die Worte zum Sprechen.
Meine Lippe fand wieder den Weg zwischen meine Zähne und vor lauter Nervosität biss ich zu fest auf das Fleisch und ein metallischer Geschmack breitete sich in meinem Mund aus. Diesmal war ich es, die das Gefühl hatte, mich übergeben zu wollen.„Das liegt schon Jahre zurück", hauchte ich. „Ich verstehe nicht, warum du dich jetzt deswegen an mir rächen willst." Ich räusperte mich kurz.
„Oh, du verstehst da etwas falsch", schaltete sich plötzlich Daniela ein. Mein Kopf flog zu ihr. Sie war aufgestanden und hatte einen Arm um Lavender gelegt. „Es war nicht Lav's Idee. Es war meine."
Habt ihr irgendwelche konkreten Vermutungen? (:
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Reue
FanfictionHermine Granger baut sich abseits der Zauberwelt ein neues Leben auf. Ein verhängnisvoller Geburtstag reißt jedoch alte Wunden auf und ehe Hermine weiß was mit ihr geschieht, befindet sie sich in einem Geflecht aus Lügen und Intrigen. Und als wäre d...