Plötzlich alles anders (Dizzi)

Was hat er getan? (19)

PoV: Dner (Felix)

So langsam fingen unsere Ramble Zuschauer an ungeduldig zu werden. Verständlich, das letzte Video mit Izzi zusammen kam vor drei Wochen. Er ging überhaupt nicht mehr auf mich ein. Ich habe im Prinzip alles versucht, was man nur hätte machen können. Ich hab ihn mit Nachrichten voll geschrieben, hab ihn hunderte Male angerufen und stand sogar vor seiner Haustür. Alles ohne Erfolg. Er gab bis auf den unregelmäßigen Upload von Videos kein Lebenszeichen mehr von sich. Entweder konzentrierte er sich gerade so extrem auf die Uni oder braucht einfach Pause von einigen Sachen. Ich bevorzuge eher letzteres, da ich weiß wie sehr er die Uni hasst. Und ich wüsste ehrlich gesagt nicht woher der plötzliche Sinneswandel kommen würde.

Also stand mein Plan für heute fest: Ich werde zu Izzi fahren und zwar mit dem zweiten Schlüssel, den er mir für äußerst große Notfälle in die Hand gedrückt hat. Ob er das dann als Notfall ansehen wird, ist natürlich eine andere Frage. Bevor ich allerdings losfahren kann, steht erstmal noch der Schnitt vom gestrigen Vlog an, in dem ich mal wieder in Berlin unterwegs war. Nach ca. drei Stunden schnappte ich mir schließlich das Equipment für die Aufnahme und fuhr mit dem Longboard zu ihm. Der Weg war nicht weit, nach weniger als zehn Minuten war ich da.

Ich klingelte allerdings erst nochmal an, bevor ich den Ersatzschlüssel verwenden würde. Ich weiß gar nicht, ob ihm noch bewusst ist, dass ich den besitze.

Zu meiner Überraschung öffnete sich die Tür sogar ganz leicht. Was ich dann allerdings sah, verschlug mir die Sprache.

Ich stand einfach nur vor seiner Wohnungstür und brachte kein Wort heraus. Er sah schrecklich aus. Total krasse Augenringe, seine Lippen waren völlig kaputt und sein Gesicht könnte blasser nicht mehr sein. Was bitte hat er in den drei Wochen angestellt, in denen wir uns nicht gesehen haben? Warum bin ich nicht schon eher zu ihm hin? Warum ist mir nie aufgefallen wie schlecht es ihm geht? Warum bin ich so ein scheiss Freund?

"Was willst du hier?", fragte er mich nach fast zwei Minuten unangenehmer Stille, in der ich ihn gemustert habe.
"Ich.. Eh.. Also.. ", brachte ich nur hervor.
"Was 'ich, eh, also'?", äffte er nach.

Was ging denn jetzt ab?

"Ich wollte mal wieder mit dir Ramble drehen, aber -"
"Ich aber momentan nicht, mach's gut!", unterbrach er mich und knallte mir mit diesen Worten die Tür vor der Nase zu.

Was auch immer er jetzt für ein Problem hat, loswerden tut er mich garantiert nicht. Also müsste jetzt wohl der Ersatzschlüssel zum Einsatz kommen. Ich wartete noch ein paar Minuten, bis ich mir sicher war, dass er nicht mehr in der Nähe seiner Tür war. Als ich diese dann aufschloss, erwartete mich bereits das nächste Wunder.

Seine Wohnung entsprach einer Müllhalde. Überall lagen Kartons von Pizzen rum, an fast jeder Ecke sah man Dosen von Energydrinks stehen und gelüftet hatte er seitdem wahrscheinlich auch nicht mehr. So langsam machte er mir echt Angst. Ich muss unbedingt mit ihm reden, egal ob er mich jetzt hassen wird.

"Izzi!", rief ich lautstark damit er ins Wohnzimmer kommen würde. Da allerdings keine Antwort zurückkam, ging ich einfach Richtung Schlafzimmer. Seine Tür war angelehnt und das Zimmer sah noch deutlich schlimmer aus als alles andere zuvor. Ich beobachtete ihn eine kurze Zeit lang wie er am Schneiden war, ehe ich mich entschloss ohne anzuklopfen reinzugehen.

"Hey", sagte ich leise. Schon wieder keine Antwort. Liegt vielleicht an den Kopfhörern die er im Ohr hat.
Ich ging zu ihm und zog diese aus seinem Ohr raus und wiederholte meine Begrüßung von gerade.
Er schaute zu mir hoch, bis er realisierte, dass er mich gerade eigentlich rausgeschmissen hat.

"Was willst du hier und wie bist du reingekommen?", fragte er ruhig. Ich verstand ihn nicht. Wieso ist er jetzt so ruhig, obwohl er mich gerade noch angeschrien hat?
Als Antwort auf seine Frage hielt ich einfach den Schlüssel hoch und grinste ihn an.

"Der ist für Notfälle!", erklärte er mir.
"Das ist ja wohl ein Notfall", widersprach ich ihm.
"Nein, ist es nicht?"
"Doch. Schau dich doch mal an und um. Es muss irgendwas passiert sein."
"Es ist alles gut." Ich wusste, dass er log. Dafür kenne ich ihn einfach zu gut.
"Du brauchst mir jetzt keine Märchen erzählen, in denen immer alles gut ist!"
"Aber mir geht's gut."
"Nein, geht es dir nicht! Ich weiß nicht ob du überhaupt schon wahrgenommen hast, wie du und deine Wohnung mittlerweile aussehen. Dein Gesicht ist blasser als alles was ich bisher gesehen haben und deine Augenringe erkennt man aus hundert Metern Entfernung! Deine Wohnung entspricht alles andere als einer Wohnung. Du antwortest nicht auf meine Nachrichten. Du gehst nicht an dein Handy wenn ich anrufe. Du lädst unregelmäßig Videos hoch. Also sag mir nicht, dass alles gut ist verdammt nochmal!", entgegnete ich ihm sauer.

Er musste schlucken. Ich wusste, dass ihn das treffen würde. Vielleicht hab ich ein wenig übertrieben, aber er soll endlich realisieren was geschehen ist. Er wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, doch war plötzlich nicht mehr in der Lage zu reden. Und dann sah ich warum.