Musikalische Augen

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John sah mich immer so an, als würde er sich in meinen Augen verlieren. Mir passiert es jedenfalls. In diesem braun verlor ich mich. Ich versank förmlich darin, bis mich immer jemand mit ein paar Worten und Stupsen ins Leben zurückholte. "Richtig gut. Du hast Talent." "Danke, du bist aber besser.", lobte ich ihn damit. Er winkte ab. Wir sahen beide wieder den Boden an. Er hielt mir die Hand hin. "Soll ich sie wieder einpacken?" "Das wäre nett." Er legte seine auf den Schoß von Paul und legte meine sanft in den Koffer. Verschloss und verstaute ihn wieder auf der Ablage. Nun war seine dran. Den Koffer ließ er einfach am Boden stehen. Ich beobachtete Ringo, der immer noch versuchte sein Radio wieder in Schwung zu bringen. Ein paar Worte waren zu hören und dann Rauschen. "Das muss wegen dem Schneesturm sein.", sagte Paul und betrachtete die weißen Federn, die der Himmel auf uns nieder warf. So war der Winter. Wie schön er auch aussah, konnte er gefährlich sein.

Die Kabine wurde geöffnet und noch ein Fremder kam herein. Es war ein älterer Herr. Schon grau. Etwas rundlicher als die Jungs. Die Melone und die Aktentasche warf er auf meinen Koffer. Er setzte sich neben Paul. Ringo drehte immer noch an dem Sendersuchlauf und suchte vergebens nach einem Signal. Das wird heute glaube ich nichts mehr. George war immer noch am Lesen. Seite 80. Man war der schnell. Jetzt ist erst eine halbe Stunde vergangen. In einer weiteren halben Stunde muss ich in Stafford umsteigen. Der Fremde hat das Fenster nun wieder geschlossen, welches Paul vorerst aufgemacht hat, um frische Luft reinzulassen. "Gestatten Sie, dass ich es wieder aufmache?", fragte Paul und stand schon halb. "Ich gestatte nicht." "Wir wollen aber frische Luft.", protestiert der Jüngere. "Weil ein Zug ohne Zug kein Zug ist.", fügte John noch hinzu. Ich musste mir das Lachen ehrlich verkneifen. "Tut mir leid. Zug im Zug ist mir nicht zuträglich.", warf der Ältere ein weiteres Kontra in den Raum. Paul gab verärgert auf und vergrub sich in seiner Jacke. John verdrehte nur die Augen. Und Ringo? Dreimal dürft ihr raten, was er gerade macht.

"Yeah, ich hab's geschafft.", schrie der kleine Ringo vor Freude als der Gesang aus dem Radio erklang. Ich lächelte nur. "Das werden wir auch ausschalten. Danke.", der Fremde beugte sich vor und drehte den Saft ab. "Ja, sagen sie mal.", schimpfte Ringo. "Ich fahre mit diesem Zug zweimal die Woche und die Eisenbahnbetriebsordnung wird sie belehren, dass ich mein volles Recht darauf habe, Ruhe zu habe." Paul musste jetzt auch einmal richtig Dampf ablassen: "Wir sind aber 4 zu 1. Immer werden die kleinen Leute beschimpft. Das-das hat schon Karl Marx gesagt und der verstand was von guter Musik." "Ähm...5 zu 1.", korrigierte ich. "Sehen Sie.", rieb es John dem Alten unter die Nase, "Wir kennen sie erst seit guten 20 Minuten und sie hilft zu uns." "Ich werde gleich den Zugführer holen.", begann der Fremde zu schreien. Nun musste Paul schmunzeln: "Halt Sportsfreund, daraus wird nichts. Die Schwester des Zugführers hatte mal was mit Ringos Schwester. Fang nie was mit Verwandtschaft an. Kommt, gehen wir was trinken." Ich blieb sitzen, da ich mich nicht wirklich angesprochen fühlte, doch als John mich mit sich zog, wusste ich, sie meinten mich auch. "Natürlich warst du auch gemeint.", flüsterte er, "Ich kann dich doch nicht bei diesem Schnarchzapfen sitzen lassen." Ich kicherte kurz. "War Ringo wirklich mal mit der Schwester des Zugführers zusammen?" Es antwortete die Person selbst, um die es ging: "Natürlich. Und auch mit der Cousine des Schaffners." Da verschlug es mir die Sprache. Der hat mal gute Kontakte.

It's Here Again | Beatles ChristmasstoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt