Verstaubte Tonbänder

77 5 0
                                    

Wir schreiben das Jahr 1990 meine Damen und Herren. Meine Karriere pflege ich immer noch ausgezeichnet.

Heute habe ich eine schöne Aufgabe. Alle Beatlestonbänder in Liverpool in Kisten verpacken und beschriften. Die werden nämlich eingelagert.

Ich hörte mir alle vorher an, bevor ich sie verpackte und George Martin überließ mir die Arbeit. Er musste nach London um dort mit einer anderen Band etwas aufzunehmen und hat mich gebeten, das zu machen.

Von verpatzten Takes, Blödeleien, Interviews, Gesprächen und wunderschönen Songs war alles vertreten. Es war schön Johns Stimme nach all den Jahren wieder zu hören. Die alten Zeiten aufleben zu lassen, wenn ihr versteht was ich meine. Und ich hatte jetzt einen Ohrwurm von This Boy That Boy Then Boy. Pauls selbsterfundenen Kurzsong aus Johns verwirrten This Boy That Boy Gesinge. Er war selbst verwirrt darüber. Zuerst kam This Boy. That Boy. Then Boy.

Manchmal klingt John, als wäre er der Sänger mit der klarsten Stimme dieser Welt und dann kommt er mit der rauesten Stimme um die Kurve, dass man meint, die Stimmbänder würden gleich den Geist aufgeben. Und es ist wirklich schwer This Boy zu singen, das hat er jetzt bewiesen. Mit Gelächter beendet er das ganze.

Und das nächste wurde aufgelegt. Irgendwie sehe ich sie durch die Scheibe da sitzen und spielen. Blödsinn treiben.

Ich arbeitete die ganze Nacht durch. Nun bin ich schon bei dem psychischen Zeug angekommen. 1967. Es wurde immer schräger und man konnte förmlich die leichte Anspannung hören. Auch mit den Worten wurde nicht mehr so sachte umgegangen wie in den früheren Aufnahmen und jedem wurde gleich alles ins Gesicht gesagt. Ohne lange Umschweife. Man hörte auch nicht mehr so die Freude, die man in den alten Aufnahmen und Songs richtig gespürt hatte. Nun hatte ich schon fast alles abgeklappert. Ein Teil war noch übrig. So um die 20 Bänder. Die Platten sind ja auch noch da. Ich zog mir den Stuhl zum Kasten heran, um die Platten von ganze oben heben zu können. Da sehe ich ein Tonband. Unbeschriftet mit einem zusammengefalteten Zettel dabei. Ich legte das Entdeckte auf die Platten und hob alles herunter.

Sofort spannte ich das gefundene Stück ein und legte das andere zu den anderen.

Free As A Bird

Die Akkorde und der Text stand auf dem Zettel. Das musste John gemeint haben, mit dem versteckten Tonband. Er hat immer alles beschriftet. Ich musste sofort ein paar Anrufe machen. Egal wie spät es ist.

Paul
Das Telefon klingelte. Ich sah auf den Wecker. 3 Uhr morgens. Ich stand auf und tapste in das Wohnzimmer, fiel fast über Martha. "McCartney.", fragte ich verschlafen und gähnte. "Paul, du musst sofort nach Liverpool kommen. Ins Studio.", es war Ruby, die putzmunter und aufgeweckt klang. "Was? Es ist 3 Uhr morgens. Lass mich wieder schlafen." "Schlafen kannst du noch oft genug. Das hier hat Priorität." "Nagut.", gähnte ich und legte auf. Zog mich sofort an und fuhr mit dem Auto nach Liverpool.

George
Normalerweise wäre ich in meiner Wohnung in London, doch ich machte Verwandtenbesuch und bin bei meiner Familie. Da klingelte das Telefon. Ich hatte ja auch eines in meinem Zimmer. "Ja. Harrison hier.", fragte ich ein wenig genervt und lag schon fast wieder im Bett. "George, du musst sofort ins Studio nach Liverpool kommen." "Es ist 3 Uhr morgens. Geht das nicht um 8?" "Nein, schwing deinen Hintern aus den Federn und komm. Es ist wichtig." "Wenn du meinst." Ich zog mich noch halb schlafend an und ging die paar Meter zum Studio, in dem das Licht brannte.

Ringo
Die Tournee verlief wunderbar, bis zu diesen Anruf. Im Zimmer angekommen, klingelte auch schon das Telefon. Es war 5 Uhr abends. "Starr oder Starkey." "Ringo?" "Ja, der bin ich." "Du musst nach Liverpool kommen, sofort." "Das geht nicht, Ruby." "Wieso?" "Ich bin in Vegas auf Tournee. Ich kann nicht einfach so abbrechen." "Wenn ich sage, dass es für John ist. Das hat wirklich Priorität." "Ok, ich komme mit dem nächsten Flieger." Und der ging schon fast jetzt. So schnell ich konnte hatte ich alles eingepackt. Den Flieger hatte ich noch knapp erreicht. Was könnte so wichtig sein?

Ruby
George war der erste, der angekommen war und hat sich sofort auf die Couch für ein kleines Nickerchen gelegt. Paul war der zweite und legte sich dazu. Ich war die dritte und schlummerte auch noch ein wenig, bis uns Ringo aufweckte. "Was ist denn so wichtig?", fragte er. "Das.", sagte ich und drückte auf den Knopf zum Abspielen.

It's Here Again | Beatles ChristmasstoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt