Viele Bilderrahmen

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"John?", fragte ich verwirrt. Es war alles weiß. Sogar ich. Ein weißes Kleid zierte meinen Körper. John war vor mir. Ich rannte auf ihn zu und fiel in seine Arme. "Was tust du denn da?", fragte er mich besorgt. "Ich konnte es einfach nicht. Ohne dich und die Briefe, der Song. Die Brille und...." "Shhhh..." "Ich hätte dir helfen können. Wegen mir haben sich die Beatles getrennt." "Wegen dir?", er lachte kurz, "Dazu wäre es immer gekommen. Dich trifft da keine Schuld.", er hielt kurz inne, "Irgendwo in den Studios, habe ich ein Tonband versteckt. Wenn du es findest, spiele es den Jungs vor und sie werden es lieben. Und sag ihnen einen schönen Gruß. Tust du das für mich, Schätzchen?" Ich nickte. "Und bitte behalte dir deinen Pilzkopf. Ich liebe dich." Er küsste mich. "Versprich mir eins. Immer an die Musik glauben. Nicht zweifeln. Nicht weinen und mich lieben. Geht das in Ordnung?" "Ja.", hauchte ich. Dann löste er sich in Luft auf. "John!", schrie ich und verkrampfte meine Finger. Ging auf die Knie. Es wurde wieder alles langsam schwarz.

Zu Bewusstsein kam ich in einem Bett. Einem Krankenbett. Vor mir standen. George, Ringo und Paul. Ich konnte noch so eine leichte Siliouette John Lennons sehen. Die Brille mit dem gebrochenen Gläsern lag in meiner Hand. "Danke Jungs. Einen schönen Gruß von John." Zuerst haben sie gelächelt und dann haben sie sich verwundert angesehen.

Nach ein paar Tagen durfte ich wieder aus dem Krankenhaus, aber eine Woche nicht mehr in das Studio. Ich wurde nach London zurückgebracht mit meiner Kiste unter dem Arm und der Gitarre von Johnny in der Hand. In London bin ich sofort zu einem Musikladen und habe mir einen passenden Koffer gekauft. Damit sie nicht beschädigt wird. Nicht mal einen Kratzer. Bilderrahmen habe ich mich auch noch gekauft. Für die Fotos.

Zuhause angekommen, stellte ich die Gitarre in das kleine Wohnzimmer neben die weiße Couch. Die Bilder werden gleich in die Rahmen gegeben und in den ganzen Räumen verteilt. Ich hätte fast zu wenig gehabt. Sie sahen alle wie Schnappschüsse aus. Vielleicht sogar von den Jungs selbst. Und noch aus der Beatleszeit.

Danach probierte ich die alte Gitarre aus. Nicht zu vergleichen mit den neuen. Sie hatte eher einen dumpfen Klang. Was beim Rock 'n Roll eher einen Vorteil, als Nachteil bringt. Wie dem auch sei, stellte ich sie zurück und sah mir das Bild an, auf dem er eine Gitarre auf dem Schoß hatte und vor einem Mikro saß. Sie war schwarz. Mit einem Capodaster. Hatte weiße Randlinien am Korpus und Metallplättchen am Griffbrett.

Mir kommt die Zugfahrt wieder in Gedanken. Wie wunderschön es war. Nicht weinen. Hallte es durch mein Bewusstsein.

Ich strich kurz über die Narbe an meinem Handrücken. Durch den Fall ist das Glas der Brille gebrochen und ich habe mich geschnitten. Eine Narbe ist geblieben. Immer wenn ich darüberstreiche, fühlt es sich an, als wäre ich in seinen Armen. Geborgen. Als wäre er da. In einem Monat treffen wir uns in New York, um das Denkmal zu eröffnen, welches für ihn erbaut wird. Ich weiß noch nicht wie es aussehen soll und deswegen freue ich mich auch.

It's Here Again | Beatles ChristmasstoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt