Halbe Stunden der Entscheidungen

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Die halbe Stunde war vorbei. Nun war es soweit. Der Abschied. Die Jungs saßen im Taxi. Ruby und ich standen noch im leichten Schneefall. Keiner konnte etwas sagen. "Also...es wird Zeit...", begann sie. "Ja...", wir konnten uns nicht ansehen. "Danke John. Für alles.", sagte sie und drückte mir einen Kuss auf die Wange. Sie drehte sich um und ging mit den Koffern in der Hand. Es war vorbei. Es war schlimmer, als ich es mir vorstellen konnte. Ich sah ihr noch nach. Sie ließ die Koffer fallen und rannte zu mir. Zurück. Sie konnte nicht loslassen. Ich konnte ein paar warme Tränen in meinem Genick spüren. Ich weine auch. Ich habe es doch gewusst. Ich wollte es nie. Ihr das Herz brechen, doch ich habe der Zeit vertraut. Die Zeit hat mich betrogen. Mir Schmerz zugefügt. "Ich kann das nicht.", flüsterte sie sanft in mein Ohr. Ich drückte sie sachte weg und ließ meine Hände auf ihren Schultern ruhen. "Ich auch nicht. Aber ich komme wieder. Ich verspreche es dir." Wir drückten uns noch einmal ganz fest und damit war es vorbei. Es hatte sich wie Jahre angefühlt doch es war nur ein Nachmittag. Als sie ging, sah sie noch oft zurück, bis sie um die Ecke bog. Ich warf mich in das Taxi neben Paul und sah zum Fenster hinaus. Wieso sind wir nur nach London gefahren?

Am Bahnhof angekommen, schnappte ich mir meine Koffer und rannte in den Zug. Es fehlt aber jemand an meiner Hand. Und auch ein junge Blondine in der Kabine. Es fehlt alles und auch irgendwie nichts. Ich war niedergeschlagen. Traurig. Was hat es mir nur gebracht? Die Liebe. Sie hatte meine Seele zersplittern lassen, wie auch ihre.

"Hey John.", fragte Paul und stupste mich sachte an. "Hm.", murmelte ich. "Was ist los?" Ich stieß schwer die Luft aus. Auch ein wenig zittrig. Ich sah beim Fenster hinaus und begann langsam zu weinen. Legte meinen Kopf in die Hand. Eine starke Hand drückte mich auf dessen Schulter. Ich musste die Jungs nicht ansehen, um zu wissen, dass sie schon wieder über Lippensprache kommunizierten. Ich fasste mich langsam wieder. "Der Zeit vertrauen, hm?", sagte ich und lehnte mich wieder an das Fenster. Begann an meinem Daumen zu kauen. Ich strich mir die Tränen weg und wartete, bis wir in Liverpool waren.

"John, wie war es in London?", fragte mich meine Tante zuckersüß. Ich ging einfach ohne etwas zu sagen über die Treppen nach oben und habe mich mit dem Anzug und dem Mantel in das Bett geworfen. Wieso nur? Immer muss das mir passieren. Alles. Das schlimme.

Beklag dich nicht. Du bist einer der zur Zeit gefragteste Männer der Welt.

Knurrte mein Unterbewusstsein.

Das Türknarren hat mich zurückgeholt und ich setzte mich auf. "John, was ist los?" "Nein. Schon ok." "Für was sind die Tränen Johnny.", sie nahm ihre Brille ab und kam näher. Mimi setzte sich neben mich und sah mich mitfühlend an: "Habt ihr die Aufnahmen versaut?" "Nein.", lächelte ich, doch ich musste sofort wieder an Ruby denken. "Ist sonst was passiert? Geht es den Jungs gut?" "Jaja. Paul wurde ein wenig gebrutzelt." "Was?!" "Der Herd in den Abbey Road Studios." Sie nickte verständlich. "Was ist passiert? Du kannst es mir erzählen." "Das....kann ich nicht....", ich begann wieder zu weinen. Wann weine ich? So gut wie nie. Wirklich nicht. Und das weiß meine Tante verdammt gut. "Hey Johnnyboy. Bitte nicht weinen, dann muss ich auch noch anfangen.", sie strich sich unter dem Auge ein paar Wassertropfen weg und ich musste leucht lachen. Nur ganz matt. "Erzähl mir. Was ist da heute passiert?" "Ich habe jemanden kennengelernt. Und mich verliebt. Und wir haben uns geküsst. Sie ist auch super mit meinen Freunden ausgekommen. Und sie spielt Gitarre." "Und weiter?" "Und....ich musste sie.....in....London zurücklassen." Ich schloss meine Augen und ließ den Kopf hängen. Die Tränen träufelten auf meinen Anzug, was mir nun völlig egal war. Tante Mimi strich mir über den Rücken und versuchte mich zu beruhigen. Es gelang, doch als sie wieder weg war, habe ich die ganze Nacht durchgeweint.

It's Here Again | Beatles ChristmasstoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt