Free As A Record

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"Was Schätzchen?", fragte ich und entlockte ihr ein Lächeln. "Du spielst deine Akkorde von Free As A Bird und ich singe den Text von Across The Universe dazu." "Heißt es nicht Endless?" "Das habe ich auch gedacht, aber Across the Universe klingt viel besser." Wie befohlen spielte ich meine Akkorde und es klang.....richtig gut. Besser als vorher. "Wahnsinn, können wir das umgekehrt auch versuchen?", fragte ich ganz erstaunt. "Natürlich, wenn du die Akkorde eines Amateurs verkraftest." "Wo ist dieser Amateur? Ich sehe nur einen erfahrenen Rentner vor mir." Sie boxte mir an die Schulter. Anscheinend tat sie das gerne und es stört mich auch nicht. Ich finde es süß, da sie alles auf Anhieb versteht und auch das ein oder andere nicht so ernst nimmt. Da lag immer mein Problem bei Frauen. Ich war manchmal etwas zu frech oder gar unverschämt. Sie nahm alle locker und so konnte ich selbst sein. Endlich mal. Sie begann zu spielen und ich sang den Text dazu. Das klang auch wieder überraschend gut.

Wir schrieben schnell alles um. Ich bat sie um noch ein Exemplar, da ich es gerne aufnehmen möchte. sie wollte auch noch eines von Free As A Bird haben. Das erfüllte ich gerne. Wir haben bis spät in die Nacht gespielt. Ausprobiert. Ihr bei einem Song weitergeholfen und sie mir. Irgendwann hat sie sich an meine Schulter gelegt, die Gitarre beiseite gelegt und mir zugehört, bis sie eingeschlafen ist. Als ich auf die Uhr sah, war es halb 5. Man. Ich muss zum Zug. Aber ich kann nicht gehen. Aufwecken will ich sie auch nicht. Ich entfernte mich sachte und schrieb noch schnell einen Zettel, mit dem Papier, welches von vorhin am Boden lag.


Liebe Ruby!

Ich wollte dich nicht aufwecken, da du so süß geschlafen hast. Egal wenn ich mal nicht da bin, ich denke immer an dich und ich hoffe das tust du auch. Ich liebe Briefe. Du kannst sie gerne George Martin und ihn sagen sie seinen für mich. Er kommt sowieso immer nach Liverpool. Liverpool kann ich von dir nicht verlangen. Es ist zu weit weg. Meine Adresse steht auf der Rückseite. Egal was auch passiert, vergiss nicht an was du glaubst. An die Musik. Ich werde dich nicht vergessen und verspreche mir du mich auch nicht.

John Lennon


Ich legte noch schnell mein kleines Geschenk auf das Nachtkästchen mit dem Zettel. Eigentlich wollte ich es ihr vor dem Abschied geben, doch aus dem wird jetzt nichts. Ich küsste sie auf die Stirn, deckte sie zu: "Leb wohl Ruby."

Mit dem Koffer in der Hand schlich ich über die Treppen und schloss die Haustür hinter mir. Schnell zum Zug. Mit dem Zug nach Liverpool und dann in das Studio. Ich setzte mich einfach auf die Stufen und wartete, bis jemand aufmachte, oder die Jungs kamen. Die kamen früher als erwartet. "Was hat sie zu deiner Überraschung gesagt?", fragt Paul ohne Hallo zu sagen. "Weiß ich nicht." "Wieso?" "Sie ist neben mir eingeschlafen und da habe ich es ihr einfach hingelegt. Das war's wohl jetzt mit den Hoffnungen.", sagte ich und senkte den Kopf. Jemand öffnete die Tür hinter mir. "Jungs, da seit ihr ja. Kommt rein.", das war George Martin. Wir gingen rein. Zuerst wärmte ich meine Hände mit einer Tasse Tee auf und dann konnte es losgehen. Nach einem guten Probetag und auch einigen Aufnahmen, gingen die Jungs nach Hause. Ich blieb noch.

"John, alles ok bei dir?", fragte mich Martin, der schon im Mantel angezogen gegangen wäre. "Jaja.", ich strich über die Saiten. Paul gab heute einen aus und ich war immer als erstes aus der Tür, wenn es ein Glas um sonst gab. "Nein. Sie fehlt dir." "Ja und wie, aber es ist besser so." "Nicht für dich, mein Freund. Die Aufnahmen klingen nicht schlecht, aber ich höre, dass es bergab mit dir geht. Kann ich irgendetwas tun für dich?" "Den Postboten spielen.", lächelte ich zu ihm sanft hinauf. Mit einem verwirrten Blick gab er mir die Schlüssel um später absperren zu können. "Bleib nicht zu lange auf. Bis übermorgen.", schrie er noch bevor er knarrend durch die Eingangstür ging. Nun hatte ich das Studio für mich allein und da komme ich meistens auf dumme Gedanken, doch diesmal nicht. Ich holte mir die zwei verschiedenen Zettel aus meinem Koffer, setzte mich an ein Mikro und schaltete die Aufnahme an. Nur eine einfache Demoaufnahme. Ich setzte mich an das Klavier und klimperte einfach vor mich hin. Es brauchte ein paar Anläufe. Mal verspiele ich mich, mal versagt die Stimme und dann vergesse ich auf den Text zu sehen.

Free as a bird,

it's the next best thing to be.

Free as a bird.

Home, home and dry,

like a homing bird I'll fly

as a bird on wings.

Whatever happened to

the life that we once knew?

Can we really live without each other?

Where did we lose the touch

that seemed to mean so much?

It always made me feel so...

Free as a bird,

like the next best thing to be.

Free as a bird.

Home, home and dry,

like a homing bird I'll fly

as a bird on wings.

Whatever happened to

the life that we once knew?

Always made me feel so free.

Free as a bird.

It's the next best thing to be.

Free as a bird.

Free as a bird.

Free as a bird.


Klang gar nicht so schlecht. Danach folgte noch Across the Universe. Diesmal mit Gitarre. Irgendwie wollte ich es aufnehmen und mit nach Hause tragen. Die Tonrolle von Free As A Bird versteckte ich, ohne sie zu beschriften, in das oberste Regal hinter einer alten Aufnahme von uns. Der Zettel ist zusammengelegt und liegt bei. Irgendwann denke ich daran und nehme es auf, doch jetzt ist die Welt für diesen Sound noch nicht bereit. Vielleicht vergesse ich ihn, aber es wird immer jemand da sein, der weiß, dass dieser Song existiert. Und sie wohnt in der Abbey Road. Nicht mal die Fab Three kennen den Song. Und das sollen sie auch nicht unbedingt. Nicht unbedingt jetzt. Pfeifend ging ich aus dem Studio, mit dem Koffer in der Hand und sperre ab. Irgendwann mal.




It's Here Again | Beatles ChristmasstoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt