Kapitel 8 ❋ Das neue Zuhause

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„Also, wo wohnst du?", fragte Skylar und riss mich aus meinen Gedanken.

Meine Augen weiteten sich. Genau, wo wohnte ich eigentlich? Meine Hände begannen zu schwitzen. „Ich, äh..." Auf die Schnelle fiel mir überhaupt nichts ein. Und ich wollte Skylar nicht anlügen. Wenn ich die Freundschaft schon mit einer Lüge anfing, konnte ich es auch gleich sein lassen. Also sagte ich die Wahrheit.

„Ich bin von zu Hause weggelaufen." Vielleicht war das nichts Besonderes.

„Oh mein Gott, waaas?", hörte ich Skylar überrascht und geschockt gleichzeitig sagen. Anscheinend war es sehr wohl etwas Besonderes. Mist. „Aber... Aber wieso denn das?"

„Ich... Habe mich nicht mehr wohl gefühlt zu Hause. Deswegen... Wohne ich im Prinzip gerade nirgendwo." Ich spürte Skylars Blick die ganze Zeit auf mir und es war mir echt peinlich. Eine Weile lang schwiegen wir und ich malte mir aus, woran sie wohl dachte.

Bestimmt denkt sie, 'Was ist das denn für eine Obdachlose? Wie kann mich aus dieser Situation bloß herauswinden? Soll ich einfach weglaufen? Mit so einer will ich nichts zu tun haben!'

Aber als Skylar schließlich etwas sagte, war es etwas, das ich so gar nicht erwartet habe.

„Nun, Lemony, ähm... Du kannst gerne bei mir wohnen... Wenn du willst." Überrascht sah ich sie an. „Ist das dein Ernst?" Sie lächelte und nickte eifrig. „Ich wohne sowieso alleine." Warte mal, wie bitte?

„Du wohnst alleine? Aber... Du bist doch nicht... Volljährig?" Sie lachte. „Das stimmt. Deswegen wohne ich auch nicht zu hundert Prozent alleine. Meine Eltern wohnen direkt daneben, meine kleine Wohnung ist in einem Komplex, den wir angebaut haben. Ich habe nur ein Zimmer, ein Bad und eine Küche, sowie ein Wohnzimmer. Sehr klein, aber sehr gemütlich. Meine Eltern haben dies vorgeschlagen. So kann ich schon mal üben, verantwortungsbewusst zu sein", erklärte mir Skylar in einem Atemzug und ich staunte nicht schlecht.

„Aber du wirst es gleich sehen." „Und deine Eltern hätten nichts dagegen, wenn ich bei dir wohnen würde?" Skylar winkte ab. „Ach wo. Im Gegenteil - Sie würden sich freuen, dass ich endlich mal eine Freundin habe und nicht immer nur mit Beau abhänge." Ich musste kichern.

Das ich so ein Angebot bekomme, habe ich nicht erwartet, aber ich war ihr natürlich sehr dankbar. Deswegen bedankte ich mich auch sofort.

„Kein Problem. Das wird lustig! Wir können Pyjama-Partys machen und Filme gucken und die ganze Nacht aufbleiben und..." Meine neue Freundin grinste mich an. „Ich freue mich!"

Das sie so begeistert davon war, verschlug mir die Sprache. Aber sie hatte auch großes Glück - Sie konnte zu achtzig Prozent alleine wohnen. Während ich die ganze Zeit auf Castelaria praktisch eingesperrt war...

Sie war im Gegensatz zu mir ein freier Vogel! Und ich konnte nicht anders, als sie deswegen zu beneiden. Auch wenn ich jetzt genauso wie sie war. Eine einfache Schülerin. Nichts mehr mit Prinzessin. Das war vorbei. Für den Moment, zumindest.

„Da ist es!" Skylar zeigte auf ein Haus, von dem wir nur wenige Schritte entfernt waren. „Es sieht sehr schön aus", sagte ich wahrheitsgemäß. Es war eines dieser typischen amerikanischen Häuser, die man in Filmen sieht oder über die man in Büchern liest. Genauso und nicht anders habe ich mir das Haus vorgestellt.

Interessiert sah ich Skylar dabei zu, wie sie mit ihrem eigenen Hausschlüssel die Tür aufschloss. Dabei entging mir nicht, dass sich rechts noch eine weitere Tür befand. Das war dann wohl die Wohnung ihrer Eltern.

„Und das ist meine bescheidene Bude", verkündete Skylar und bedeutete mir, hineinzugehen. Sofort sah ich mich mit großen Augen um.

„Du hast es hier echt wunderschön, Skylar", sagte ich und sie errötete leicht. „Danke. Ich finds auch toll. Und das alles nur für mich alleine! Oh warte. Jetzt wohnst du hier auch." Sie kicherte und ließ sich auf ihre sehr gemütlich aussehende Couch fallen.

Ich konnte es immer noch nicht glauben. Dass sie mir einfach so anbot, mit ihr zu wohnen! Immerhin kannte sie mich ja kaum. Und dann fragte ich mich, ob ich ihr soweit vertrauen werden kann, dass ich ihr mein Geheimnis erzählen kann? Irgendwie hatte ich bei ihr das Gefühl, dass sie es für sich behalten würde. Aber jetzt war noch nicht die Zeit dazu, sich um so etwas Gedanken zu machen.

Ich lief weiter durch die Wohnung und sah mich um. Es war simpel, aber trotzdem dekorativ und stilvoll eingerichtet. Dann stand ich vor einer großen Fensterfront, hinter der sich ein Garten befand. „Ach ja, ich habe auch einen Garten. Eigentlich ist es der Garten meiner Eltern. Wir sind also durch den Garten verbunden", sagte Skylar und machte bei dem Wort verbunden eine Geste mit ihrer Hand, die wie ein Winken aussah.

Mehrmals betonte ich noch, wie schön ich diese Wohnung fand. Dann setzte ich mich neben sie auf das Sofa. Seufzend fiel sie in die Kissen. „Jetzt noch Hausaufgaben", sagte sie und vergrub ihr Gesicht in den Händen. „Hausaufgaben?" Ich runzelte die Stirn. „Was ist das?"

Sie fuhr hoch und sah mich entgeistert an. „Wie: Was ist das? Du weißt nicht, was das ist?" Mist. Ich sollte wirklich aufpassen, was ich fragte. „Die Schulaufgaben, die wir zu Hause machen sollen. Die Lehrer geben sie uns auf", sagte sie langsam und ließ mich keinen Augenblick aus den Augen. „Geht es dir gut?"

Ich nickte und wedelte mit meinen Händen. „Klar, alles Bestens!" Trotzdem sah sie mich noch verwirrt an, dann wechselte sie plötzlich das Thema. „Hey du... Hast ja gar keine Sachen! Ich meine... Du bist ja weggelaufen. Du hast nichts mitgenommen." Ich nickte. „Das ging leider nicht."

Skylar schien zu überlegen, dann hob sie ihren Zeigefinger, als hätte sie eine Idee. Und ich lag nicht falsch damit.

„Wir müssen shoppen gehen!" „Shoppen?" Ich runzelte die Stirn und Skylar verdrehte ihre Augen. „Ja! Shoppen. Du kannst natürlich ein paar von meinen Sachen haben. Ich hab da so Einiges, was ich nicht trage, weil es nicht so mein Stil ist. Aber dir würde es stehen! Und du kannst natürlich auch meine Schulsachen mitbenutzen. Ansonsten... Schlage ich vor, wir gehen jetzt shoppen?"

Mittlerweile konnte ich mir denken, was „shoppen" bedeutete. Einkaufen. Neue Anziehsachen kaufen gehen. Aber... „Ich habe doch gar kein Geld", klagte ich. Skylar zwinkerte mir zu und lief zu einer Schublade hin. Grinsend zog sie eine Karte heraus und hob bedeutsam ihre Augenbrauen. „Die hier ist für Notfälle. Und das ist ein Notfall!"

Erst jetzt merkte ich, dass es sich um eine Kreditkarte halten musste! Als Skylar neben mir vorbeirauschen wollte, hielt ich sie am Arm fest. Überrascht drehte sie sich zu mir um und ich sagte leise: „Ich will nicht, dass du für mich Geld ausgibst, Skylar. Vielen Dank, aber ich kann dieses Angebot diesmal wirklich nicht annehmen. Ich bin dir schon dankbar genug, dass ich bei dir wohnen darf."

Als Antwort schüttelte sie nur den Kopf. Sekunden später griff sie nach meiner Hand. „Das ist mir jetzt egal. Wir müssen auch nicht viel kaufen. Aber du brauchst ein paar Sachen. Vertrau mir!"

Fast wollte ich protestieren und sagen, dass ich als Prinzessin so etwas nun wirklich auf keinen Fall annehmen darf, aber im letzten Moment hielt ich mich zurück und verließ zusammen mit Skylar dann doch die Wohnung.


❋ ❋ ❋

yay eine shoppingtour! :D

ist skylar nicht einfach zu nett? :) oder könnte dieses spontane angebot vielleicht noch konsequenzen für lemony haben?

ich hoffe, das kapitel gefällt euch! ♥ ich würde mich sehr über eure meinungen freuen ♥ ily!

- nici




Lemony ❋ Die Highschool PrinzessinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt