Kapitel 37 ❋ In der Besenkammer

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Wie eine Bekloppte stellte ich mich kerzengerade hin, schnappte mir schnell irgendeinen Lappen und tat so, als würde ich hier arbeiten. Total bescheuert. 

Habe ich wirklich erwartet, dass der Hausmeister hier auftauchen würde? Um acht Uhr morgens, um den Boden zu wischen, wenn jeder noch auf dem Gang herumwuselte? Es war natürlich Luke, der vor mir stand und die Tür wieder hinter sich zumachte. Oh Gott. 

Er sah mich amüsiert an und deutete auf den Lappen in meiner Hand. „Bist du jetzt hier die neue Hausmeisterin, oder was?" 

Ich biss mir auf die Lippe und warf das alte Ding in die Ecke. „Nein", erwiderte ich nur. 

„Was machst du denn sonst hier?", fragte er weiter und kam auf mich zu. Dass das überhaupt möglich war... Ich war jetzt schon an die Wand gelehnt und konnte kaum noch atmen. Außerdem war es jetzt, wo er hier war, noch dunkler in der engen Kammer. 

„Versteckst du dich etwa vor jemandem?" 

Volltreffer. Luke stand nun unmittelbar vor mir und ich konnte so langsam kaum noch sein Gesicht ausmachen. Mein Herz fing an zu rasen, als Luke sich mit einer Hand direkt neben meinem Kopf anlehnte. 

Ich schluckte. Er war so nah. Viel zu nah. Ich konnte schon beinahe seinen Atem spüren. Also wenn jetzt nicht der perfekte Zeitpunkt wäre, um mich zu küssen, dann wüsste ich auch nicht weiter. 

Ich musste lächeln und verfluchte mich dafür. Trotzdem bescherte mir dieser Gedanke eine Gänsehaut und ich hatte doch ein wenig Angst, dass die Verliebtheit auf meinem Gesicht gekennzeichnet war. 

In diesem Moment ertönte die Schulklingel, die hier drin etwas gedämpfter klang. Erleichtert atmete ich auf, aber Luke machte keine Anstalten zu gehen. Und ich würde hier drin nicht an ihm vorbeikommen. So ein Pech aber auch. Ich war es selber schuld. 

„Bekomme ich noch eine Antwort von dir, Lemony?", fragte er mich herausfordernd und ich fing an zu schwitzen. Ich musste mir dringend eine schlagfertige Antwort überlegen. 

Sei nicht so feige, Daphine! Denk nach! „Ich verstecke mich vor dir", antwortete ich. 

Schlagfertig? Nein. 

Ehrlich? Sicher. Aber jetzt? 

In dem schwachen Licht sah ich sein Grinsen. „Vor mir? Und welchen Grund hast du dazu?" 

Diese Fragen verunsicherten mich alle total und ich mochte es überhaupt nicht, dass ich mich gerade in dieser Zwickmühle befand. Ich konnte mich keinen Millimeter bewegen, denn Luke würde jede kleinste Bewegung bemerken und ich hatte Angst davor, was er mit mir anstellen könnte. 

Wobei ich es eigentlich wollen müsste, so nah an ihm zu sein, wie möglich. Vielleicht war es gut, dass es hier drin so dunkel war. Immerhin konnte er meine brennenden Wangen nicht sehen. Und weil es so eng war, wurde mir nur noch wärmer. 

Lange würde ich es in dieser Position nicht aushalten. Das Schlimmste gerade jedoch war, dass ich keine Antwort auf seine Frage hatte. „Du kannst es mir ruhig sagen", meinte er weiterhin. 

„Wir müssen zum Unterricht", antwortete ich. Feige. 

„Nicht, bevor du meine Frage beantwortet hast. Ich habe den ganzen Tag Zeit." Täuschte ich mich, oder war sein Gesicht jetzt noch näher als vor wenigen Sekunden? Ich wollte mich bemühen, keinen falschen Schritt machen. 

Den machte ich dann aber doch. Was auch sonst. Ich musste hier einfach raus. Normalerweise hatte ich keine Klaustrophobie, aber irgendetwas sagte mir, dass es vielleicht doch so war. 

Aber ich kam nicht bis zur Tür. Ich stolperte über irgendetwas auf dem Boden und fiel prompt in Lukes Arme. Die Situation kam mir sehr bekannt vor, nur dass ich mich dieses Mal wie ein hilfloses, kleines Kind mich an seinen Schultern festkrallte, um nicht auf den Boden zu fallen. 

Lemony ❋ Die Highschool PrinzessinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt