Kapitel 34 ❋ Das personifizierte Böse

2.2K 156 51
                                    

Er kam ein paar Schritte auf mich zu. „Stöberst du etwa in meinen Sachen herum?" 

Zuerst dachte ich, dass er ernsthaft sauer auf mich war, aber das Grinsen auf seinem Gesicht bewies das Gegenteil. „Nein, aber... Ich bin echt ziemlich erstaunt über deine Büchersammlung", gestand ich.

„Oh ja. Das hast du wohl nicht erwartet, was? Dass ich so viel lese?" Ich schüttelte den Kopf und er ging an mir vorbei zum Regal. „Das sind meine Schätze. Jedes einzelne Buch hier bedeutet mir sehr viel. Irgendwie haben Bücher schon seit Jahren diese magische Wirkung auf mich, aber ehrlich gesagt wissen nicht sehr viele Leute darüber..." 

Ich hörte ihm zu und musste lächeln. So wie er über seine Bücher sprach, war das wirklich etwas Besonderes. Dieser Typ überraschte mich einfach jedes Mal aufs Neue. „Aber wieso wissen nicht viele davon?", fragte ich dann. 

Luke seufzte. „Naja, du weißt schon... Meine Kumpel sind nicht so auf Bücher aus, die sind ganz anders. Und wenn die davon wüssten... Also dann wäre ich wahrscheinlich der größte Nerd der Schule, oder so." 

Er lachte und ich sah ihn fragend an. „Nerd? Was ist das?" 

„Ist nicht so wichtig." Sein Blick schweifte zu einem Punkt in der Ferne. Aber ich musste noch mehr über diese Sache wissen. „Besuchen sie dich nie? Dann würden sie doch die Bücher sehen, oder etwa nicht?" 

„Stimmt schon, das haben sie auch. Ich habe sie jedoch angelogen und gesagt, dass dies die Bücher von meiner Mutter sind. Weil sie so gerne liest und bei ihr im Schrank kein Platz mehr war, ist der Rest jetzt hier." 

Verwundert sah ich ihn an. Dass er das alles für die Bücher in Kauf nahm war irgendwie unglaublich. Aber natürlich glaubte ich ihm das, egal wie surreal das alles auch klingen mochte. „Ich finde es toll, dass du so viele Bücher besitzt", sagte ich schließlich, damit er sich nicht ganz so schlecht fühlte.

 „Wirklich?" Sein Gesicht leuchtete auf und ich nickte. 

„Um ehrlich zu sein, habe ich ein wenig durch deine Sammlung gestöbert. Sehr viele dieser Bücher besitze ich selbst auch und habe sie mehrmals gelesen. Ich würde sagen, ich liebe Bücher fast schon so sehr wie du." 

Wir teilten eine Leidenschaft, das wurde uns erst jetzt so richtig bewusst. Und das obwohl wir doch angeblich so verschieden waren. In der nächsten halben Stunde gab es für uns kein anderes Thema mehr außer Bücher. 

Wir saßen in seiner kleinen Leseecke, die eigentlich nur aus zwei gemütlichen Sesselchen und einem Tisch bestand und unterhielten uns angeregt über unsere Lieblingsbücher und Lieblingsautoren. Noch nie habe ich mich mit jemandem so intensiv über etwas unterhalten, das mich aufrichtig interessiert hat. 

Auf Castelaria hatte ich niemandem, mit dem ich einfach so quatschen konnte und selbst mit Skylar, der Quasselstrippe, habe ich nicht so lange am Stück geredet. Als wir nach einer langen Zeit alles gesagt haben, was gesagt werden sollte, und es draußen schon fast stockdunkel war, wurde mir bewusst, dass es langsam Zeit war, zu gehen. 

Und ein großer Teil in mir sträubte sich dagegen. Ich habe diesen Tag so sehr genossen, dass ich noch nicht gehen wollte. Aber ich hatte keine andere Wahl. 

„Danke für den schönen Tag", bedankte ich mich bei Luke, als wir vor der Haustür standen. 

„Ich muss mich bedanken. Durch dich habe ich wieder die Lust am Klavierspielen entdeckt. Und ich kann backen!" Ich musste lächeln und mir wurde warm ums Herz. Es war schön, dies zu hören. 

„Wir sehen uns dann in der Schule. Bis dann", meinte ich und machte mich auf den Weg nach draußen. 

„Ja. Bis dann, Lemony", hörte ich es noch von Luke und dann ging ich schnellen Schrittes nach Hause mit einem Lächeln auf den Lippen. 

Lemony ❋ Die Highschool PrinzessinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt