'Wollen mehr sein, mehr sein, als nur ein Moment, komm mir nicht mit großen Namen die du kennst, wir trinken auf Verlierer, lassen Pappbecher vergolden, feiern Hart, fallen weich, auf die lila Wolken!' - Lila Wolken, Materia, Miss Platnum und Yasha.
Mama telefonierte. Wild gestikulierend lief sie durch den Flur und brüllte regelrecht in den Hörer. Gequält schloss ich die Augen. Es verging kein Tag, an dem ich mir nicht wünschte, meinen Vater zu sehen. Er war immer ein Ruhepol gewesen. Während Mama einfach nur... sie war. „Das ist mir doch egal, verdammt! Helen ist siebzehn! Sie kann sehr wohl mit Ben Zug fahren!" Offensichtlich hatte sie mich noch nicht bemerkt. Sonst würde sie nicht über mich sprechen. Schnell versteckte ich mich um die Ecke. Eine kurze Pause entstand. „Ich verlange ja nicht, dass sie gleich bei dir einziehen, ich will nur einmal zwei Wochen ohne Helens ständige Zickereien!", meinte Mama letztendlich aufgebracht. Ich und Zickereien?! Pah. „Es sind ja dann Ferien." Pause. „Nein. Einfach nur über die Feiertage. Bitte, Bernd." Ich erstarrte. Sie telefonierte mit meinem Vater. Offenbar wollte sie Ben und mich über die Weihnachtsferien abschieben. Ich hatte meinen Vater Ewigkeiten nicht mehr gesehen, meine Mutter verbot uns praktisch jeden Kontakt. Nur skypen konnten wir, aber das war einfach nicht dasselbe. Ich wusste nicht, ob ich es gut oder schlecht finden sollte, dass Mama uns loswerden wollte. Zum Einen fand ich es gut, ich konnte meinen Vater sehen und endlich von meiner Mutter loskommen. Andererseits hatte ich Rituale für Weihnachten. Wie zur Hölle konnte ich von Berlin aus mit Julia shoppen gehen? Gut, eine Lamettasträhne für die Bescherung konnte ich mir selber einflechten, aber ich wollte einfach nicht auf meine anderen Rituale verzichten. Mit Jul backen, auf eine Silversterparty meiner Klasse gehen, Neujahr mit einem enormen Kater aufwachen. Seufzend lief ich durch den Flur, an Mama vorbei. In der Küche, die ich ansteuerte, saß Ben an dem kleinen Tisch und malte etwas. „Lenny? Gehst du mit mir ins Kino?", fragte er, als ich säuerlich zum Kühlschrank lief. „Welcher Film?" „Weiß nicht. Aber Mama brüllt schon die ganze Zeit in das Telefon. Und ich will weg." Ein Kinder Pingui fand den Weg in meine Hand. „Frag doch Leo, ob du zu ihm kannst. Ich bring dich auch hin", schlug ich vor, während ich die Verpackung aufmachte. Begeistert griff Ben zum Telefon. Als Beate dranging, biss ich gerade in meinen Snack. Ich schaffte es einfach nicht, dass es wie in der Werbung aussah! Etwas später war mit Leo alles ausgemacht und das Kinder Pingui war weg.
Aufgeregt klingelte Ben an der Haustür der Ferraris. Natürlich machte Leo die Tür auf, und die beiden waren schneller weg als ich Hallo sagen konnte. Irritiert sah ich ihnen hinterher, wie sie in das altmodisch eingerichtete Wohnzimmer hüpften. „Na sieh mal einer an. Wo ist dein Merch, Potterhead?", kommentierte Alex spöttisch, der an der Tür aufgetaucht war. Er trug Jogginghose und ein Tanktop. Mitten im Herbst. Okay, ja, es sah gut aus. Aber es war immer noch Herbst! Ich ging einfach nicht auf sein Kommentar ein und musterte ihn von oben bis unten. „Nettes Outfit." „Ja, ne? Komm rein, ich hab Kekse." Eigentlich hatte ich ja noch Hausaufgaben bis Montag, aber was kann man schon gegen Kekse sagen? Ich folgte ihm also in den Eingangsbereich, zog meine Schuhe aus. Alex wartete die ganze Zeit etwas ungeduldig. „Beeil dich, Potterhead. Ich würde gerne wieder ins Warme."
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Pennerlook
Teen FictionEigentlich mag Helen ihr Leben. Gut, sie mag die Art, wie sie es lebt. Als würde sie kaum etwas interessieren, was meist auch der Fall ist. Nur tritt genau das Gegenteil ein, als Alex in ihr Leben stolpert und sie zum ersten Mal merkt, wie schön Ver...