Sechzehn

93 12 3
                                    

'The final countdown, oh ho! It's the final countdown! The final countdown! The final countdown! (The final countdown' - The final Countdown, Europe

Mit einem spöttischen Grinsen und beiseite geschobener Eifersucht sah ich die beiden an. Hätte Malika nicht grob „Spiel mit", geflüstert wäre ich vermutlich ausgerastet. Aber das und Alex' Blick trugen dazu bei, dass ich krampfhaft versuchen musste nicht zu lachen. Eins musste man ihr lassen: Für Unterhaltung sorgte sie allemal. Verwirrt schob Alex sie von sich. „Was soll das?" „Ich wollte dich doch nur begrüßen!" Immerhin hatte sie den Anstand rot zu werden. „Liebes, ich glaube, du hast dich in diesem Laden so oft blamiert, bald hackt man sich in die Überwachungskameras und postet die Videos mit dir auf YouTube. Vielleicht solltest du dir einen anderen Ort zum Blamieren suchen", schlug ich vor und sah sie mit hochgezogener Augenbraue an. Hätte nicht gedacht, dass sie so erbärmlich ist... „Das ist nur deine schuld! Weil du plötzlich aufgetaucht bist...!" Ich unterbrach sie: „Du bist in unsere Klasse gekommen." Malika ließ sich nicht beirren. „Du hast alles kaputt gemacht! Ich hätte ihn um den Finger gewickelt, ich hätte es schaffen können! Aber du, du miese Schlampe musst ihn ja kennen!" Hinter ihrem Rücken warf Alex mir einen amüsierten Blick zu. ‚Die hat nen Knall, hol dein Handy raus' schien er zu sagen. Ich unterdrückte nun ebenfalls ein Grinsen. So bizarr die Situation aus sein mochte - und das war sie allerdings -, uns sah erstens die ganze Oberstufe zu und zweitens war es einfach nur armselig, wie sich das Mädchen, das in null Komma nichts die ‚Anführerin' der Zickenbande geworden war, wegen Alex blamierte. Nichts gegen ihn.
Zu meiner großen Überraschung schaltete sich nun Judith ein. Sie legte der aufgelösten, unfassbar wütenden Malika beruhigend die Hand auf den Rücken und dirigierte sie wortlos nach außen. Niemand sagte etwas. „Was geht den bei der falsch?", meinte letztendlich ein Mädchen, das eine Stufe unter mir war. Ich kannte sie vom Sehen, hatte aber nie mit ihr gesprochen. Achselzuckend sah ich sie an, dann widmete ich mich Julia. „Gehen wir auch?" Gemeinsam traten wir in die kalte Novemberluft, das Mädchen mit dem leuchtenden Gryffindorschal und das Mädchen, wegen dem ein anderes Mädchen sich immer wieder blamiert hatte.

Summend schloss ich die Tür auf. Aus unerklärlichen Gründen hatte ich ‚The Final Countdown' im Ohr, und das Lied bekam man Ewigkeiten nicht mehr aus dem Kopf. „It's the final Countdoown, dadadada da dadadada da!" Fröhlich befreite ich mich von der Jacke und schmiss meine Schuhe in die Ecke. Es war Wochenende, verdammt!
Den fehlenden Hausschuhen nach zu urteilen war meine Mutter zu Hause. Auch das konnte meine Stimmung nicht trüben. Am Montag war Alex noch ein Stück mit mir mitgelaufen und hatte mir immer wieder versichert, dass Malika irgendwie geistesgestört sei und dass er nichts mit ihr habe. Außerdem hatte er mich zum Eis essen am Sonntag eingeladen. Das kleine Eiscafé in einer Seitengasse der Innenstadt hatte ganzjährig offen, auch wenn es im Herbst und Winter kaum Besucher hatte. Glück für uns. Oder eher für Alex, denn mit Eis war ich genauso käuflich wie mit Schokolade, Keksen, Nutella oder guten Büchern. „Ich bin zuhause!", rief ich durch die Wohnung, bevor ich mein Zimmer betrat. Ich stockte. Die Vorhänge waren offen. Die waren sonst nie offen. Schnell stellte ich meine Schultasche ab und ging ins Wohnzimmer. Meine Mutter saß im Sessel und las die Closer. Sie liebte Klatsch. „Warst du in meinem Zimmer?" Sie sah nicht einmal auf. „Ja." Meine gute Laune war dahin. „Warum?!" Jetzt legte sie die Zeitschrift mit den Oberflächen nach oben auf dem Couchtisch ab. „Helen, setz dich. Wir müssen jetzt endlich mal reden."

Ganz ehrlich, Leute, ich saß vor dem PC und hab 'The Final Countdown' gepfiffen. Ich machs immer noch. Das Lied ist böse. Irgendwann stelle ich es als Klingelton ein und stelle mein Handy auf laut. Damit alle in minem Umfeld einen Ohrwurm haben. Muhahahahahaha.

PennerlookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt