Fünfzehn

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'My love is just waiting to turn your tears to roses' - Whispers in the dark, Skillet

Am Montag stöckelte Malika auf mindestens zehn Zentimeterabsätzen auf mich zu. Herzlichen Glückwunsch, ich an ihrer Stelle würde schon längst den Boden küssen. Zusätzlich ihrer Monsterheels trug sie eine Jeans, die knalleng saß und dennoch an ihr nicht wie eine Wurstpelle aussah. Augenblicklich wurde ich ein wenig neidisch und hatte das Bedürfnis sofort mit mehr Sport anzufangen. Bis jetzt bestand mein Trainingsplan nur aus ‚Zum Kühlschrank laufen und wieder zurück'.
„Helen, Liebes, wie geht es dir?" Sie hakte sich bei mir unter. Oh Gott. Warum?
„Was hast du kaputt gemacht?", fragte ich nicht gerade wenig misstrauisch. „Oh, nichts, ich wollte dich nur wissen lassen, dass ich mit Alex zusammen bin..." Was zum Teufel? Alex war mit mir zusammen. Das wusste sie nicht, ich hatte es außer Julia niemandem erzählt. Und Julia konnte man bei diesen Dingen vertrauen. Vermutlich versuchte sie nur, mich eifersüchtig zu machen. Was nur bedingt klappte. Ich hielt Alex nicht für einen dieser ‚Ich bin notgeil und schaffe mir fünf Freundinnen gleichzeitig an' – Typen.
„Glückwunsch. Aber was geht mich das an?", antwortete ich schlussendlich. Man konnte ihr ansehen, dass sie nicht mit dieser Antwort gerechnet hatte: Ihr Lächeln wurde schmäler. „Nun ja, letztens im Bäcker sah es so aus, als würdest du durchaus etwas für ihn empfinden, da dachte ich, ich frage, ob das wirklich für dich in Ordnung ist." Ah ja. Ja, ich empfand etwas für ihn, schließlich waren wir zusammen, verdammt, aber da sie nicht mit ihm zusammen war konnte ich ihr ja schlecht meinen Segen geben. „Das macht mir nichts aus", gab ich achselzuckend zurück, befreite mich von ihrem Arm und ließ mich neben Julia auf den Boden fallen. „Was war das denn?", zischte sie mir leis zu. „Die meint, mit Alex zusammen zu sein und wollte meinen Segen." „Sie hat dich ziemlich auf dem Kicker, stimmts?" Ich verdrehte die Augen. Und wie. Das Mädchen interessierte sich nur für Geld, Make up, Frisuren und Alex. Ich war der Störsender dabei, musste ausgeschaltet werden.

„Eine Pizza bitte", orderte ich bei dem kleinen, rundlichen Mann hinter dem Tresen, der mich anlächelte und mein Mittagessen auf einen Pappteller hievte. Mit meiner Pizza in der Hand wartete ich auf Julia, die sich ein Sandwich gönnte. Doch bevor wir den Laden gemeinsam verlassen konnten kam Malika mit Judith und Co hereinspaziert. Ich seufzte, Julia verdrehte die Augen. Sie kamen durch die Tür als wären sie Promis und wappneten sich für das Kreischen ihrer Fans. Niemand schenkte ihnen großartig Aufmerksamkeit. „Lass uns verschwinden, bevor sie dir noch erfundene Bettgeschichten erzählt", raunte Ju mir uns Ohr. Klasse Idee. Gemeinsam machten wir uns auf den Weg zur Tür, nachdem die Mädels etwas weitere in das Ladeninnere stolziert waren. Doch vor uns kamen Alex und seine Freunde durch die Tür. Er lächelte mir zu. Ich hatte ihm schon am Sonntag erklärt, dass ich keine Lust an einer ‚Wir' Beziehung hatte. Wir mögen Sandelholz. Wir gehen ins Kino. Wir können unsere Lippen nicht voneinander lassen. Ehe ich das Lächeln erwidern konnte hatte sich Malika auf Alex gestürzt. „Hallo, Schatz!", rief sie überglücklich und machte somit den ganzen Laden auf sie aufmerksam.


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