'So when you're near me, darling can't you hear me? SOS' - SOS, Abba.
So ziemlich jeder Oberstufenschüler kaufte sich sein Mittagessen beim Bäcker um die Ecke, bei dem es alles gab. Wirklich alles. Von einfachen Brezeln über belegte Brote bis hin zu Pizza und Kuchen. Bedauerlicherweise auch Judith und Co, die Malika unter ihre Fittiche genommen hatten. Oder eher andersherum, denn Malika schien die neue Anführerin der Clique zu sein. Judith gefiel das kaum, zumindest wenn man ihrem Gesichtsausdruck glauben konnte. Allerdings könnte sie auch zuckersüß lächeln und einem währenddessen unter dem Tisch die Plastiknägel in den Oberschenkel krallen. Manche Schüler des nahegelegenen anderen Gymnasiums aßen auch hier, aber bei weitem nicht so viel wie von uns. Ich war gerade dabei, mein Viertel Pizza zu essen, als Malika auf mich zu stolzierte. Glückwunsch, ich wäre in diesen Schuhen schon lange hingefallen. „Liebes, ist nicht so viel fetthaltiges, du wirst nur noch fetter. Schonmal über eine Diät nachgedacht? Das ist nämlich echt nicht schön", riet sie mir mit einem unschuldigen Blick. „Wenn du deinen Ausschnitt von ‚Professionelle Nutte' zu ‚Ich will doch nur bemerkt werden' hochziehen würdest, werde ich vielleicht über deinen Vorschlag nachdenken, Liebes", konterte ich ebenso süß wie sie. Auch wenn ich das Liebes verächtlich aussprach. Malikas Mundwinkel rutschten augenblicklich nach unten, was mir ein Gefühl des Triumphes vermittelte. Gerade als sie etwas erwidern wollte, entdeckte sie eine Person ein paar Schritte von uns entfernt. „Alex, wie schön, dich zu sehen!", rief sie erfreut und stürzte sich in die Arme eines Jungen. Bei ‚Alex' hatte ich mich sofort umgedreht und bemerkt, dass es niemand geringeres war als Alexander Ferrari höchstpersönlich, der gerade die neue Schlampe unserer Schule umarmte. Vermutlich war sie auf seine Schule gegangen, bevor sie auf unsere gewechselt hatte. Dennoch war ich erstaunt, dass mir diese Umarmung ganz und gar nicht gefiel. Vielleicht konnte ich einfach nicht akzeptieren, dass diese... Nutte Freunde hatte? „Hallo, Mali." Immerhin klang er nicht ganz so begeistert wie sie. Aber warum benutzte er ihren Spitznamen? Dann bemerkte er mich. „Oh, Hi Len." Ich ging nicht auf seine Begrüßung ein, sondern fragte sie süß und unschuldig wie möglich: „Hältst du dir seit neuestem eine hauseigene Prostituierte, Alex?" Alex schien über mein Kommentar erfreuter zu sein als Malika, die augenblicklich einen hochroten Kopf bekam. „Du... du... Das ist bestimmt strafbar, was du da machst! Ich werde meinen Anwalt kontaktieren!", schrie sie schrill, sodass der ganze Laden ihren eher peinlichen Drohversuch mitbekam. Wie es üblich unter Schülern war, wenn es Streit gab, wurde es so still, dass man eine Nadel hätte fallen hören. „Ich glaube nicht, dass das sonderlich positive Auswirkungen für dich hätte. Schließlich ist Prostitution strafbar...", erwiderte ich unschuldig. Malika wurde noch röter, und ich hatte wirklich Angst, dass ihr Kopf bald platzte. Alex dagegen sah aus, als müsste er sich mühsam das Lachen verkneifen. „Komm, Schatz, ich mache es dir nicht noch peinlicher als es für dich eh schon ist und gehe jetzt einfach, okay? Meine Pizza ist schon ganz kalt." Und damit verließ ich mit Julia im Schlepptau den Laden. Erst als wir um die Ecke gebogen waren, erlaubten wir uns zu lachen. „Hast du ihr Gesicht gesehen, als du das mit der Prostitution gesagt hast?", kicherte meine Freundin lautstark.
Doch nicht lang, ups.
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Pennerlook
Teen FictionEigentlich mag Helen ihr Leben. Gut, sie mag die Art, wie sie es lebt. Als würde sie kaum etwas interessieren, was meist auch der Fall ist. Nur tritt genau das Gegenteil ein, als Alex in ihr Leben stolpert und sie zum ersten Mal merkt, wie schön Ver...