Achtzehn

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'you only get one shot' - Lose Yourself, Eminem

Als ich wenig später auf mein Handy sah bemerkte ich eine Whatsapp von Alex. ‚Ein Klassenkamerad feiert heute ne Party, um neun geht's los. Kommst du davor noch zu mir?' Entschlossen richtete ich mich auf, tippte ein ‚Ja'. Ein Mal noch. Ein einziges Mal. Und dann würde ich verdammt nochmal meinen Arsch hochkriegen, für mein Abi lernen und meine Mutter zumindest in meiner Fantasie stolz machen. Seufzend scrollte ich durch meine anderen Nachrichten, die meisten aus Gruppen. In unserem Klassenchat diskutierten alle über die Französischhausaufgaben, die niemand so recht kapierte - nicht einmal Julian, und der war der verdammte Klassenstreber. Julia berichtete ebenfalls von einer Party. Von einem Typen aus Alex' Schule. Das passte doch, es waren die gleichen. Jetzt wusste ich auch, wo ich die Zeit totschlagen konnte, bis meine Mutter mit meinem Bruder zum Zahnarzt musste. Der Gute hatte einen Kreuzbiss und bekam eine Spange.

„Hallo, Helen, komm doch herein!" Julias Mutter öffnete die Tür, lächelte mich an. Dankbar entledigte ich mich meiner Jacke und zog meine Schuhe aus, dann lief ich die Treppe nach oben in Juls Zimmer. „Um drei muss ich wieder los, da geht meine Mutter", fing ich an und ließ mich auf ihr Bett fallen. „Was ziehst du heute Abend an? Weil, ich hab keine Ahnung, was ich tragen soll", meinte meine beste Freundin ratlos und drehte sich zu mir. „Was steht zur Auswahl?" „Kurzes schwarzes, aber das ist mir zu Overdressed, Jeans und enges Top und All - Merch." Mit hochgezogenen Augenbrauen sah ich sie an. „Warum All - Merch auf einer Party?" „Ähm, ja...", murmelte sie und setzte sich auf ihren Schreibtischstuhl. „Ich hab dir doch mal von Mark erzählt, gell? Der kommt auch und hat mich eingeladen..." Oh mein Gott, sie hatte ein Date! Mark war ein Typ, in den sie reingelaufen war, als sie sich beim Starbucks einen Chocolate Chip geholt hatte. Vor drei Monaten. Und sie fuhr voll auf ihn ab. Kein Wunder, er passte zu ihr wie die Faust aufs Auge: Ein Harry - Potter Fanboy. Also deswegen Merch. „Liebes, hol die Jeans und das Oberteil raus. Du willst ihn verführen und nicht, dass er dich mag", schlug ich vor. „Aber will ich ihn wirklich verführen?" Ich antwortete einfach nicht. Sie hatte mir alles über ihn erzählt was sie wusste, nie hatte sie schlecht über ihn geredet - Dabei trafen sie sich öfters. Nur etwas ernstes war daraus nicht geworden. „Jeans und Shirt, Julia."

Pünktlich um acht Uhr abends klingelte ich bei Alex. Mittlerweile trug ich eine schwarze, enge Jeans und ein ebenfalls enges, nur dezent durchsichtiges Shirt. Es war verschnörkelt und ich hatte ein Bandeau darunter, okay? Großartig geschminkt hatte ich mich nicht - wozu auch? Es würde warm sein, ich würde schwitzen, da brachte auch Make Up nichts.
Wortlos öffnete mein Freund und ließ mich ein. Erst als die Tür zu war begrüßte er mich mit einem Kuss. „Dein Shirt ist schön. Wir sollten es loswerden", murmelte er an meinen Lippen und zupfte vorsichtig am Saum meines Oberteils. Sanft befreite ich mich von ihm. „In erster Linie sollten wir zur Party gehen, damit ich meine Mutter ein letztes Mal schocken kann." „Ein letztes Mal? Wer bist du, verdammt?"


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