'I'm gonna pick up the pieces and build a Lego house' - Lego House, Ed Sheeran. (Ronald Weasley, what are you doing in this muggle musicvideo!)
Lustlos trottete ich durch die Gänge. Alle paar Meter musste ich fluchend stehenbleiben, weil die Unterstufler unfassbaren Spaß dabei hatten, sich gegenseitig herumzuschubsen. Ab und an stolperte ich fast über Schultaschen und Sportbeutel. Ich hasste das. Und dann auch noch Montagmorgen... Die eine Woche Ferien war zu kurz gewesen. Viel zu kurz. Endlich, endlich kam ich an meinem Raum an. Dummerweise hatte ich die erste Doppelstunde mit Judith und ihrem Clan von Mitläufern. Sie schikanierten gerade einen pickligen Achtklässler, der mit gebeugtem Rücken und grauen Pullover mit Amerikaflagge durch den Gang schlich. „Ach komm, Judith, keiner will deine Kommentare hören", meinte ich müde und sah erfreut, dass Julia mir einen Pappbecher entgegenhielt. Ein schwacher Kaffeeduft drang durch die kleine Öffnung im Plastikbecher an meine Nase. „Entschuldigung, Helen, hast du ein Problem?" Judith sprach das Helen dezent verächtlich aus, was ich ihr nicht verübeln konnte. Schließlich sprach ich auch nie mit einem freundlichen Ton über sie. Oder mit ihr. Ignorant trank ich einen Schluck von meinem Kaffee. „Hey, Lenny? Hast du eine Ahnung, wer das ist?", flüsterte Julia mir ins Ohr und zeigte auf ein schwarzhaariges Mädchen. Sie trug die Absatzvariante von Chucks, Hotpants mit hauchdünnen Strümpfen darunter, Knielange Socken und einen Pullover, unter dem ihr schwarzer Spitzen - BH hervorblitzte. Ergo: Sie sah aus wie eine professionelle Nutte. „Schätze mal Judith zwei Punkt null?", raunte ich zurück. „Das geht ja mal gar nicht, die bekommt mit dem Ausschnitt doch bestimmt ein Gespräch beim Rektor." „Und sieh dir mal die Hose an, da passt doch nie im Leben ein Slip drunter!" Es war geschehen: Wir waren im Lästermodus. Doch bevor wir weitere Details ausdiskutieren konnten, kam unser Deutschlehrer. Glücklicherweise gab es bei ihm immer nach den Ferien eine neue Sitzordnung, die wir Teilweise selbst auswählen konnten. Ich schulterte meine Tasche und machte mich darauf gefasst, neben Julia zu sitzen. Doch Herr Schmidt hatte andere Pläne: „Nein, Helen, du setzt dich bitte hierher, wir wissen doch beide, dass das ansonsten nicht gutgehen würde." Er zeigte auf einen Tisch direkt am Lehrerpult. Na, das fing ja gut an. Mürrisch setzte ich mich auf einen Stuhl an besagtem Tisch und sah in die ebenfalls nicht sonderlich erfreuten Gesichter der Streber, die nun eine Reihe weiter hinten sitzen mussten. Dann bemerkte unser Lehrer das Mädchen, das keiner kannte. Sie stand in der Tür, die Hände in die Hüften gestemmt. Man sah ihren BH immer noch. Und das im Herbst. Hoffentlich wird sie erfrieren. „Guten Morgen! Du musst Malika sein, richtig?" Schmitty schüttelte ihr die Hand. „Bitte setz dich doch zu Helen. Wenn du möchtest, kannst du ein paar Worte über dich sagen." Er erwartete wohl, Malika - oder wie sie auch hieß - würde sich erst setzen und dann ihre Ansprache halten. Doch er lag falsch. Sie stellte sich vor die Klasse, klatschte einmal in die Hände und stellte sich vor. Julia und ich wechselten einen vielsagenden Blick. Letztendlich war sie fertig und setzte sich zu mir. „Hi, ich bin Malika!" Lächelnd streckte sie mir ihre Hand entgegen. Allerdings war das Lächeln so künstlich, dass ich sie lieber nicht ergriff. Was sie wütend machte: „Normalerweise", zischte sie, „gibt man der neuen Mitschülerin die Hand! Sowas nennt sich Respekt!" Energisch ergriff sie meine Rechte, doch ich entzog sie ihr wieder. „Zuerst verdient sich die Neue meinen Respekt, und DANN, und nur dann, gebe ich ihr die Hand, Schlampe!", zischte ich zurück und stand auf, um wie die anderen unseren Lehrer zu begrüßen.
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Pennerlook
Teen FictionEigentlich mag Helen ihr Leben. Gut, sie mag die Art, wie sie es lebt. Als würde sie kaum etwas interessieren, was meist auch der Fall ist. Nur tritt genau das Gegenteil ein, als Alex in ihr Leben stolpert und sie zum ersten Mal merkt, wie schön Ver...