Ich erfahre was ich bin

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Ich kam auf dem Sofa in unserem Wohnzimmer wieder zu mir. In meinem Kopf drehte sich alles und ich wusste nicht ob das noch von meinem Sturz kam oder von meinem Traum. Ich konnte es nicht fassen. Meine Albträume schienen wieder da zu sein und das seit so vielen Jahren.

Seit ich zurück denken konnte hatte ich Albträume,keine Albträume wie andere Kinder,sondern so reale,dass ich ab und zu glaubte,ich hätte die Zukunft oder die Vergangenheit gesehen. Doch vor fast vier Jahren hatte ich Mitte August den letzten,seither gab es in meinem Leben keine Albträume mehr und ich hatte angefangen die Bilder aus den vorherigen aufzuzeichnen. Warum kommen sie ausgerechnet jetzt wieder?,fragte ich mich.
Damals wusste ich die Antwort nicht,doch jetzt,viele Jahre später,weiß ich sie.

Dennoch brachte mich dieser Traum nicht nur deswegen durcheinander,dass ich ihn überhaupt hatte,sondern auch der Inhalt verwirrte mich. Ich wusste nur zu gut was all diese Sachen im Grunde bedeuteten,doch der Inhalt des Traumes sorgte nicht dafür,dass ich mehr Mut oder weniger Angst bekam. Diese riesigen Menschen in meinem Traum waren die alten griechischen Götter,und damit nicht genug! Sie drohten auch noch damit in zwei Wochen einen Krieg anzuzetteln,der die Welt zu zerstören drohte...ach ja,das hätte ich ja beinahe vergessen:Der Tod sollte auch noch aufgehoben werden und irgendeine"sie"-mit der höchstwahrscheinlich ich gemeint war-wurde von den Furien und dem Gott der Toten,auch genannt Hades,verfolgt. Das war nur ein Traum,genau wie die Geschehnisse im Wald. Doch ich wusste es besser. Ich war mir nun sicherer denn je,dass meine Träume nicht nur einfache Träume waren. Und außerdem war etwas im Wald geschehen das niemals in meinem Träumen gewesen war.

Oft genug hatte ich mich selbst in meinen Träumen gesehen,doch niemals an Orten,die ich bereits kannte. Es waren immer Orte gewesen,die ich noch nie zuvor in meinem Leben gesehen hatte,nicht einmal auf Bildern.

Ich versuchte mich aufzusetzen und fast im selben Moment jagte ein entsetzlicher Schmerz durch meinen Körper. Jeder andere hätte geschrien oder Panik bekommen,ich jedoch war glücklich darüber,denn das ich überhaupt etwas spürte,war ein Zeichen dafür,dass ich mir nicht das Rückgrat gebrochen hatte und somit auch nicht gelähmt war.

Unter sehr großen Schmerzen schaffte ich es schließlich doch mich aufzusetzen. Und obwohl ich danach völlig entkräftet war und am liebsten vor Schmerz geheult hätte,blieb ich sitzen. Plötzlich fiel mir wieder ein was unmittelbar vor meiner Bewusstlosigkeit geschehen war und stellte mir ein paar Fragen,die mir eigentlich zuerst hätten einfallen müssen:Wie bin ich in unser Wohnzimmer gekommen? Wo waren die Furien? Und wo war der Junge,der mir geholfen hatte? Lebte er überhaupt noch?

Als ich noch versuchte mir einzureden,dass diese Fragen unwichtig seien,war auf einmal ein Geräusch aus der Küche zu hören. Dieses mal bekam ich,wie wahrscheinlich fast jeder in dieser Situation,Panik,sah zur Tür und versuchte mich so ruhig wie möglich zu verhalten. Es kamen Schritte näher und dann tauchte in der Tür ein junger Mann auf. Er war wahrscheinlich ein oder zwei Jahre älter als mein Bruder Bastian,hatte ein schlichtes grünes T-Shirt an,trug einen Ziegenbart,eine Mütze auf dem Kopf und hinkte leicht beim laufen.
Ich widerstand dem Drang um Hilfe zu schreien,zur Tür zu rennen oder ähnliches,denn obwohl ich diesen Typen noch nie in meinem Leben gesehen hatte,wusste ich irgendwie,dass er mir nicht feindlich gesonnen war und mir nichts tun wollte. Dennoch war ich auf der Hut,schließlich war er ein Fremder und ich war nicht gerade jemand,der jedem dahergelaufenen Typ sofort vertraute,ganz im Gegenteil,ich war sehr misstrauisch gegenüber anderen.

Erst nachdem er schon direkt vor mir stand,fiel mir auf,dass er ein Tablett mit einer Suppenschüssel dabei hatte,das machte mich nur noch misstrauischer. Plötzlich fing er an mich auf Englisch zuzutexten. Mein englisch war eigentlich ganz gut,schließlich bekam ich in dem Fach immer eine zwei,aber er sprach wirklich schnell und mit meinen Kopfschmerzen und meiner vorherigen Ohnmacht war an dem Übersetzen von einer Fremdsprache überhaupt nicht zu denken. Dann wurde mir allerdings klar,dass der Typ hier vor mir derselbe sein musste wie der,der mich im Wald versucht hatte zu retten und bereits im Wald englisch gesprochen hatte. Dasselbe galt für die Wesen im Wald und den"Göttern" in meinem Traum. Ich musste wohl automatisch übersetzt haben. Außerdem bestand für mich kein Zweifel mehr daran,dass das alles nicht nur ein Traum,sondern die Wahrheit war. So schrecklich das auch war,beruhigte mich das irgendwie. Denn wo die Wahrheit zugegen war,da war noch nicht alles völlig verloren,das hatte mir meine Vergangenheit nur zu deutlich gezeigt.

Für den Olymp - Das Kind der Verbindung      *wird überarbeitet*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt