Camp Jupiter

470 16 1
                                    

Percy ließ seine Worte erst mal bei uns sacken und schwieg einige Minuten, allerdings nicht vor Verblüffung wie wir anderen, sondern aus Rücksicht. Josephine brach zuerst das allgemeine Schweigen. >Das ist doch verrückt. Stephanie soll in der Lage sein, die Götter zu kontrollieren? Also jetzt mal im Ernst, das glaubt ihr doch nicht wirklich, oder?<, fragte sie mit einem nervösen Lächeln. Sie schien meine Meinung zu teilen. Ich war ab und zu echt schräg drauf und klar, ich war auch die Enkeltochter von zwei der mächtigsten Götter, aber jetzt sollte ich auch noch in der Lage sein, einen Krieg zu verhindern indem ich die Götter dazu zwang? Für mich klang das eher nach einer Vermutung oder, besser gesagt, nach einer Befürchtung von Hades. Allerdings schien Percy das überhaupt nicht so zu sehen.

>Ich weiß, wie ungläubig sich das anhört, aber so ist es nun einmal. Daran gibt es mittlerweile keine Zweifel mehr. Nach dem Besuch von Poseidon im Camp habe ich mit Rachel, unserem Orakel, gesprochen. Ich habe sie - und nur sie! - eingeweiht und sie konnte einen kurzen Blick in die Zukunft werfen. Sie hat weder gesehen wer den Göttern Einhalt gebietet noch konnte sie sehen wann, aber sie hat es gesehen. In ihrer Vision sah sie ganz deutlich ein Mädchen von vielleicht sechzehn - oder siebzehn Jahren, dass eine Art Zauber sprach, während um sie herum gekämpft wurde. Halbblute gegen Halbblute, Sterbliche gegen Sterbliche, Gott gegen Gott ... Rachel war nach dieser Version so verstört, dass ich, ohne weitere Fragen zu stellen, sofort gegangen bin, als sie es wollte. Aber bei einer Sache war sie sich hundertprozentig sicher: Das Mädchen war das Kind der Verbindung und hatte zudem das Blut des Götterkönigs in sich<, meinte Percy. Er ließ das Gesagte kurz sacken und fuhr dann fort. >Als Grover dann im Camp mit Stephanie auftauchte hatte ich die Befürchtung, dass sie dieser jemand sein könnte und diese Befürchtung hat sich ja nun als richtig herausgestellt< Wir schwiegen alle. Ich sollte Angst verspüren oder Wut, weil Percy mir das nicht früher gesagt hatte, aber da war nichts. Tatsächlich realisierte ich das Gesagte eher gleichgültig, denn ich wusste, dass es etwas gab, was in dem Moment meine Sorge eher verdiente. Einerseits war da Fabian mit seiner Verletzung, der dringend Hilfe brauchte, und andererseits wusste ich, dass jetzt, wo Percy alles erklärt hatte, ich den Fragen der anderen nicht mehr ausweichen konnte. Aber ich war noch nicht so weit ihnen alles zu erzählen, einen Teil meiner Vergangenheit offen zu legen, den ich bisher niemanden gezeigt hatte.

Deshalb hätte ich beinahe laut geseufzt, als ich am Horizont die im Licht des Sonnenaufganges - ja, ganz recht wir, hatten die gesamte Nacht hindurch miteinander geredet - deutlich abzeichnende Skyline von San Francisco entdeckte. >Leute, es gibt jetzt wichtigeres zu besprechen, als das was Hades zu uns gesagt hat<, sagte ich und durchbrach damit die Stille.

>Du kannst dich nicht ewig davor drücken uns zu erzählen was Hades mit deinen Träumen und der Prophezeiung gemeint hat<, erwiderte Annabeth sachlich. War ja klar, dass sie nicht auf meine Ablenkung hereinfallen würde, dachte ich resigniert. Insgeheim hatte ich das zwar gehofft, aber Annabeth war eine zugute Strategin um auf eine so leichte Ablenkung hereinzufallen.

>Das weiß ich<, erklärte ich ihr kühl. >Und ihr werdet auch das auch erfahren, aber nicht jetzt. Wir sind nämlich da und ich habe keine Ahnung wie wir Fabian ins Lager bringen sollen<

>Wieso?<, fragte Josephine verblüfft.

>Na, ich bezweifle doch stark, dass Camp Jupiter direkt am Wasser liegt. Oder doch?<, letzteres richtete ich an Percy, der ein leichtes Grinsen andeutete und mir erst dann antwortete:

>Kommt darauf an, welches Wasser du meinst<

Es war, wie sich herausstellte, nicht besonders schwer Fabian ins Innenland zu transportieren. Annabeth kannte sich in San Francisco bestens aus - was, wie ich wusste, darauf zurückzuführen war, dass sie einmal in San Francisco gelebt hatte - und besorgte uns innerhalb von ein paar Minuten einen Leihwagen. Nachdem wir erst Fabian und dann unsere Sachen verstaut hatten, quetschten wir uns auf die übrigen Plätze. Da, neben unseren Taschen, im Kofferraum noch genug Platz war, setzte sich Grover dort rein und machte sich mit Annabeth's Tarnkappe unsichtbar, damit wir nicht von der Polizei angehalten wurden. Annabeth saß hinterm Steuer, Percy auf dem Beifahrersitz und Josi und ich setzten uns neben Fabian. Während ich versuchte Fabian halbwegs aufrecht zu halten, sah Josephine einfach nur aus dem Fenster. Keiner von uns sagte auch nur ein Wort, allerdings sahen Grover, Percy und auch Annabeth immer wieder zu Fabian und anscheinend gefiel ihnen nicht, was sie da sahen. Irgendwann bemerkte ich, dass Annabeth nach jeden Blick in den Rückspiegel schneller fuhr und mir wurde bewusst, dass das unmöglich nur wegen Fabians Zustand passierte. Wahrscheinlich hatte Annabeth Verfolger hinter uns ausgemacht. Langsam drehte ich mich um, um zu sehen was oder wer uns da verfolgte, und bereute es sofort wieder. Unsere Verfolger waren niemand anderes als die Furien.

Für den Olymp - Das Kind der Verbindung      *wird überarbeitet*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt