Camp Half-Blood

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Nur eine Frage von Minuten, dachte ich. Sonst sagte man das und dann dauerte es in Wirklichkeit Stunden oder sogar Tage. Aber unsere Mitfahrgelegenheit kam wirklich innerhalb von ein paar Minuten und entpuppte sich als zwei Pferde mit Flügeln-auch unter dem Namen Pegasi bekannt. Es waren ein überwiegend weißer und ein vollkommen schwarzer Pegasus. Doch das Verrückteste war, dass ich sie hören konnte und zwar nicht die üblichen Geräusche, die andere Menschen hörten, sondern wie man es eben hörte, wenn Menschen was sagten nur, dass es so war als ob ich mehr ihre Gedanken hören konnte. He, Grover, sagte der Schwarze. Du bist wieder im Lande?! Das find ich jetzt echt scheiße! Hab mich schon an deine Abwesenheit gewöhnt, nicht Porkpie?

Der andere Pegasus, der offenbar Porkpie hieß, antwortete nicht. Mir war klar, dass Grover die Pegasi auch verstand und der schwarze Pegasus Grover nur aufziehen wollte, doch der sah das offenbar anders. Er sah den Schwarzen einmal wütend an und setzte sich dann demonstrativ auf Porkpie. >Steig auf. Wir müssen los<, meinte er zu mir. Ich stieg so schnell ich konnte auf den anderen Pegasus, da Grover und Porkpie bereits losgeflogen waren.

Mein Pegasus hielt etwas Abstand, sodass ich Grover nicht hören konnte und er mich auch nicht. Also beschloss ich, mich etwas mit meinem Pegasus zu unterhalten. >Also, Pegasus. Wie heißt du?<, fragte ich.

Guter Witz, Halbgott. Du kannst mich nicht verstehen, du Dussel!

>Doch, ich kann dich sehr wohl verstehen. Und ich habe dich gefragt wie du heißt<

Du kannst mich verstehen?! Im Ernst?

>Ja. Sagst du mir jetzt auch deinen Namen, oder nicht?<

Blackjack...und du?

>Stephanie Ähnz. Aber tu mir ein Gefallen und sag niemanden, dass ich dich verstehe, ja? Sie sollen mich nicht für verrückt halten<

Dieses Pferd verrät nichts. Aber meinen Boss kann ich nicht belügen.

>Tust du ja auch nicht. Du sagst ihm nur nicht alles was du weißt, das ist keine Lüge<

Na gut, wenn du meinst...

Er schien damit nicht gerade zufrieden zu sein, beschwerte sich aber nicht und ich hatte mehr als zuvor das Gefühl, dass das hier falsch war. Ich kannte Grover, Porkpie und Blackjack aus meinen Lieblingsbüchern und hatte Angst davor, dass der Rest auch der Wirklichkeit entsprach. Es wäre einerseits toll die Helden aus diesen Büchern kennenzulernen, aber dadurch wüsste ich dann nur zu genau was mir in den nächsten Jahren bevorstand. Camp Half-Blood hin oder her, wenn jedes Halbblut dasselbe durchmachen musste wie die aus diesen Büchern, bezweifelte ich, dass ich es auch nur schaffte meinen sechzehnten Geburtstag zu erleben.

Vor uns tauchte nun ein relativ großes Tal auf, das von sanften Hügeln umgeben wurde. Auf dem höchsten stand eine riesige Fichte an deren untersten Äste das goldene Fließ-ja, genau das aus den griechischen Mythen-funkelte und um den Baumstamm hatte sich ein Drache gewickelt, der schlief. Auf der vorderen Hälfte des Tales gab es viele Erdbeerbeete, einen sich dahinschlängelnden Bach und ein vierstöckiges, himmelblaues Gebäude. Ungefähr ein Viertel des Tales nahm ein großer Wald ein in dem anscheinend noch nie jemand etwas verändert hatte. Der restliche Teil war ausgefüllt mit allerlei seltsamen Gebäuden und anderen Kram. Es gab ein Pavillon ohne Dach, ein Amphitheater und eine runde Arena, die alle nach altgriechischer Architektur aussahen. Außerdem gab es eine Sandgrube in dem ein paar Teenager Volleyball spielten, auf einem kleinen See waren Kanus unterwegs und andere Teenager übten auf einem Bogenschießgelände zielen, andere wiederrum warfen ein paar Speere auf einer Speerwurfbahn und auf einer Art Pferderennstrecke war gerade ein Wagenrennen am Gange. Doch am meisten interessierte ich mich für die Hütten, die am Seeufer zwischen den Bäumen wie zu einem Omega aufgestellt waren. Aus der Ferne war das nicht sehr gut zu erkennen, aber ich wusste, dass die Hütten alle unterschiedlich aussahen. Sie waren auf einen Platz von der Größe eines Fußballfeldes ausgerichtet auf dem überall griechische Statuen, Springbrunnen, Blumenbeete und etliche Basketballnetze aufgestellt waren. Mitten auf dem Feld befand sich eine große von Steinen umgebene Feuerstelle in der, obwohl es ein warmer Tag war, ein Feuer glimmte. Im Norden des Tales grenzte es an einem Meer. Es sah genauso aus wie es in den Büchern beschrieben wurde und ich fand es wunderschön.

Die Pegasi flogen auf das große blaue Haus zu und landeten vor der Veranda, die das ganze Haus zu umgeben schien. Grover und ich stiegen ab und die Pegasi flogen wieder weg. >Komm<, sagte Grover. Er ging ins Haus und ich folgte ihm. Der Raum, den wir betraten, sah überhaupt nicht so aus wie ich es mir vorgestellt hatte. An den Wänden und an der Decke wucherten überall Weinranken, die bedeckt mit roten Traubendolden(?) waren. In einer Ecke stand ein altmodischer Pac-Man-Spielautomat und an der Wand hing eine Sammlung von Masken- lächelnde und stirnrunzelnde griechische Theatermasken, gefiederte Mardi-Gras-Masken, Karnevalsmasken aus Venedig mit riesigen schnabelähnlichen Nasen, geschnitzte hölzerne Masken aus Afrika-in denen sich die Weinranken hindurch schlangen, sodass sie mit Blättern besetzte Zungen zu haben schienen und bei einigen quollen rote Trauben aus den Augenlöchern. Gegenüber von mehreren Ledersofas war ein Kamin. Darüber hing ein lebendiger Leopardenkopf, der mich mit seinen Augen verfolgte. Vor dem Kamin saß ein Mann im Rollstuhl mit braunen Locken und einen gepflegten Bart. Als er sich zu uns umdrehte konnte ich ihm in die Augen sehen, sie waren tief und dunkel wie ein Brunnen. >Grover, schön dich wiederzusehen. Und wie ich sehe warst du überaus erfolgreich<, meinte er.

>Hallo Chiron. Es ist schön wieder hier zu sein, aber erfolgreich war ich nicht...nicht richtig jedenfalls<

>Sei nicht so streng mit dir. Du hast sie doch sicher hierher gebracht und das allein zählt<

>Ich sollte sie hierher bringen bevor etwas geschiet. Jetzt ist sie noch mehr als zuvor in Gefahr und das ist allein meine Schuld<, schniefte Grover.

>Sie hatte schon vorher Probleme und es war nur eine Frage der Zeit bis eine der Gottheiten sie finden würde. Mach dir keine Gedanken<, sagte der ältere Mann, der offenbar Chiron hieß, und ich hatte es allmählich satt, das man nur über mich redete anstatt mit mir. Normalerweise war ich nicht ganz so impulsiv, aber wenn man mich ignorierte konnte ich echt sauer werden.

>Entschuldigung. Ich stehe hier direkt neben euch, könntet ihr auch bitte mit mir sprechen und mich nicht ignorieren? Sonst kann ich ja wieder gehen<, mischte ich mich in das Gespräch der beiden ein und diese starrten mich an, als wäre ich soeben aus dem Weltall gefallen. Nach ein paar Minuten des Schweigens hob Chiron die Auhenbraunen und fing an zu sprechen.

>Du hast recht, aber jetzt werden wir uns untethalten. Ich nehme an, du bist Stephanie und du hast sicher ein paar Fragen an mich<

>Ja. Was soll ich hier? Warum wurde ich im Wald angegriffen? Und wie lange muss ich hier bleiben?<, fragte ich.

>Du bist hier, weil ein Elternteil von dir ein olympischer Gott oder Göttin ist und du somit ein Halbblut bist. Du hast jetzt ein Alter erreicht in dem die Monster dich wittern können und dich angreifen, deshalb musst du hierher um zu lernen wie du dich gegen sie wehren kannst. Und wie lange du hier bleiben musst...nun ja, das kommt darauf an wessen Kind du bist. Bei vielen Halbbluten reicht es, wenn sie in den Sommerferien herkommen und trainieren. Wir müssen abwarten bis du anerkannt wurdest, dann kann ich dir diese Frage auch beantworten<, antwortete Chiron.

>Bis ich anerkannt wurde<, murmele ich und Chiron schien zu glauben, dass ich nicht wusste was das war. Er lächelte sanft und sagte:

>Das bedeutet, dass sich dein göttliches Elternteil zu dir bekennt. Das passiert immer so in deinem Alter, deshalb werden wir dich nicht in die Hermes-Hütte stecken, sonder dich hier im Haupthaus unterbringen. Ich habe dir bereits einen Tutoren zugewiesen. Sie müsste gleich hier sein<

Kurz darauf kam ein Mädchen zur Tür herein und mein Herz setzte einen Schlag aus. Sie war es. Das Mädchen das in meinen Träumen so oft vorgekommen war, das Mädchen das in den Büchern so gut beschrieben worden war. Noch bevor irgendwer ihren Namen sagte, wusste ich ihn schon. >Das ist Annabeth Chase, Stephanie. Annabeth, das ist Stephanie. Führst du sie bitte herum? Ich würde es ja selbst tun, aber Grover und ich müssen mit Mr. D. reden<, sagte Chiron.

>Natürlich, Chiron. Komm mit Stephanie. Deine Sachen kannst du hierlassen<, meinte Annabeth und ich folgte ihr hinaus aus dem Haus.


Das auf dem Bild ist Chiron.

Für den Olymp - Das Kind der Verbindung      *wird überarbeitet*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt