Josephine

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Fabians Worte bohrten sich in meine Gedanken wie ein Nagel. Ich hatte ihm endlich sagen können was im Großen und Ganzen seine Entscheidung von damals bei mir bewirkt hatte. Doch es war nicht genug. Fabian und ich waren zusammen aufgewachsen, waren die besten Freunde und unzertrennlich gewesen, doch ein einziger Tag hatte all das zerstört. Nachdem ich mit fünf Jahren sozusagen mit allen abgerechnet hatte, war ich zwanzig Stunden lang verschwunden gewesen. Die gesamte Nachbarschaft hatte nach mir gesucht, doch schlussendlich hatte mich nur Fabian gefunden. Ich hatte ihm erzählt was passiert war, hatte mich ihm geöffnet. "Du warst nicht bei mir", war seine einzige Erwiderung und schon mit diesen fünf Worten hatte er mich zum Lachen gebracht. Ich erklärte ihm damals, dass ich ihn nie angelogen hatte und ich mir nicht vorstellen könnte, dass er mich angelogen hatte. >Ja, da hast du recht<, hatte er erwidert und damit meine Vermutung bestätigt, dass ich nur ihm wirklich vertrauen konnte. Seit dem waren wir sogar noch enger zusammen gewachsen. Er war der einzige der mich wenigstens zu verstehen versucht hatte und allein deswegen mochte ich ihn so sehr, dass ich mir nicht vorstellen konnte, dass er mich jemals im Stich lassen würde. Doch als wir zehn Jahre alt waren tat er es doch. Es war direkt nach den Sommerferien gewesen. Fabian und ich gingen auf verschiedene Schulen und der Kontakt zwischen Fabian und mir war total abgebrochen. Ich hatte versucht ihn anzurufen, ihm zu schreiben und hatte sogar mehrmals versucht ihn zu Hause zu besuchen. Fabian war nie da gewesen. Doch dann überlistete ich ihn doch. In meiner Schule war die letzte Stunde ausgefallen, deshalb beschloss ich Fabian nach der Schule abzupassen.

Es war ein regnerischer Tag gewesen. Ich wartete bei den Fahrradständern unter einem Baum. Fabian kam als letzter aus der Schule, er schien gerade zusammengestaucht worden zu sein. Als er mich sah weiteten sich seine Augen vor Überraschung. Er blieb stehen und schien sich nicht wohl in seiner Haut zu fühlen. >Was machst du hier?<, fragte er mich. Das war's, kein Hallo, wie geht es dir? oder Schön dich wieder zu sehen.

>Ich sage dir was ich hier mache. Ich besuche meinen besten Freund, da der anscheinend zu viel zu tun hat um mal zurückzurufen<, antwortete ich in einem eher sarkastischen Ton.

>Ich habe nicht zu viel zu tun. Bitte, du musst jetzt gehen< Er schien richtig Angst zu haben, davor das ich nicht gehen würde. Er kannte mich gut genug um zu wissen, dass ich nicht ohne Grund gekommen war und nicht einfach so gehen würde ohne meinen Grund vorzutragen.

>Ich werde nicht gehen! Ich will wissen was mit dir los ist. Warum ignorierst du mich? Und sag jetzt ja nicht, dass das nicht stimmt< Er schien sich immer unwohler zu fühlen, ganz so als würde er sich vor der Antwort drücken wollen.

>Geh einfach<, war seine einzige Antwort. Doch ich war nicht bereit einfach zu gehen.

>Sag mir gefälligst was mit dir los ist<, verlangte ich von ihm. Er sah mir in die Augen und schien einen Beschluss zu fassen.

>Ich brauche dich nicht mehr<, sagte er schlicht und ergreifend. Ich stand wie angewurzelt da und starrte ihn einfach nur an. >Ich habe dich nur benutzt und du hast nichts bemerkt. Ich war in den letzten zwei/drei Jahren nur nett und freundlich zu dir, weil ich gegenüber meinen Eltern nicht blöd darstehen wollte. Glaubst du ernsthaft, ich will etwas mit einer Verrückten zu tun haben, die sowieso bald in die Klapse eingewiesen wird? Du bist mir vollkommen egal< Das alles sagte er ohne mit der Wimper zu zucken. Er drehte sich um und lies das gesagte erst mal bei mir sacken. Ich hatte ihm geglaubt, hatte ihm einfach alles abgenommen ohne auch nur etwas zu erwidern. Als er sich wieder zu mir umdrehte war ich verschwunden. Ich bin so schnell ich konnte weggelaufen, hatte mich versteckt. Mindestens zwei Stunden lang hatte ich geweint und mir die Seele aus dem Leib geschrien. Fabian hatte mir das Gefühl gegeben nichts wirklich zu wissen, keine Freunde auf der Welt zu haben und niemals wieder jemand vertrauen zu können. Er hatte mir mein Leben gestohlen. Seit damals existierte und lebte ich nicht mehr.

Für den Olymp - Das Kind der Verbindung      *wird überarbeitet*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt