Hades

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Wie soll ich die Unterwelt beschreiben? Sie ist gigantisch groß. Nicht gigantisch, wie ihr denkt. Ich meine gigantisch im Sinne von, kein bestimmtes Maß. Die Unterwelt glich einer Höhle, doch war viel, sehr viel größer. Das einzige was man von der Decke sah, waren die Stalaktiten, die bedrohlich wankten. Sie waren Pfeilspitz, nicht das sie ohne diese Spitze ungefährlicher gewesen wären, sie waren wahrscheinlich so groß, dass sie uns einfach zerquetscht hätten, wären sie hinunter gefallen. Wie eine Höhle auch, war die Unterwelt düster und ohne Licht. Worin sich die Unterwelt von einer Höhle unterscheidet? Die Unterwelt ist nicht nur Dunkel, sie ist auch noch total deprimierend. Jetzt könnt ihr gerne etwas einwenden wie: Klar, ist die Unterwelt deprimierend! Schließlich gibt es dort nur Tote! Aber ihr könnt mir glauben, wenn ich sage, dass es nicht nur daran lag. Das klingt jetzt richtig verrückt, aber die Toten waren noch das Normalste an dem Ort. Erst einmal würde ich persönlich nicht damit rechnen, dass es in der Unterwelt Wälder mit Pappeln gibt. Zum zweiten war es schon echt merkwürdig einfach so als Lebendiger in die Unterwelt gelassen zu werden, ganz zu schweigen davon, dass wir nicht sofort umgebracht worden sind. Und jetzt kommt der richtig Deprimierende Teil. Nachdem wir einen Tunnel und einen Pappelwald durchquert hatten, gelangten wir zu einem riesigen Feld. Ihr kennt doch diese riesigen Kornfelder, die es auf dem Land gibt, oder? Na ja, stellt euch das größte Feld vor, dass ihr je gesehen habt, und stellt euch dann vor das auf diesem Feld lauter Menschen stehen, die das gesamte Getreide plattgetrampelt hätten. Dann habt ihr eine ziemlich gute Vorstellung davon wie dieser Teil der Unterwelt aussah. Aber das war nicht das was mich traurig stimmte. Es war eher die gesamte Masse, die mich erschütterte. Dieses Feld war der Asphodeliengrund und da kamen die Seelen der Menschen hin, die weder viel Gutes noch viel Schlechtes getan hatten. Es waren viel zu viele Menschen, die einfach nur gelebt hatte ohne etwas in ihren Leben getan zu haben, was wirklich komplett nichts Eigennütziges an sich hatte.

Percy, Annabeth, Fabian und ich gingen über den Asphodeliengrund. Die Gesichter der Toten anzusehen war richtig gruselig, weil sie schimmerten und alle wütend oder verwirrt wirkten. Sie kamen auf uns zu und redeten irgendwelches wirres Zeug. Nach den Gesichtszügen der anderen zu schließen, verstanden sie die Toten nicht. Aus Gründen, die ich mir nicht erklären konnte, verstand ich hingegen jedes Wort. Ich wollte die anderen nicht beunruhigen, deshalb verschwieg ich ihnen, dass ich die Geister verstand und versuchte die Stimmen zu ignorieren. Wir kamen nur langsam voran, da wir der Schlange der Neuankömmlinge folgten und diese sich im Schneckentempo zu einem schwarzen zeltähnlichen Pavillon hinbewegte - was ja nicht verwunderlich war, schließlich hatte man es als Toter nicht besonders eilig. Ein Transparent vor dem Pavillon verkündete: URTEILE FÜR ELYSIUM UND EWIGE VERDAMMNIS. Darunter stand: Willkommen, frisch Verstorbene! Auf der Rückseite verließen zwei kurze Schlangen den Pavillon. Die linke Schlange wurde von den Sicherheitsmonstern einen felsigen Pfad hinunter geführt. Dort lagen die Felder der Bestrafung.

Ich werde euch nicht erzählen was es für Bestrafungen in der Unterwelt gibt. Glaubt mir es ist besser so. Vermutlich würde jeder noch so brutaler Verbrecher nach seiner Mama schreien und alle seine Verbrechen sofort gestehen, sollte er von der Bestrafung erfahren, die auf ihn in der Unterwelt wartete. Aber um es zusammen zufassen: es war traurig, ekelhaft und gleichzeitig beängstigend. Die Geister, die auf die Felder der Bestrafung geschickt wurden, waren nicht so viele wie auf dem Asphodeliengrund, aber ihre hohe Anzahl war dennoch erschreckend. Wenn ich daran dachte, dass all diese Seelen in ihrem Leben schlechtes getan hatten, fragte ich mich wirklich ob diese Welt nicht vielleicht doch einen Krieg verdient hätte, damit alle schlechten Menschen von der Erde getilgt werden würden. Doch so durfte ich nicht denken. Ein Krieg tötete die Schlechten wie auch die Guten gleichermaßen, dass wusste ich. Außerdem kam ich aus Deutschland, der Zweite Weltkrieg wurde von uns Deutschen verursacht und wir hatten auch mit Schuld am ersten Weltkrieg. Ich hatte Hitler und seine Anhänger immer für dumm und egoistisch gehalten, wenn ich nun anfing genau wie sie der Meinung zu sein, dass ein Krieg und Mord der richtige Weg sei um die Welt zu verbessern ... Nein, ich würde niemals Unschuldige opfern, es musste eine friedliche Variante geben um das Schlechte zu vertreiben. Ich würde den dritten Weltkrieg verhindern, dass musste ich. Wenn ich das nicht schaffte, dann wäre ich Schuld an dem Tod von Tausenden von Menschen, nur ich. Ich wusste das ich mir damit echt was auf die Schultern lud, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass genau das meine Aufgabe war.

Für den Olymp - Das Kind der Verbindung      *wird überarbeitet*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt