Meine Träume kehren zurück

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Die Sache ging fast sofort schief. Eine der Furien bemerkte meinen Fluchtversuch und stieß einen Warnschrei aus, der sofort die anderen alarmierte. Ich versuchte so schnell wie möglich wegzulaufen, doch es nützte nichts. Zwei der Furien kamen hinter mir her und mir wurde klar, dass ich bei weitem nicht schnell genug war. Trotzdem gab ich nicht auf und versuchte noch etwas schneller zu rennen, doch ich war trotzdem noch zu langsam. Plötzlich stand eine von den Furien vor mir und versperrte mir den Weg. Als ich versuchte nach links auszuweichen, verspürte ich einen starken Ruck an meiner Tasche, der mich schwungvoll nach hinten und von den Füßen riss.

Ich hatte die andere Furie vergessen. 

Ich flog durch die Luft, verlor die Orientierung und das Nächste, was ich merkte, war, dass ich auf dem Boden unter einem großen Baum lag und in den langsam dämmernden Himmel blickte.

Kampfgeräusche waren zu hören, doch sie hörten sich an als seien sie ganz weit weg, als würde ich während ich in einem meiner Bücher las, nebenbei einen Film anhaben, von dem ich nur selten mehr als nur gedämpfte Geräusche mitbekam. Es war als würde man durch Watte Geräusche von einer Straße hören, die an die zweihundert Meter von einem entfernt lag. Doch das Einzige, was ich spürte, waren die Schmerzen in meinem Kopf und beim Atmen. Ich bekam Panik. Meine Beine, meine Arme... einfach alles war wie nicht vorhanden. Bisher war das Gefühl, einen Körper zu haben, einfach da gewesen, aber in diesem Moment war es einfach weg. 

Mein erster Gedanke nach der Panik war, dass ich mir vielleicht das Rückgrat gebrochen hatte. Schließlich hatte ich bereits von Menschen gehört, die nach so einem Sturz querschnittsgelähmt oder sogar gestorben waren.

Plötzlich verstummten die Geräusche. Meine Welt lag im Stillen und der Himmel veränderte sich. Ich sah die Sterne wie in einer wolkenlosen Nacht. Es kam mir vor wie der Tod. Zumindest hatte ihr mir den Tod so vorgestellt. Langsam, ganz langsam, glitt ich in die Bewusstlosigkeit hinüber. Das Letzte, das ich sah, war das verschwommene Bild eines Jungen. Danach wurde alles schwarz.

Ich stand in einem riesigen Saal, obwohl das Wort "Saal" nicht gerade das richtige Wort war. Das Ding war größer als die Kirche in der Stadt, wo ich wohnte. In der Mitte standen zwölf Throne, die in einer Hufeisenform um ein warmes Feuer aufgestellt waren. Auf jedem saß ein ungefähr sieben Meter großer Mensch, zusammen waren es fünf Frauen und sieben Männer. Auf der anderen Seite des Feuers stand noch ein Mann, dieser sprach mit dem vor ihm. Der erste Mann hatte lange schwarze Haare, eine so bleiche Haut, dass er auch als Albino hätte durch gehen können, und war komplett in schwarz gehüllt. Der andere hatte ebenfalls schwarze Haare (allerdings kürzer), einen Bart, regengraue Augen und hatte einen dunkelblauen Nadelstreifenanzug an. Er saß auf einem schlichten Thron aus Platin. 

Die beiden schienen, wie alle anderen auch, zu streiten. Der in schwarz schrie: >Du - ausgerechnet du - unterstellst mir den Ophiotaurus gestohlen zu haben?! Das kann nicht dein Ernst sein, Zeus!<

>Natürlich ist das mein Ernst! Wer soll denn sonst der Dieb gewesen sein, Hades? Es waren nur du, Poseidon und ich auf dem Olymp. Poseidon hatte die ganze Zeit mit dir oder mir geredet. Da ich mich ja wohl kaum selbst bestehle, musst du es gewesen sein<, erklärte daraufhin der Typ im Nadelstreifenanzug.

>Ach, und wer sagt dir, dass es nicht irgendein Halbblut war oder Poseidon nicht schon vorher hier gewesen ist um den Ophiotaurus zu stehlen? Daran hast du überhaupt nicht gedacht, stimmt's?! Du denkst sofort, dass ich schuldig bin!<, meinte der Bleiche, der offenbar Hades hieß.

Nun schaltete sich ein dritter in das Gespräch ein. Er war eindeutig der Bruder der anderen beiden. Er trug Ledersandalen, khakifarbene Bermudashorts und ein bedrucktes Hawaiihemd. Seine Haut war tiefbraun, seine Hände narbig wie die eines alten Fischers. Seine Haare waren schwarz und sein Gesicht zeigte eine grüblerische Miene. Aber seine Augen,die meergrün waren, waren umgeben von Lachfältchen.

>Hades, Zeus. Beruhigt euch doch. Ich bin mir sicher keiner von euch hat den Ophiotaurus gestohlen. Es wird sich schon alles aufklären. Ihr werdet schon sehen<, meinte er beschwichtigend.

>Das glaube ich nicht, Poseidon. Der Ophiotaurus ist verschwunden und du weißt ganz genau, sollte jemand seine Eingeweide ins Feuer werfen, wird das unser Untergang sein! Ich hätte ihn töten sollen, so lange das noch möglich war. Aber ich habe mich ja von dir und deinem Sohn überreden lassen!<, rief Zeus.

Er sprach das Wort "Sohn" so aus,als wäre das die schlimmste Beleidigung die es gäbe, woraufhin Poseidon so rot wurde, dass ich beim besten Willen nicht wusste, ob das von seiner Wut auf Zeus kam oder ob er die Luft anhielt, damit er jetzt nichts Falsches sagte.

Schließlich holte Poseidon ganz tief Luft und fing dann mit einem anfänglichen drohenden Unterton zu sprechen an. >Lass gefälligst meinen Sohn aus dem Spiel, Bruder. Außerdem wird schon nichts passieren, wir werden den Ophiotaurus schon rechtzeitig finden. Ihr solltet euch nicht so verrückt machen lassen<

>Auf welcher Seite stehst du eigentlich?<, stieß Hades knurrend hervor.

>Wo er recht hat, hat er recht, Poseidon. In sechzehn Tagen will ich den Ophiotaurus wieder in seinem Becken sehen und ich verlange eine Bestrafung für den Dieb. Ansonsten wird es unter den Göttern Krieg geben!<, drohte Zeus.

>Und ich verlange bis dahin eine Entschuldigung für diese falschen Unterstellungen. Ansonsten werde ich den Tod auflösen!<, entgegnete Hades. 

Daraufhin sank die Raumtemperatur auf den Gefrierpunkt, das Feuer in der Mitte wurde kleiner und schwächer und jede Bewegung sowie jedes Gespräch - oder besser: jeder Streit - wurde eingestellt. >Von mir aus. Das sind doch nur leere Drohungen, Hades. Dennoch wirst du dich entscheiden müssen, Poseidon<, tat Zeus die Sache ab und fügte hinzu: >Natürlich nur, wenn der Ophiotaurus und der Dieb nicht ausfindig gemacht werden. Überlege dir gut, zu wem du hältst. Dasselbe gilt für euch anderen!<

>Zeus, ...< Poseidon wollte Zeus offenbar besänftigen oder ihm widersprechen, doch Zeus hob die Hand und damit war die Angelegenheit für ihn wohl beendet. 

>Hera, lass uns gehen<, meinte er zu der Frau, die neben ihm saß und zusammen verschwanden sie in einen grellen Licht, das mich blendete. Bevor auch Hades ging, flüsterte er Poseidon noch etwas zu:

>Dieses mal wird es Krieg geben und du hast keine Chance ihn zu verhindern oder dich zu enthalten, Poseidon<

>Mein Sohn und seine Freunde haben es schon einmal geschafft einen Krieg unter den Göttern zu verhindern, das schaffen sie auch ein zweites Mal<, entgegnete Poseidon.

>Glaube mir, Poseidon. Percy Jackson wird versagen. Dafür werde ich schon sorgen!< Es gab einen Knall und Hades war verschwunden. Auch die anderen Götter verschwanden nun nach und nach, bis nur noch Poseidon und eine der Göttinnen mit sturmgrauen Augen und dunklen Haaren übrig waren.

>Dieser Krieg darf nicht stattfinden. Du musst das verhindern<, meinte sie.

>Das weiß ich, Athene. Kannst du mir auch verraten wie? Ich bezweifle, dass sie auf mich hören werden. Du kennst sie doch!<, meinte Poseidon und nach dem was er sagte entnahm ich, dass das die Göttin Athene war, die Göttin der Weisheit.

>Natürlich kenne ich sie und wenn es in meiner Macht stünde, würde ich diesen Krieg verhindern, doch das kann ich nicht. Du vielleicht schon<

>Athene, nein. Selbst ich kann nicht mehr eingreifen. Aber vielleicht kann es jemand anderes...<, überlegte Poseidon.

>Du meinst unser Kinder. Poseidon, dieser Krieg ist nicht unsere einzige Sorge<

>Sie ist gut versteckt. Hades weiß nichts von ihr oder ihrer Familie<

>Die Furien des Hades haben sie gefunden. Er weiß sehr wohl von ihr<, sagte Athene mit Nachdruck.

>Was? Wie...?< Poseidon schien über diese Nachricht ziemlich erschüttert zu sein.

>Keine Sorge. Einer der Satyrn war bei ihr, als es passierte, das hat mir genug Zeit gelassen, um einzugreifen. Die Furien lassen sie in Frieden. Für den Moment<, sagte Athene.

>Dann wird es Zeit<, meinte Poseidon und mein Traum begann zu verblassen. Das Letzte, was ich sah, war, dass Athene nickte. Danach erlangte ich mein Bewusstsein zurück.


Für den Olymp - Das Kind der Verbindung      *wird überarbeitet*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt