Fast schon ZU normal

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Erschrocken wachte ich auf.

Schweißgebadet und leicht zitternd saß ich im Bett. Ich fühlte mich allein und hilflos, wie immer nach diesem Traum, wobei nur die Hälfte stimmte, denn ich war allein in unserem großen Haus, aber ich möchte nicht so weit gehen, dass ich deswegen hilflos war.

Ich sah auf mein Handy, es war 5:34 am. Ich hatte noch ein wenig Zeit bis ich aufstehen musste, doch an schlafen war nun nicht mehr zu denken. Nicht nach diesem Traum, wann immer ich davon aufwachte, auch wenn es mitten in der Nacht war.

Das Blöde war, dass ich diesen Traum nur hatte, wenn Dad nicht da war. Jedes mal aufs Neue wünschte ich mir einfach wie ein kleines Kind, das von Monstern geträumt hat, in sein Schlafzimmer am Ende des Flures rennen zu können und mich vor allem bösen zu verstecken.

Nun, ich konnte das natürlich tun, aber ich würde allein sein.
So stand ich auf und ging duschen, um zu versuchen den hässlichen Traum weg zu waschen.
Als ich mich abgetrocknete und das gleiche Makeup, wie jeden Tag aufgelegt hatte, entschied ich an den Kleiderschrank meines Vaters zu gehen.
Ich nahm mir eines seiner weißen Hemden und zog es an, darunter dann meinen schwarzen Lieblings Rock. Natürlich war mir das Oberteil zu groß, darum faltete ich es von unten und und ließ es im Rock verschwinden. Die Ärmel krempelte ich hoch.
Erst dachte ich, vielleicht sollte ich nicht einfach an die Sachen meines Vaters gehen, da er aber vor drei Tagen erst weg ist, würde er es wahrscheinlich gar nicht merken und wenn doch, glaubte ich nicht, dass er etwas sagen würde.

Meine blonden Haare drehte ich zu einem ordentlichen Dutt und gab dem ganzen mit etwas Haarspray Halt.

Mit meiner Schultasche ging ich nach unten und aß eine Kleinigkeit, dann schrieb ich meiner besten Freundin, dass ich jetzt los fuhr, denn ich holte sie jeden Morgen mit dem Auto ab.

Mein Auto, ich liebte es, obwohl es unauffällig war und ich mit der Unauffälligkeit sonst so meine Probleme hatte. Aber es lag wahrscheinlich daran, dass ich Autos mochte und dieses nun mein Eigen nennen durfte.
Schade nur,dass ich es im Notfall nicht mitnehmen durfte, wenn ich Zuhause war, denn es war eben auch von innen unauffällig, ganz normal.

Skyfall lag ziemlich abgelegen, was ich eigentlich mochte, aber manchmal auch verfluchte, denn ich musste immer mit dem Auto fahren, bis vor einer Weile musste ich ja auch noch den Bus nehmen.

Doch meine Freundin erreichte ich in wenigen Minuten. Ich blieb vor ihrer Haustür stehen und noch bevor sie die Beifahrer Tür ganz geöffnet hatte, hörte ich sie schon reden.

"Leeanne Willow Bond!" Sie stieg ein.

Oje, was hatte ich denn jetzt schon wieder verbrochen? Wahrscheinlich beschwerte sie sich gleich über mein Hemd...

"Was tust du nur? Der heißeste und beliebteste Typ der Schule steht auf dich und will mit dir tanzen und du veschwindest?!"

Ach stimmt ja, die Party am Samstag. Mir war schon klar gewesen, dass ich mir da Montag was anhören musste, aber dieser Max war schrecklich.
Er musste einfach dauernd Allen zeigen, wie toll er doch war, und dass bei ihm tanzen nicht einfach nur tanzen hieß, wusste auch Jeder, der nicht gerade auf den Kopf gefallen war.
Das war Sydney definitiv nicht, im Gegenteil sie war sogar sehr schlau, aber eben ein typisches Mädchen mit einigen Klischees.

Nach einem Moment der Stille sagte ich "Naja, ich hatte halt keine Lust zu tanzen."

Doch das stellte sie keines Wegs zufrieden. "Keine Lust zu tanzen, wenn Max Finch dich fragt? Dir ist schon klar, dass wir ihn gleich in der Schule sehen, oder?"

Ich konnte sie nicht ansehen, da mein Blick auf die Straße gerichtet war, aber ich antwortete "Auch wenn Max mich tausendmal fragt, werde ich nicht mit ihm tanzen und ja, warum sollte mir das was ausmachen?"

Ich hörte sie genervt seufzen, ich wusste genau, was sie meinte. "Wenn er mich ansprechen sollte antworte ich nett und das wars."

Ich sah im Augenwinkel, dass sie eine Augenbraue hoch zog. "Was wenn er sich mit dir treffen will?"

"Sydney, erstens glaube ich nicht, dass er das will und zweitens will ich das nicht."
Ich war mir sicher, dass sie mir nicht glaubte, obwohl ich die Wahrheit sagte.

Wir waren einfach wie Gegensätze in Personen und doch verstanden wir uns.

"Ach hab dich nicht so, Lee. Und was ist das überhaupt für ein Hemd? Ist das für Männer?"

Hatte ich es doch geahnt, normalerweise zog ich die Hemden meines Vaters auch nicht an, ich hatte nur heute Lust darauf.

"Gut, es ist ein Hemd von meinem Vater, aber es gefällt mir. Und die Hemden sind überraschend bequem."

Ich sah sie nicken und sie sagte "Cool" ohne irgendeine Spur von Sarkasmus, einfach als würde es ihr gefallen, was es anscheinend tat, denn wir belogen uns nie.
Ich vielleicht schon, aber nur, wenn es unbedingt sein musste, schließlich durfte niemand wissen, dass mein Dad keine Lebensversicherungen verkaufte.

Ich sah sie an, wie sie in ihrem Sommerkleid und einem leichten Jäckchen darüber neben mir saß und zog eine Augenbraue hoch.

"Die Kreuzung!!" rief sie plötzlich. Schnell sah ich nach vorn und lenkte das Auto nach links über die Kreuzung.

"Shit... die Ampel war rot." sagte ich mit einem schnellen Blick in den Rückspiegel und fuhr auf den Schulparkplatz.

Während ich parkte schien Sydney sich davon zu erholen, dass ich vergessen hatte die Spur zu wechseln und quer durch den Verkehr gefahren war.
Als wir ausstiegen und über den Hof zum Eingang gingen schimpfte sie los "Oh mein Gott!"

"Du kannst mich auch einfach Leeanne nennen.."

Sie warf ihre langen hellbraunen Haare über die Schulter, als sie sich zu mir drehte, anscheinend war sie ziemlich aufgeregt.

"Das ist nicht lustig! Du hast die Spur nicht gewechselt und bist quer durch den Verkehr gefahren. Das ist ein bisschen mehr als eine rote Ampel!"

Wir gingen in die Schule und über den Gang. Ich sah schon, wer vor meinem Spind stand.
Ich verdrehte die Augen, genervt von Sydneys Reaktion zu der ich sagte "Du lebst doch noch, oder?"
Und genervt von dem, was mich gleich erwartete.

Kopf schüttelnd ging Sydney zu ihrem Spind und ich wortlos zu meinem. "Hey Süße."

Na toll jetzt sprach er mich an, wie Syd gesagt hatte. Und dann auch noch mit 'Süße', was dachte der sich eigentlich? Ich beschloss ihn zu ignorieren, während ich den Spind auf schloss.

"Wo warst du denn Samstag so schnell hin?"

Ich nahm eine Sachen raus und sah, dass wir heute ja Sport hatten, wenigstens eine gute Nachricht, denn Sport war mein Element.

"In meinem Auto und dann zuhause." antwortete ich ziemlich abweisend.

"Oh, und das ohne mich?"

Ich seufzte "Tja, ich habe eben einen Sportwagen, da gibt es keine Rückbank."
Seine Kumpels anfingen an zu lachen, da sie natürlich zu gehört hatten.
Ich packte das Zeug, was ich brauchte in meine Tasche.

"Ich habe gehört in deinem Haus wäre auf jeden Fall genug Platz für uns."

Hab ich schon erwähnt, dass ich ziemlich gut kämpfen kann und bis auf seltene Ausnahmen immer eine Waffe bei mir trage?
"Oh, dann ist es aber schade, dass du nie herausfinden wirst wie viel Platz dort wirklich ist."

Ich ging. Was besseres fiel mir einfach nicht ein.
Der Rest des Tages verlief wie immer, langweilig und zäh, ein normaler Schultag also.

Abends war ich ungewöhnlich früh müde, sodass ich es nicht mehr schaffte zu lesen, sondern gleich einschlief und ein paar Stunden später einen seltsamen Traum träumte, der vielleicht gar kein Traum war und nie enden sollte.

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Jaaa... freut mich, dass es schon Leuten gefällt ;*
Ich würde mich freuen, wenn ihr weiter lest auch wenn das jetzt erstmal nicht sooo spannend ist :)
Das dort oben auf dem Bild ist die Schule an die ich dachte, in Aberfeldy, eine kleine Stadt in Schottland.

PS: Bitte seid mir nicht böse, wenn nicht alle Kapitel in der Zukunft lang sind... ich hatte halt Langeweile xD

007's little PrincessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt