Prolog

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Blut. Überall. Alles war rot. Diese Farbe stach extrem unter meiner hellen Haut hervor. So sehr, dass sich diese Bilder in meinem Hirn fest einbrannten. Meine Hände. Meine Klamotten. Alles war darin getränkt. War es mein Eigenes? Wenn nicht, von wem dann? Meine Glieder bebten, ließen sich nicht mehr beschwichtigen, so sehr ich es auch wollte. Du musst ruhig bleiben. Du darfst nicht durchdrehen. Diese Worte drangen durch mein Hirn, die meine eigenen waren und ich probierte mir damit das Zittern zu unterdrücken. Dennoch war mir das nicht möglich, egal was ich tat.

Verzweifelt fuhr ich mit meinem Kopf herum, als ich unverhofft ein eigenartiges Geräusch hinter mir hörte. Spielte mir mein Verstand einen Streich? Das war doch ein Traum, oder? Es muss einer sein. Das alles war nicht real. Auf keinen Fall. Ich musste mich bloß selbst wachbekommen. Ungeachtet dessen, egal ob es die Realität war oder nicht, erschreckte es mich. Die ganze Szenerie machte mir Angst. Noch mehr begannen meine Hände zu beben, sodass winzige Blutspritzer auf dem Boden landeten. Sie vermischten sich mit der restlichen dunklen Flüssigkeit. Mein Kopf schweifte hin und her. Mein verkrustetes Haar klebte dabei fest an meinem Kopf. Ich sah niemanden. Ich war allein. Zumindest glaubte ich das.

Kurzerhand kniff ich meine Augen etwas weiter zu, aber nicht gänzlich, um doch etwas mehr zu erkennen, aber auch da war niemand, oder doch? Ich hatte keine Ahnung, denn es war stockdunkel hier draußen und vor allem hockte ich noch in einem Gebüsch. Eilig wischte ich mir über mein Gesicht um ein paar Strähnen meiner Haare, die sich aus meinem Zopf zuvor lösten, nach hinten zu streifen, doch umso mehr ich es versuchte, umso mehr verwischte ich dieses rote Zeug auf meiner Wange. Es war widerlich und ich musste wahrscheinlich aussehen, als hätte ich vor wenigen Minuten jemanden abgeschlachtet. Ich selbst. Das hätte ich niemals getan.

Zweifellos war das nicht der Fall. Ich war keine Mörderin. Ich war niemand, der einen Menschen verletzte. Allerdings war ich so extrem verwirrt, dass ich nicht einmal mehr wusste, ob das wirklich der Tatsache entsprach. Was, wenn ich doch etwas Schlimmes getan hatte Augenblicklich hielt ich inne, verkrampfte und dachte an das zuvor Geschehene. Immer wieder probierte ich an die abschweifenden Gedanken heranzukommen, mich daran zu klemmen, doch alles entglitt mir. Immer und immer wieder, als versuchte eine unsichtbare Macht mich davon abzubringen. Was war nur mit mir geschehen? An welchem Ort befand ich mich überhaupt?

Mein Kopf zuckte dabei immer wieder nach links und rechts. Ich wollte es abschütteln, diesen Moment; musste aus diesem Traum erwachen. Es passierte aber reichlich wenig. Deswegen konzentrierte ich mich. Zumindest so gut es ging. Auch wenn ich nicht wusste, wie ich in dieses Gebüsch kam; was überhaupt geschah. Mir war nur eines klar: Ich muss bei klarem Verstand bleiben. Ich hatte nur diese eine Wahl oder ich wäre wahrscheinlich nicht mehr hier. Denn wenn ich mir etwas zu Schulden kommen ließ, schnappte man mich. Doch wer? Nicht bloß aus diesem Grund wurde ich mir immer sicherer jemanden getötet zu haben; nicht umsonst hockte ich in einem Versteck und beim näheren Betrachten, hatte ich keine Verletzungen, oder?

Plötzlich wusste ich nicht einmal mehr wer ich war. Konnte es sein, dass ich so etwas tatsächlich getan hatte? Nein. Ich war ein Mensch, der keiner Fliege etwas zu leide tun konnte. Wie sollte es dann möglich sein vom rechten Weg abzukommen? Kälte kroch durch meine in Blut getränkten nassen Klamotten und eine Gänsehaut überfuhr erneut meinen Körper. Sollte ich aus diesem Gebüsch herauskommen oder mich weiterhin verstecken? Was erwartete mich auf der anderen Seite?

Erneut ließ mich ein leises Knacken hinter mir erschaudern. Da war jemand. Auf jeden Fall. Anders konnte ich es mir nicht erklären. Außerdem war da dieses Gefühl beobachtet zu werden. Vielleicht hatte aber auch nur etwas Schlimmes gesehen und selbst gar nichts getan. Was, wenn ein Mörder hinter mir her war? Eventuell war ich sogar eine Augenzeugin in einem Verbrechen und vor dem Täter geflüchtet. Es war zu hoffen, aber an dieser Erwägung war eindeutig etwas nicht richtig. So, als würde mein eigentliches Ich wissen, was da kurz zuvor von statten ging. Nur ich selbst wollte es nicht wahrhaben.

Ich schluckte schwer und dieser eigentlich leise Ton war so geräuschvoll, dass mir prompt die Haare im Nacken zu Berge standen und meine Kopfhaut zu prickeln begann, denn unvermittelt war nichts mehr zu hören, außer diesem Geräusch. Es war alles wie... weg. Verschwunden. Nur ich hockte in diesem beschissenen Gestrüpp und hoffte nicht gefunden zu werden. Ja. Hoffnung. Sollte ich sie haben? Die starb ja bekanntlich zuletzt, doch mir war bewusst, dass ich tatsächlich in keinem Märchen war.

Die Kälte kroch mir weiter durch Mark und Gebein. Irgendetwas stach in meinen Rücken, als ich versuchte mich etwas weiter nach rechts zu wenden. Die bisherige Position war extrem ungemütlich und so musste ich auch schon eine Weile hier hocken. Verwirrt blinzelte ich und probierte dabei etwas zu erkennen. Nichts. Keiner zumindest der sich sehen ließ. Erneut knackte es unvermittelt, aber dieses Mal war ich es. Ich hielt sofort inne, hoffte nicht entdeckt zu werden und bemerkte schließlich kein weiteres Geräusch. Es hätte mich entspannen sollen. War ich vielleicht nun in Sicherheit? Hatte man mich doch alleingelassen?

Oder derjenige der mich suchte, muss stehen geblieben sein, denn ich hörte keinerlei Schritte, dass ein Mensch oder Tier sich von mir entfernten. Spielte mir mein Hirn lediglich einen Streich? Das konnte auch nicht sein. Tausend Gedanken ließen meinen Schädel fast platzen. Nicht einmal mein eigener Atem wärmte mein kaltes Gesicht, der langsam aus meiner Lunge strömte. Dieser war fast lautlos. Zumindest versuchte ich noch immer so starr wie möglich zu bleiben, aber in diesem Augenblick spürte ich auch schon einen leichten Windzug und blitzartig diese Hand auf meinem Mund, die meinen Schrei in der Kehle erstickten ließ. Hart wurde ich nach hinten gerissen und ich wusste: Ich bin verloren...

 Hart wurde ich nach hinten gerissen und ich wusste: Ich bin verloren

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Black Shadow - Wer bin ich? PAUSIERT/WIRD BEARBEITET)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt