Kapitel 27

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Zuerst zögerte ich einen Moment, wobei mich Damian mit seinen Blicken regelrecht erdolchte. Es war deswegen nicht schwer, das zu befolgen, was er da verlangte, obwohl die Situation ziemlich konfus schien. Das alles war einfach nur surreal. Das es ihn gab, so wie er existierte und das ich auch schon Bekanntschaft mit einem Werwolf machen musste, sowie dieser Frau, bei der wir den unschönen Besuch bekamen. Denn auch sie war kein wirklicher Mensch. Das spürte ich sofort und außerdem war mir das klar, dass der Mann, der mir gerade seinen Arm hin streckte wahrscheinlich nichts mit solchen am Hut hatte. 

Ich biss mir auf nervös auf die Lippe und wollte sein Handgelenk ergreifen, was ich auch zugleich machte. Damian schien diese Berührung nicht zu stören und mich in diesem Augenblick auch nicht, obwohl ich wusste, dass er somit meine Gedanken lesen konnte. 

Wenn er aber recht hatte und mir dieses Blut vom ihm helfen würde, um meine Wunden zu versorgen und schmerzfrei zu werden, wollte ich nichts mehr als das. Dann war es fast wie eine Erlösung und vor allem besser wie ein Arzt, obwohl... wenn ich an diese Nadel dachte, wie er sie in meine Haut rammte, dann waren die Qualen schon extrem, aber würden sie dadurch wirklich komplett verschwinden?

Kurz überlegte ich hin und her, ob das nicht alles ein Scherz war und ich in einem Traum gefangen sein musste, doch als seine Stimme die Stille durchbrach, wurde ich wieder daran erinnert, dass alles Wirklichkeit sein musste. 

»Anna, nun mach schon. Die Situation ist ernster für dich wie du denkst. Dein Körper gleicht immer noch fast dem eines normalen Menschen. Also mach verdammt noch mal hin.« und sein Arm wanderte zu meinem Mund. 

Zugleich legte ich die Lippen auf seine Haut und schloss automatisch die Augen. Ich sollte Blut trinken. Wie widerlich. Doch als auf einmal diese Flüssigkeit meine Zunge traf, war ich geschockt. Nicht weil ich wieder an den Ekel dachte, sondern über mich selbst. Das ganze Gegenteil traf ein. Es schmeckte... köstlich. Ganz anders wie erwartet. Natürlich war das leicht metallische da, aber anders wie angenommen. Dieses Blut schmeckte wie lieblicher Wein. Verdammt süß und hinreisend. 

Ich riss sofort meine Augen auf und starrte Damian in die Augen ohne meinen Mund von seinem Arm zu nehmen. Seine waren geschlossen, die er dann aber etwas öffnete. In ihnen loderte etwas, was ich zuvor noch niemals sah. Schwarz mit blauen Flammen. Faszinierend und fremd zugleich. Dieser Blick von ihm ließ mich in eine Trance gleiten. Oder lag es an diesem Saft in meiner Kehle als ich zu saugen begann? Ich wusste es nicht. Nur, dass es sich unglaublich anfühlte. 

Es war wie, als würde alles in mir anfangen zu kribbeln. Jeden Schluck spürte ich klar und deutlich wie er in meinem Magen landete und von da aus sich verbreitete. Mein ganzer Körper wurde warm. Regelrecht heiß und auch meine Schmerzen begannen ganz plötzlich in den Hintergrund zu treten. Wie von selbst. 

Nur einen Augenblick später ergriff ich fester seinen Arm, um ihn näher nach unten an mich zu pressen. Diesen Geschmack würde ich niemals vergessen und ich genoss jeden erdenklichen Tropfen den Damian mir schenkte. 

Aus seiner Kehle drang ein leises Brummen und ich wusste er war zufrieden. Fühlte mich zudem ihm noch näher als so schon. Da ging es nicht um die Anwesenheit. Es war anders... Als würden wir beide gleich fühlen. Eins sein. Eine Woge der Erleichterung und der Glückseligkeit. Einfach nicht zu beschreiben. Jedes Wort hätte nicht diesen Moment getroffen; nicht erklärt was da gerade geschah. Alles war in diesem Moment einfach nur perfekt und alles um mich herum vergessen. Um uns. 

Als ich immer stürmischer begann zu saugen, stöhnte Damian laut auf. Es schien ihm genauso zu gefallen wie mir oder es lag daran, dass er wahrscheinlich in meinen Kopf schaute. In mir begann es immer mehr zu brodeln. Da war plötzlich eine extreme Lust die sich in mir aufbaute. War sie von mir oder ihm? Keine Ahnung. Nur es war überwältigend. So sehr, dass ich mehr wollte als das. Ich wollte Damian haben und dachte kurz an diesen Kuss, den er einige Stunden zuvor erwiderte. Erst. Auch wenn er ihn beendete wusste ich, dass es nicht spurlos an ihm vorbei ging. 

Auf einen Schlag gingen mir die heißesten Sachen durch den Kopf. Genauso wie ich mich fühlte. Die Sehnsucht wuchs immer mehr in meinem Innersten. Stetig. Ich brauchte Damian. Es wurde mir mehr als klar. Er sollte nie wieder in den Hintergrund rücken. Mir nie wieder heimlich folgen, sondern an meiner Seite stehen. Ich wollte, dass er mich in den Arm hielt. Leichte Küsse auf meinen Körper hauchte und über meinen Nabel leckte. Tiefer dabei ging. Ich wollte wissen wie es sich anfühlte, wenn er ganz nahe war und seine Mitte an meiner rieb, um mich kurz darauf zu vögeln. 

Auch wenn ich Jungfrau war, wusste ich, dass er es sein sollte. Er musste einfach der Erste für mich sein und ich wollte auch keinen anderen. Egal wer etwas anderes sagte. Ob meine bescheuerte Mutter, die ich niemals zuvor kennen lernte oder Damian's Bruder, den ich versprochen war. Dieser konnte sonst wie aussehen; so lieb sein wie er wollte. Nicht er war es, der mich haben sollte, sondern dieser Mann der gerade mir sein Blut reichte. Wilde Nächte wollte ich mit Damian verbringen. Wie er sich wohl nackt auf mir anfühlen würde? Wie es wohl wäre, wenn er mich küsste ohne es zu beenden? Immer und immer wieder. Wie wäre es, wenn ich ihn ritt und tief in mir hätte und einfach nur nicht mehr an Morgen dachte? Als würde es nur noch uns zwei geben. Für immer. 

Damian's Keuchen setzte sich unaufhaltsam fort. Also wusste er meine Gedanken und auch genau, dass ich in diesem Moment mir nichts sehnlicher wünschte, als dass er mich nahm und sich in mich versenkte. Tief und fest. 

Eine Gänsehaut überfuhr meinen Körper und ich wollte nichts anderes mehr, aber es war schnell vorbei, als er sich sofort von mir löste. »Das reicht.«, raunte er mit rauer Stimme, auch wenn er versuchte sich nichts anmerkten zu lassen. Das es ihm nicht sonst wo vorbei ging, sah ich in seinem Schritt. Er hatte einen Ständer und wie. 

»Aber...«, begann ich, doch er stand sofort auf und leckte sich selbst über den Unterarm, wobei sich sichtlich seine Wunde schloss, die er sich zuvor selbst zufügte, nur um mir zu helfen. 

»Das reicht. Du hast mehr als genug bekommen. Deine Wunden schießen sich schon. Ich kann es spüren.«, murmelte er neben der Spur und streifte sich sein schwarzes Haar aus der Stirn. Dann stand er auf und ging zum Fenster. Er war noch immer Oberkörper frei. Sein Rücken war muskulös und ich konnte den starken und festen Nacken erkennen. Trotz seiner schlanken Körperlinie war er wunderschön und optimal gebaut. 

Da er nun noch weiter von mir entfernt war, vermisste ich ihn in diesem Moment bei mir. Er sollte mich halten. Ich wollte in seinen Armen liegen. Mich wohl fühlen. 

Als ich aber einen Schritt in seine Richtung machte, knurrte Damian auf einmal: »Stopp.«

Er wendete sich nicht zu mir herum, aber sein Körper war extrem angespannt. Trauer legte sich um mich. Das er sich wieder so distanzierte, brachte mich zum weinen. Ich versuchte aber so leise wie möglich zu sein und biss mir auf die Lippe, als heiße Tränen lautlos über meine Wange liefen. Das konnte er doch nicht ernst meinen nachdem was wir gemeinsam erlebten. Vor allem als ich dachte, dass dieser Typ in der Wohnung wo wir kurz zuvor noch waren, ihn umbrachte. 

»Damian.«, hauchte ich leise. 

»Leg dich hin und schlafe, Anna.«, sprach er nur hart und ich wusste, dass an ihn kein Herankommen mehr war. Am liebsten wäre ich zu ihm gegangen und hätte ihn von hinten fest umarmt, aber das würde ich wohl bleiben lassen müssen. 

Vollkommen überwältigt von meinen vielen Gefühlen drehte ich mich leidlich herum und ging zu diesem Sofa, was nur wenige Schritte von mir entfernt war.



Wieder einmal ein Kapitel von Anna. Ich hoffe ihr konntet wieder einen kleinen Einblick in ihr Leben erhaschen. Vor allem was sie für Damian empfindet.
Was nun immer mehr wird.
Aber was würdet ihr an ihrer Stelle tun?
Lieber die Finger von ihm lassen oder doch versuchen diesen Mann mit allen Mitteln herum zu bekommen?
 

Black Shadow - Wer bin ich? PAUSIERT/WIRD BEARBEITET)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt