Bonuskapitel

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Damian

Keine Ahnung, was mir bei diesem Anblick durch den Kopf ging. Ich war einfach nur fassungslos Anna so zu sehen. Es tat mir in der Seele weh. Das durfte einfach nicht geschehen. Wir waren doch nicht um sonst hier. Eigentlich wusste niemand weiter wo sich die Hexe aufhielt und erst recht ließ sie hier niemanden in ihre Wohnung. Es gab auch einen Grund: Nämlich so einen.

Nicht nur sie versteckte sich und führte ein Doppelleben. Niemanden nahm sie hier mit her, außer engste Freunde und mich. Das wir hier sein konnten war großes Glück nur gewesen. Sie half mir wenn es um Anna ging und genau das war auch der Grund.

Tausend Fragen schossen mir durch den Kopf. Lebte sie überhaupt noch? Immerhin wollte sie die zwei Leichen in Anna's Wohnung beseitigen. Ich wusste nicht einmal ob allein oder mit Hilfe, doch nun war fraglich ob sie nicht längst bei dem Versuch getötet wurde und da war nicht nur das, sondern auch dass jemand fremdes hier war.

Dieser Kerl war mindestens so groß wie ich, aber dennoch breiter. Normalerweise spürte ich, welcher Rasse er angehörte, aber dieses Mal war es anders. Entweder lag ein Zauber über diesem Kerl oder er gehörte mit dazu, aber Zeit darüber nachzudenken hatte ich keine. Es ging um die Frau, die ich schützen musste und schon wieder schien ich versagt zu haben. Was war das nur für ein beschissenes Schicksal was uns beide da aufsuchte. Sie zog das Pech, seitdem ich mich zu erkennen gegeben hatte, magisch an und dabei wollte ich sie doch nur schützen.

Nur eine Sekunde dachte ich an diesen Kuss von vorhin. Ich hatte sie danach weggestoßen. Mit Grund. Sie wusste genau warum. Wir beide durften das nicht machen. Niemals. Dabei hatten sich ihre Lippen so wunderbar angefühlt. Noch immer spürte ich dieses warme Prickeln auf meinen. Warum musste mein Bruder sie nur bekommen? Warum war er der Ältere? Das kotzte mich so sehr an, dass meine Wut nur noch größer wurde. Nicht nur, weil sie mich küsste, sondern dieser Typ vor mir; ihr weh tat.

Mit einem Flopp hörte man ihren Körper auf die Fließen aufschlagen und ich zuckte zusammen, doch bevor der Fremde noch irgendetwas tun konnte, nahm ich mir das erst beste, was ich in die Finger bekam, auch wenn es nur ein Toaster war. Die Hexe würde mich umbringen, wenn sie wüsste, dass ihre Küche verwüstet wurde, aber es gab wichtigeres. Alles war ersetzbar. Anna nicht.

Der elende Zorn machte sich in mir breit und die Schmerzen in meiner Brust machten sich rar, sodass ich mich einzig und allein von meinem Inneren leiten ließ. Das hieß, dass der Vampir zum Vorschein kam. Meine Fänge verlängerten sich rasant und das erste was ich tat war auf ihn drauf zu springen und in seinen Hals zu beißen. Sonst hatte ich nichts. Mein Schwert lag im Wohnzimmer und es war wichtig überhaupt etwas zu machen, bevor dieses zu holen.

Mit extremer Wucht schleuderte er mich gegen die Wand und kam auf mich zu. Das war genau das, was ich wollte. Hauptsache er war von Anna weg, die immer noch auf den Fließen lag. Er hatte sie übel erwischt. Ihre Augen waren leicht geöffnet, aber ich erkannte, dass sie versuchte nicht das Bewusstsein zu verlieren, was ziemlich schwer mit einem Messerstich im Bauch war. Überall schien Blut aus ihr zu strömen; nicht nur aus ihrem Unterleib. Sorge bereitete mir, dass sie innere Verletzungen hatte.

Anna röchelte; versuchte etwas zu sagen und dunkelrotes Blut schwappte aus ihrem Mund. Das Problem war nur, dass ich mich nun beeilen musste. Es ging um ihr Leben. Mein Pech nur, dass ich keine Waffe hatte und wir sicher nicht lange allein blieben. Diese Bastarde jagten mindestens zu zweit und er war hier allein. Er war schneller. Das war klar. Nur was sollte ich verdammt noch mal machen?

Denk nach. Los denk nach, sprach ich mir innerlich zu und ging einige wenige Schritte zurück. Er folgte mir, wobei ich mit Absicht über die Couch nach hinten viel, aber nach meiner Rolle wieder auf beide Beinen ankam. Nur ein paar Zentimeter und ich hatte mein Schwert. Ich probierte es zu greifen, doch ich gelang nicht rechtzeitig daran. Er holte gleich aus und traf mich mit dem Messergriff genau an der Nase. Es knackte kurz auf und ich wusste, dass sie gebrochen war.

Wir mussten einfach hier weg. Ich musste die Blutung stoppen. Das hieß, dass ich nicht länger mit im spielen konnte, oder er besser gesagt mit mir. Ob ich mich verletzte war sowieso erst einmal scheiß egal. Ich sprang einen Schritt nach rechts, ergriff den Strang einer Stehlampe und schlug ihn mit dieser schwer auf den Kopf, aber das schien ihn irgendwie nichts auszumachen, was mich wirklich ärgerte.

Immer wieder versuchte der Typ mich zu greifen. Da ich aber vollkommen nackt und feucht von der Dusche noch war, schaffte er es nicht. Ich entglitt ihm ständig, wobei er ein wildes Knurren ausstieß. Endlich an meiner Waffe angelangt, könnte ich spüren, wie er hinter mir erstarrte. Da war kein Ton mehr. Er war wie verstummt. Trotz dessen ergriff ich mein Schwert und wollte ihn gerade damit aufspießen, als ich mit Erschrecken feststellte, dass aus seinem Gesicht eine Klinge ragte. Er war komplett entstellt. Blut troff aus der riesigen Wunde und rann langsam an seinem Kinn herab.

Ich sog erschrocken die Luft ein und erst konnte ich mir nicht denken, wer es gewesen war, als mir auffiel, dass ich kaum noch bei der Sache kurz zuvor war und das lag daran, dass ich Anna retten musste. Dass sie aber hinter ihm auftauchte, als er bewusstlos nach vorn kippe hätte ich nie im Leben angenommen. Der dumpfe Schlag mit dem er auf Boden aufkam, war nicht zu überhören und der Anblick war auch nicht gerade ansehnlich. Da fragte ich mich echt in diesem Moment, wie sie es schaffte ihm die Klinge durch den Schädel zu stoßen, doch dafür blieb keine Zeit.

Ihre Augen wurden glasig, als mein Blick auf ihr Gesicht fiel. Zugleich fing sie zu taumeln an. Die Wunde an ihrem Bauch war groß und ihr Blut vermischte sich mit dem des Eindringling. Das war schlecht. Verdammt schlecht. Gerade als sie etwas sagen wollte floss aus ihrem Mund nur ihr Blut. Scheiße. Fuck. Es blieb keine Zeit diesen den Mann den Kopf abzuschlagen und sich sicher zu sein, dass er komplett tot sein würde und auch nicht wieder auferstehen würde. Ich hatte ja nicht einmal Klamotten am Leib, doch da ich nicht umsonst ein Vampir war, rannte ich in unmenschlicher Geschwindigkeit ins Schlafzimmer und zog mir wenigstens eine Hose über. Den Rest warf ich gekonnt in die Reisetasche, die ich mir sofort über die Schulter warf.

Es war keine Zeit nun über irgendetwas nachzudenken. Wir mussten hier so schnell wie möglich weg. Keine Ahnung wohin, denn die Hexe war die einzige mit der ich manchmal Kontakt hatte. Andere müsste ich erst einmal informieren und genügend Zeit hatte ich dafür nun einmal in diesem Moment nicht.

Anna war echt tapfer. Erst als ich bei ihr angekommen war, gab sie sich ihrer Ohnmacht hin, wobei ich sie eilig auf meine Arme nahm. Da ich aber wusste, dass die Hexe nicht nur einen Wagen besaß, blieb ich kurz beim Schlüsselbrett an der Tür stehen und ergriff den Erstbesten. Hauptsache wir kamen hier irgendwie weg und uns hatte niemand bemerkt.

Auch wenn die Tür nicht mehr ganz in Ordnung war, schloss ich sie dennoch um nicht so viel Aufmerksamkeit zu erregen. Dann rannte ich barfuß mit Anna die Treppen zur Tiefgarage herunter und drückte wahllos auf dem Knopf herum. Ein Auto musste ja aufleuchten. Ich betete und war kaum erleichtert, als sich ein Sportwagen leise mit einem Klicken äußerte. Ein Zweisitzer. Das war natürlich nicht gerade von Vorteil, aber egal. Hauptsache wir machten uns vom Acker.

Umständlich setzte ich Anna auf den Beifahrersitz, wobei ich zugleich spürte wie flach ihr Atem war. Innerlich fluchte ich, rannte um den Wagen herum, setzte mich hinein und trat auf das Gas. Zum Glück war die Garage offen.

Mit röhrenden Motor und quietschenden Reifen landeten wir auf der dicht befahrenen Straße. Natürlich hupten einige oder zeigten mir einen Vogel, doch das war mir scheiß egal. Wir mussten irgendwo hin, wo ich Anna helfen konnte. Hoffentlich hatten wir noch etwas Zeit. Wenigstens einen Augenblick. Sonst wäre alles umsonst.


Was glaubt ihr wo Damian nun hinfahren wird?

Was wäre am besten Für Anna?

Ein Krankenhaus, wobei komische Fragen gestellt werden?

Oder doch lieber ihr allein versuchen zu helfen?

Was würdet ihr an seiner Stelle machen?

Freu mich über Eure Kommentare <3

Black Shadow - Wer bin ich? PAUSIERT/WIRD BEARBEITET)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt